Essen.. Es ist wieder soweit, RTL schickt erneut elf „Promis“ in Dschungelcamp. Erkenntnis der Auftaktsendung: Silva Gonzalez nervt, Georgina hat das Zeug zur neuen Sarah Knappik, und Dirk Bach fehlt. Helmut Berger fiel direkt unangenehm auf und pinkelte ungeniert ins Dschungelcamp.
Euphemismus, der: beschönigende, verhüllende, mildernde Umschreibung. Es gibt kaum ein Wort, mittels dessen man das RTL-Dschungelcamp besser beschreiben kann. Allein schon der offizielle Titel „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ ist ja schon arg beschönigend. Zugegeben, es ist griffiger als „Mich kennt leider keine Sau (mehr) und ich brauche die Kohle, aber holt mich trotzdem hier raus“. Auch 2013 hat RTL wieder 11 „Promis“ (auf die Anführungszeichen wird fortan verzichtet, ebenso wie bei den Berufsbezeichnungen des dreckigen Fast-Dutzends) nach Australien geschickt, um sich vor einem Millionenpublikum des letzten Rests an Würde zu entledigen.
Olivia Jones wie Brigitte Nielsen: groß, blond, laut und falsche Brüste
Wie in den vergangenen sechs Staffeln, hat der Kölner Sender auch dieses Mal eine illustre Schar im Dschungelcamp versammelt: Klangvolle Namen wie Iris Klein (Mutter von Daniela Katzenberger), Claudelle Deckert (laut eigener Aussage „die dumme Bitch aus ‚Unter Uns‘“, wer mag da widersprechen) und Arno Funke (besser bekannt als Karstadt-Erpresser „Dagobert“) sind ein Garant für viel Glamour. Den versprüht zumindest optisch der/die Travestie-Künstler_In Olivia Jones. Wer nur mal kurz ins Dschungelcamp gezappt hat (laut Bürogesprächen am nächsten Tag sind ja 99 Prozent der Zuschauer „beim Zappen kurz hängengeblieben, eine ganze Folge schaue ich mir nicht an“) könnte meinen, dass Vorjahressiegerin Brigitte Nielsen das Camp erneut okkupiert hat: Die Merkmale groß, blond, laut und falsche Brüste teilen sich die Dänin und der/die Hamburger_In immerhin.
Laut ist auch ein Merkmal, das auf Silva Gonzalez zutrifft. Der Sänger der Chart-Granaten „Hot Banditoz“ scheint es nicht fertig zu bringen, irgendeine banale Tätigkeit auszuüben, ohne sie wort- und gestenreich zu kommentieren. Es bleibt zu hoffen, dass er seinen Mittelungsdrang nicht auf seine Toilettenbesuche ausdehnt.
Helmut Berger pinkelt ins Dschungelcamp
Gänzlich auf eine Toilette verzichtet hat dagegen Helmut Berger. Der bekannteste Österreicher seit Sie-wissen-schon-wem pinkelte ungeniert vor der Toilette, aber in Bergers Alter ist senile Bettflucht ja auch keine Seltenheit. Mittlerweile ähnelt er einst „schönste Mann der Welt“ der Sorte Mensch, die selbst in einer vollkommen überfüllten U-Bahn einen Vierersitz für sich alleine haben.
Ebenfalls alleine ist Georgina, zumindest in dem Umstand, dass sie als einzige Dschungelcamp-Teilnehmerin noch keinen Wikipedia-Eintrag zu ihrer Person hat. Anscheinend ist sie so abgebrannt, dass sie bereits ihren Nachnamen verpfänden musste (dabei klingt „Bülowius“ doch so schön Loriot-esque) oder sie sieht sich in einer Reihe mit Madonna, Cher und Beyoncé. Eines muss man der ehemaligen „Bachelor“-Teilnehmerin attestieren: Wenn eine Kandidatin das Potential dazu hat, das immer noch klaffende Loch zu schließen, welches Sarah Knappik seit ihrem legendären Dschungelcamp-Auftritt hinterlassen hat, dann sie. In Wortgewandtheit steht Georgina dem Urmeter an guter Dschungel-Unterhaltung jedenfalls in nichts nach: „Das wird voll die Herausforderung und so“ könnte auch ein Satz von Sarah K. Superstar gewesen sein. Dementsprechend wird die Frau ohne Nachnamen wohl auch zu mehreren Dschungelprüfungen antreten dürfen, den Auftakt macht sie am Samstag bei der „Dschungel-Kloake“. Das wird bestimmt auch „voll die Herausforderung und so“.
