Essen. Mit “Luftrechnungen“ hatte das Essener Unternehmen eine Factoring-Firma um zwei Mio Euro geschädigt. Jetzt wurden die Chefs verurteilt
Ans große Geld hatten die beiden Geschäftsführer mit "Luftrechnungen" gewollt und sich damit selbst ins Gefängnis gewirtschaftet. Das Landgericht Essen verurteilte jetzt Manfred P. (58) aus Willich und Bernd S. (58) aus Essen zu mehrjährigen Haftstrafen.
Es war sogar ein Trio nach außen ehrenwert wirkender Geschäftsleute, das am 19. Januar auf der Anklagebank vor der XII. Wirtschaftsstrafkammer Platz genommen hatte. Neben dem Willicher, Chef einer Factoring-Firma, und dem Essener Geschäftsführer eines Medienunternehmens hatte sich noch dessen Co-Chefin zu verantworten. Doch ihr billigte das Gereicht eine Nebenrolle bei der Untreue zu. Die 59-Jährige bekam nach einigen Wochen ihr Strafverfahren eingestellt und musste dafür eine Geldbuße in Höhe von 20.000 Euro bezahlen.
Mit Factoring schnell ans Geld kommen
Factoring-Firmen bieten anderen Unternehmen einen Weg, schnell ans Geld ihrer Kunden zu kommen. Wer für seine erbrachte Leistung seinem Geschäftspartner eine Rechnung ausstellt, muss meist lange auf sein Geld warten. Das kürzt er ab, indem er die Rechnung an eine Factoring-Firma abtritt. Die zahlt das Geld nach Gebührenabzug und treibt es beim Kunden ein.
Die beiden Essener Geschäftsführer, die eine Werbeagentur geleitet hatten, kamen zusammen mit dem Chef der Factoring-Firma auf die Idee mit den "Luft- oder Scheinrechnungen", um finanzielle Probleme zu überbrücken. Eine kriminelle Geschäftsidee, die irgendwann auffliegen musste.
Erfundene Rechnungen eingereicht
Zwischen 2012 und 2015, die Taten liegen lange zurück, hatten die Essener erfundene Rechnungen eingereicht. Irgendwann fiel der Factoring-Firma natürlich auf, dass sie dieses Geld nicht auftreiben konnte. Deshalb gab sie die Rechnungen an die Essener zurück und ließ sich das bereits gezahlte Geld von ihnen zurückzahlen. Um dies zu finanzieren, mussten die beiden Medienunternehmer immer neue "Luftrechnungen" einreichen. Ein "Schneeballsystem", das natürlich zusammenbrechen musste.
Aber bis dahin hatte es eine Schadenshöhe von rund zwei Millionen Euro angehäuft. Ein Schaden, auf dem letztlich die Factoring-Firma sitzenblieb.
Angeklagter hatte selbst Anzeige erstattet
Ausgelöst hatte die Ermittlungen ausgerechnet der Chef dieser Firma. Denn er hatte Anzeige gegen die Essener erstattet. Interne Ermittlungen des Unternehmens zeigten aber, dass er selbst an der Untreue beteiligt gewesen sein musste, indem er Sicherungsregeln ausgehebelt hatte.
Im Prozess hatte der Willicher Manfred P. das zunächst vehement bestritten, später aber eine Art Geständnis abgelegt. Er bekam jetzt zwei Jahre und neun Monate Haft für Untreue in 221 Fällen. Seinen Essener Mitangeklagten Bernd S. verurteilte die XII. Wirtschaftsstrafkammer lediglich wegen Beihilfe zur Untreue zu zwei Jahren und vier Monaten Gefängnis.