Castrop-Rauxel. Fünf Jungen, gerade mal zwischen zehn und 13 Jahren alt, haben in Castrop-Rauxel eine frisch renovierte Kindertagesstätte verwüstet. Eigentlich sollte die erweiterte Awo-Kita in Deininghausen am kommenden Montag wiedereröffnet werden. Das ist nun utopisch.
Ein buntes, aber zugleich trauriges Werk haben fünf Jungen aus Deininghausen hinterlassen. Der dortige Awo-Kindergarten – frisch renoviert und erweitert – ist nach ihrem Einbruch dermaßen verunstaltet, dass er vorerst nicht bezugsfertig sein wird. Erzieherinnen reagierten schockiert. Zumal die zehn- bis 13-Jährigen selbst einmal dort betreut wurden, quasi dort groß geworden sind. Das Quintett musste sich sein „Werk“ inzwischen anschauen. In Begleitung ihrer Eltern, denen teilweise die Tränen in den Augen standen. Und die es gar nicht fassen konnten, was ihrer Kinder angerichtet hatten.
Die meisten Räume der Einrichtung an der Wittenberger Straße, die ein Jahr lang erweitert und renoviert wurden, sind mit Fingerfarbe über und über bekleckst. Wände, Fußböden und sogar die Zimmerdecken sind mit roter, blauer und gelber Farbe getränkt. Die ist zwar ursprünglich wasserlöslich, inzwischen aber dermaßen angetrocknet, dass sie nur noch auf ganz glatten Oberflächen wegzubekommen ist. Auch mit zwei Feuerlöschern und einem Hammer randalierten die Jungen herum. Und das Gefährlichste: wohl auch mit einem Feuerzeug. „Die haben versucht, einen Stuhl anzuzünden“, sagt die stellvertretende Kindergartenleiterin, Nurten Cakir.
AWo-KindergartenJunge hebelte ein auf Kipp gestelltes Fenster auf
Der Älteste der Jungen hebelte ein auf Kipp gestelltes Fenster auf und holte seine Kumpel ins Gebäude. Sie hätten „Spaß haben und eine Party feiern“ wollen, erklärten sie später der Polizei und ihren Eltern. „Ich fand es schlimm, wie eiskalt die Jungen reagierten“, sagt Nurten Cakir. Und dass die Jungen auch die Kanarienvögel mit Farbe und Schaum besprüht hätten. Zwei Tiere seien tot, die anderen konnte ein Arzt retten.
Das Quintett sei nach der Randale geschickt vorgegangen. „Die haben ihre bunten Schuhe bei der Oma versteckt oder ihre Anziehsachen zuhause ganz unten in den Wäschekorb gepackt“, erläutert Nurten Cakir. Dennoch kam ihnen die Polizei schnell auf die Schliche. Nachbarn hatten die Jungen gesehen, und im Gebäude fanden die Ermittler Schuhabdrücke der Größe 35 bis 41, was auf junge Einbrecher schließen ließ.
Kinder bleiben ander Weimarer Straße
Das Haus muss jetzt komplett gereinigt und an den Wänden zum größten Teil neu gestrichen oder tapeziert werden. „Am Montag mit dem ganz normalen Kindergartenbetrieb loszulegen ist utopisch“, ist sich der Architekt der Einrichtung, Gregor Freder aus Gladbeck, sicher. Auch Kerstin Fromm vom Awo-Unterbezirk ist skeptisch: „Wir werden wohl im Gemeindehaus an der Weimarer Straße weitermachen müssen.“ Dort war der Kindergarten während der Umbauphase untergebracht.
Was mit den Jungen geschieht, ist unklar. Ein Lichtblick bleibt am Ende dennoch: Dass sie die Kanarienvögel getötet haben, das täte ihnen Leid.