Bochum/Datteln..

Mladen P. (43) war redselig, zuvorkommend, scherzte gerne. Das war noch zu Zeiten, als der 43-Jährige als Kellner in einem Restaurant in Haltern am See arbeitete. Am Mittwoch auf der Anklagebank vor dem Schwurgericht in Bochum war er schweigsam.

Der 43-jährige Kroate sowie Michael M. (46) aus Schermbeck und Volker H. (47) aus Haltern müssen sich für den gewaltsamen Tod des Geflügelgroßhändlers und Hoteliers Klaus Kandaouroff (80) verantworten.

Am 29. Mai letzten Jahres gegen 22.30 Uhr soll Mladen P. den verhängnisvollen Schuss abgegeben haben, als er und seine beiden Mitangeklagten den Millionär ausrauben wollten. Das Opfer sollte vor seiner Villa in Datteln an der Ahsener Straße überwältigt und gezwungen werden den Safe zu öffnen, so Oberstaatsanwalt Dieter Justinski. Doch soweit kam es nicht. An der Tür hätten der Kroate und Michael M. den ahnungslosen 80-Jährigen abgefangen, während Volker H. im Auto wartete. Mladen P. habe dem Geschäftsmann die Pistole an den Kopf gedrückt, wollte ihn offenbar in die Wohnung zwingen. Dabei habe sich ein Schuss gelöst. Kandaouroff starb noch vor seiner Haustür. Die mutmaßlichen Täter flüchteten, blieben fast ein Jahr lang unerkannt.

Sie lebten weiter, als wäre nichts geschehen wäre. Michael M. arbeitete in einem Erziehungsdienst der Jugendhilfe in Marl. Volker H. - der Mann in dem verblichenen T-Shirt - hing in der Seestadt seinen Träumen nach, wollte einen Motorradtreff aufbauen und ein Muster-Fachwerkhaus bauen. Überhaupt führte er ein bewegtes Leben. Nach der Hauptschule schlug er sich mit Gelegenheitsjob durch, wurde später Berufskraftfahrer, arbeitete als Kabelträger beim WDR, unter anderem beim Münster-Krimi „Wilsberg“. Er machte eine Tauchausbildung, wurde nach eigenen Angaben Ende der 90er Jahre Greenpeace-Aktivist und machte bei Aktionen gegen Atomkraftwerke mit. Er erkrankte an Krebs, wurde behandelt und stieg später in den Autohandel ein, überführte Fahrzeuge von Florida nach Kuba. Er saß wegen Diebstahl und Drogendelikten Strafen ab. Bei der in Augenscheinnahme seines Zweitwohnsitzes, einem Bauernhof in Emden, habe der sich als Cannabis-Plantage herausgestellt.

Michael M. lernte nach der Hauptschule Fleischer, wechselte später als Hilfsarbeiter zum Bau. Danach versuchte er sich als Gastwirt, machte lange Zeit dies und das, wurde 2002 bei einem Erziehungsdienst für Jugendliche in Marl angestellt, wo er bis zu seiner Verhaftung arbeitete. Er hat zwei Mal geheiratet und zwei Kinder, die allerdings nicht von den Ehefrauen stammen. Zu Schwestern und Mutter hat er kaum noch Kontakt.

Festnahmen nach TV-Ausstrahlung

Erst am 17. Februar dieses Jahres, einige Tage nach einem Fahndungsaufruf in der Sendung XY- ungelöst, kam es zu den Festnahmen. Mladen P. und Michael M. räumten bisher Tatvorwürfe ein. Raub mit Todesfolge heißt die Anklage.

„Es besteht noch reichlich Unklarheit“, sagte der Vorsitzende Richter Hans-Joachim Mankel. Insbesondere der Verbleib der Tatwaffe ist noch nicht geklärt. Die will Mladen P. in Datteln am Kanal weggeworfen haben. Gefunden wurde sie nicht. Von der Waffe verspricht sich das Gericht Aufschluss darüber, ob der Schuss tatsächlich versehentlich ausgelöst wurde. Möglicherweise wird eine Belohnung für das Auffinden der Waffe ausgesetzt. Elke Kandaouroff, Tochter des Opfers, die mit fest zusammengepressten Händen auf der Nebenklägerbank saß, zeigte sich nicht abgeneigt. 100 000 Euro Belohnung hatte die Familie bereits für Hinweise, die zur Verhaftung der Täter führen, ausgelobt.

Mankel redete den Angeklagten ins Gewissen und forderte sie auf, Angaben über Tat und Tathergang zu machen. Mladen P. sprach er direkt an. Dem wird auch vorgeworfen, mit einem Komplizen im Jahr 2006 eine Bochumerin (70) in deren Wohnung überfallen und ausgeraubt zu haben. Die Frau wurde zu Boden geschlagen, Schmuck und Bargeld in Höhe von 100 000 Euro gestohlen. Mladen P. will den Komplizen nicht kennen, weiß angeblich nur noch den Vornamen. Mankel: „Da verliert sich manches im Nebel.“