Hochzeitskuss mit Kakerlake als Dschungelprüfung
Sprachlich ebenfalls voll auf der Höhe ist Joey Heindle. Der ehemalige DSDS-Teilnehmer, bei dem Dieter Bohlen mal ganz frevelhaft mitten während des Auftritts verschwunden ist, überzeugte mit schlagfertigen Aussagen wie „Boah, das stinkt ja voll nach Fisch“ nachdem er ein Becken voller Fischinnereien entdeckte. Diese waren nämlich Teil der ersten Dschungelprüfung, die der 19-Jährige gemeinsam mit der ehemaligen Topmodel-Kandidatin Fiona Erdmann absolvieren durfte.
Abflug ins Dschungelcamp
Es glich einem Wunder, dass Erdmann überhaupt in der Lage war, anzutreten, wurde sie doch durch einen verfrühten Aufbruch ins Camp arg belastet („Ich dachte, ich hätte noch Zeit, was zu regeln. Jetzt mache mir Sorgen um meine Firma.“) und dann brach ihr zu allem Überfluss auch noch ein Fingernagel ab. Doch dank Heidi-Klum-gepredigter Tapferkeit hielt sie durch und erspielte bei einem typischen Dschungelspiel (viel Glibber, Maden essen, Riesenkakerlake im Mund behalten) insgesamt acht Sterne. Mehr Angst als vor dem ganzen Ungeziefer hatte Joey Heindle vor dem Fakt, dass die Dschungelprüfung „Traumhochzeit“ hieß. Er habe ja schließlich eine Freundin und könne deshalb nicht direkt am ersten Tag im Dschungel heiraten.
„Ta, Dickie“ – Vielen Dank Dirk Bach
Doch Sonja Zietlow und ihr neuer Moderationspartner Daniel Hartwich beruhigten den widerwilligen Bigamisten. Insgesamt lieferte die RTL-Allzweckwaffe Hartwich ein passables Dschungel-Debüt ab, an die Ausstrahlung und das Timing des im vergangenen Jahr verstorbenen Dirk Bach kam er jedoch nicht heran. Diesem wurde auch mit einem überraschend sensiblen Einspieler gedacht, an dessen Kernaussage man sich nur anschließen kann „Ta, Dickie“ – vielen Dank Dirk Bach für die vergangenen Jahre.
Dschungelcamp feiert Rekordstart
Das Dschungelcamp hat nach RTL-Angaben den besten Start aller bisherigen Staffeln hingelegt. Insgesamt 7,77 Millionen Zuschauer ab drei Jahren schauten am Freitagabend "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!", wie der Sender am Samstag mitteilte. Der Marktanteil lag bei 27,7 Prozent. In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen erreichte die Show um das Moderatorenteam Sonja Zietlow und Daniel Hartwich einen Marktanteil von 39,8 Prozent. 4,58 Millionen Menschen aus dieser Altersklasse sahen sich die Sendung am Freitagabend an.
RTL zufolge überbot die diesjährige "Dschungelcamp"-Premiere damit sowohl beim Gesamtpublikum als auch bei den jungen Zuschauern die Auftaktsendungen der bisherigen Staffeln. Gleichzeitig lagen die Millionenwerte in beiden Zuschauergruppen über allen Ausgaben der sechsten Staffel. In der Spitze erreichte die Folge am Freitag demnach 9,3 Millionen Zuschauer.
Vergangenes Jahr verfolgten in der werberelevanten Zielgruppe 4,29 Millionen junge Zuschauer den "Dschungelcamp"-Auftakt. Dies entsprach einem Marktanteil von 36,1 Prozent. Im Januar 2011 schalteten bei den 14- bis 49-Jährigen 4,51 Millionen zur ersten Folge ein (Marktanteil: 39,3 Prozent). (Mit Material von dapd)