Essen. Das Baby schrie, der Vater schüttelte es wütend. Dann starb es. Jetzt muss der 25-jährige Essener sieben Jahre ins Gefängnis.

Innocent hieß sein Sohn, das heißt "unschuldig". Zwei Monate alt durfte der Junge nur werden, bevor sein Vater ihn tötete. Dabei tat Innocent nur das, was Babys oft machen: er schrie. Am Donnerstag verurteilte das Essener Schwurgericht den 25 Jahre alten Unity O. wegen Totschlags zu sieben Jahren Gefängnis.

Das Strafmaß war zu Beginn in einem gewissen Rahmen unter den Prozessbeteiligten abgesprochen worden. Der Angeklagte hatte im Gegenzug über seinen Verteidiger Nikolai Odebralski ein Geständnis abgelegt, von Überforderung gesprochen.

Gericht spricht von Überforderung

Das gestand das Schwurgericht ihm zu. Weil die Mutter des Kindes an Rheuma litt, kümmerte sich überwiegend Unity O. um den gemeinsamen Sohn, der an 24. Dezember 2020 zur Welt gekommen war. "Ein Heiligabendkind", erinnerte Richter Jörg Schmitt im Urteil.

Auch am Morgen des 10. Februar war Unity O. allein mit Innocent. Das Kind schrie, ließ sich nicht beruhigen. Durch "heftiges, massives Schütteln", so der Richter, habe der Angeklagte die Schreie unterbinden wollen. Auf einmal lag der Junge regungslos da. Die Mutter kam nach Hause, der Notarzt wiederbelebte das Kind noch - doch zehn Tage später starb Innocent im Krankenhaus.

Tod des Kindes billigend in Kauf genommen

Unity O. habe seinen Sohn sicher nicht töten wollen, sagte Schmitt, erklärte aber die Schuld des Angeklagten: "Er nahm den Tod seines Kindes billigend in Kauf."

Offen bleibt, wer für zahlreiche schwere Verletzungen des Jungen bis hin zum Schädelbruch vor dem 10. Februar verantwortlich war. "Das kleine Wesen hat viel mitgemacht", umriss Schmitt das Martyrium des Säuglings. Die Anklage hatte das zunächst dem Angeklagten angelastet. Die Beweisaufnahme zeigte, dass die Gewalttaten auch von der Mutter hätten ausgehen können.

In Nigeria Kindersoldat

Der Richter zeichnete den Lebensweg des Angeklagten nach, ohne damit dessen Tat zu bagatellisieren oder zu entschuldigen. Er sprach aber von einer sehr schweren Kindheit des 25-Jährigen. In Nigeria aufgewachsen habe Unity O. als Kindersoldat viele Tötungen miterleben müssen.

2015 sei er nach Deutschland gekommen, habe seine spätere Frau in München kennengelernt und in ihrer Heimat Polen geheiratet. Schließlich seien sie nach Essen gekommen, hätten in einer Ein-Zimmer-Wohnung an der Friedrichstraße in bescheidenen Verhältnissen gelebt.

In Nigeria habe er mit dem Haschischkonsum begonnen, auch in Deutschland weiter Drogen genommen. Daraus sei eine Psychose entstanden, Wahnvorstellungen. Doch für die Tötung sei dieses Krankheitsbild nicht ursächlich. Deshalb wird Unity O. auch nicht in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.