Essen. Hunderte von Millionen Zuschauer verfolgten weltweit vor dem Fernseher und im Internet die Abschiedsfeier für den "King of Pop" in der Staples-Arena in Los Angeles. Jacksons Sarg war vergoldet und mit Rosen geschmückt
„Das ist nicht wahr. Ich kann es nicht glauben.” Überglücklich fällt Lilly dem Unbekannten neben ihr um den Hals. Einfach so, ohne jede Gegenleistung, hat Forrest, der auch auf den zweiten Blick dem späten Ringo Starr ähnelt und mit Michael Jackson äußerlich nichts gemein hat, Lilly mitten auf der Straße in Los Angeles ein Ticket und ein Armband geschenkt – die wohl begehrtesten Eintrittskarten der Welt an diesem frischen kalifornischen Morgen. In der Online-Lotterie hatte Forrest, der Single, zwei Tickets für die Jackson-Trauerfeier gewonnen, brauchte aber nur eins.
Hunderte stehen schon ganz früh an der Kreuzung der Figueroa Street, um einen Blick auf jenen Ort zu erhaschen, an dem ein paar Stunden später die Trauerfeier für die Pop-Ikone Michael Jackson beginnen soll.
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Die Polizei ist noch früher da. Das ganze Viertel im Zentrum von Los Angeles ist seit der Nacht abgeriegelt. In der Luft knattern Hubschrauber. Auf Motorrädern, mit Autos oder als Menschenkette blockieren Polizisten den Zugang zur Staples-Arena. Doch der befürchtete Ansturm Zehntausender von Fans, die die Sperren überrennen, bleibt an diesem Morgen aus. Jacksons Verehrer sind in dem dichten Pulk aus Polizisten, Journalisten und fliegenden Händlern deutlich in der Minderheit. Das Mädchen Ellen hat sich als kesser „Moonwalker” herausgeputzt. Dass die Staples-Arena für sie unerreichbar bleibt, ist ihr egal. „Hey, ich bin hier.” Im Staples Center in Los Angeles wird später der vergoldete Sarg des „King of Pop” von dessen Brüdern für die Trauerfeier auf die Bühne getragen. Ein Gospel-Chor singt „We are going to see the king” („Wir werden den König sehen”). Sänger Smokey Robinson verliest eine Widmung des Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela, der den Toten als einen „Giganten” der Popmusik würdigt.
Idol, Held, König
Liz Taylor, Jacksons mütterliche Freundin, ist nicht gekommen. „Wie ich fühle, bleibt zwischen uns”, verbreitet sie über den Internetdienst Twitter. „Ich kann nicht Teil dieses Tamtam sein.” Dafür sind Pop-Größen wie Stevie Wonder und Mariah Carey unter den 11 000 Lotteriegewinnern in der Arena. Es ist der Auftakt zu einer Trauerfeier, bei der die ganze Welt zuschaut. Millionen Menschen verfolgen die Würdigung für einen der größten Entertainer, den die Welt je sah. In Los Angeles dominiert ein Großporträt Jacksons die blau ausgeleuchtete Bühne. Beifall bricht aus, als der mit Rosen geschmückte Sarg unter Gospel-Klängen vor die Bühne gefahren wird. „Für viele”, sagt Pastor Lucius Smith, ein Freund der Familie, „war Michael ein Idol, ein Held, gar ein König.”
Die Würdigungen der US-Basketball-Stars Kobe Bryant und vor allem des kranken Magic Johnson rühren viele zutiefst an. Sängerin Mariah Carey sitzt hörbar ein Kloß im Hals, als sie die ersten Töne von Jacksons frühem Welthit „I'll be there” anstimmt. Spätestens in diesem Moment werden in der Arena die Taschentücher gezückt. „Er war der größte Entertainer, der je gelebt hat”, sagt Berry Gordy, Gründer des Platten-Labels, der die „Jackson Five” in den USA populär machte. „Michael, I love you.” Die Halle tobt.
Großer Chor und große Gefühle
Jacksons Tochter Paris (11) weint ins Mikrofon, Michael sei der beste Vater gewesen, den man sich habe vorstellen können. Sehr pathetisch, sehr amerikanisch verläuft diese Feier, mit großem Chor und großen Gefühlen. Bis zu vier Millionen Dollar dürfte die Stadt Los Angeles dieser Abschied kosten. Die Stadtverwaltung rief zu Spenden auf.
Online: Video von der Trauerfeier in Köln unter: DerWesten.de/trauervideo. Eine Fotostrecke von der Trauerfeier in Los Angeles finden Sie unter DerWesten.de/jacko