Brüggen. Egal, in welchem Restaurant man im Ortskern eine Auszeit genießt: Gäste haben die historischen Bauten immer im Blick. Ein Nachmittag in Brüggen.

Sitzt man bei einem kühlen Getränk und einem leckeren Souvlaki-Teller im Außenbereich des Restaurants Nostos, haben Besucherinnen und Besucher einen einmaligen Blick auf die imposante, historische Burg Brüggen. „Der Grieche war früher ein beliebtes Ausflugslokal, viele Betriebsausflüge haben ihren Weg hierher gefunden. Auch heute kann man hier noch sehr gut essen, vor allem scharf“, sagt Gert Dörnhaus und lacht.

Er ist, laut eigener Auskunft, der einzige Stadtführer in Brüggen, der auch in der 16.000 Einwohnerstadt am Niederrhein geboren wurde. Umso mehr freut er sich auch darüber, dass die Zuzüge, gerade von jungen Familien, in den vergangenen Jahren stark zugenommen haben. „Wir sind die Gemeinde, die die meisten Hochzeiten in NRW durchführt“, erklärt er. Kein Wunder: Das festliche Trauzimmer liegt in der Burg Brüggen. Es ist mit rustikalen, dicken Holzbalken an den Decken ausgestattet, ein Überbleibsel aus dem 13. Jahrhundert, weiß Dörnhaus. Hochzeitsfotos können dann im angrenzenden Burginnenhof gemacht werden, im Hintergrund der Burgturm.

Deutschlands erste Fußgängerzone

Dörnhaus zeigt nach oben, zur Turmspitze: „Das Weiße sind Mergelsteine. Diese wurden früher aus den berühmten Mergelhöhlen in Maastricht gewonnen.“ Der Stein lasse sich im heißen Zustand leicht sägen und werde unter Feuchtigkeit hart. „Perfekt für den Häuserbau. Das Sägemehl hat man damals übrigens auch als Dünger verwendet“, so Dörnhaus. Ein paar Meter weiter findet man weitere Überreste des Mergelsteins – verbaut in der Stadtmauer, gegenüber eines großen Parkplatzes. „In Brüggen sind die Parkplätze übrigens kostenfrei“, sagt Dörnhaus.

Gert Dörnhaus führt durch Brüggen.
Gert Dörnhaus führt durch Brüggen. © Unbekannt | Nina Meise

Man wollte damit früher mehr Menschen in die Fußgängerzone locken, „übrigens die erste Fußgängerzone in ganz Deutschland“, verkündet der gebürtige Brüggener stolz. In den 60er Jahren beschloss die Stadtspitze, Autos in einem bestimmten Bereich der Innenstadt zu verbieten – die erste Fußgängerzone war geboren. Fünf Eingänge rund um den beschaulichen Ortskern ebnen Besucherinnen und Besuchern auch heute noch den Weg zu den zahlreichen kleinen Eisdielen und Cafés.

Stadtkirche St. Nikolaus

Ein Tipp vom Stadtführer: „Im Café Oomen gibt es leckeren Kaffee und super Kuchen.“ Besonders lohnen würde sich freitags auch immer der Markt mit dem Trödelangebot für Kinder auf dem Nikolausplatz oder die verkaufsoffenen Sonntage, die in Brüggen seit den 70er Jahren jede Woche von März bis Oktober organisiert werden. „Da sollte man nur wissen, dass es hier immer besonders voll ist. Viele Niederländer finden dann auch den Weg zu uns“; berichtet der Stadtführer aus den vergangenen Jahren.

Ebenfalls ein Besuchermagnet sei die Stadtkirche St. Nikolaus. Bei einem Brand im Jahre 1751 komplett zerstört, wurde sie bis zum Jahre 1756 unter Nutzung noch brauchbarer Bausubstanz neu errichtet. War der Hochaltar vor dem Brand noch östlich ausgerichtet, wurde er bei der Sanierung nach Westen verlegt. Zwei Seitenaltäre flankieren den Hochaltar. Dörnhaus hat hierzu eine amüsante Geschichte zu erzählen:

Berühmte Orgel von Brüggen

Beim Wiederaufbau müssen die Seitenaltäre wohl vertauscht worden sein. Die elf Glasgemälde, die die Fenster der Kirche zieren, zeigen unter anderem den heiligen Nikolaus und die heilige Katharina, genau wie die beiden Altäre – nur auf der jeweils anderen Seite der Kirche. Dem Besucher wird dieser kleine Fauxpas kaum auffallen, lenkt die imposante Orgel aus dem Jahr 1741 doch die meiste Aufmerksamkeit in der Kirche auf sich. „Viele Pfeifen konnten, trotz des Brandes, beim Wiederaufbau erneut verwendet werden. Das Instrument klingt immer noch so wie zu Zeiten von Johann Sebastian Bach. Viele Organisten wollen einmal in ihrem Leben hier in Brüggen auf dieser Orgel spielen“, sagt Dörnhaus stolz.

Viele Organisten wollen einmal in ihrem Leben auf der Orgel in Brüggen spielen.
Viele Organisten wollen einmal in ihrem Leben auf der Orgel in Brüggen spielen. © Unbekannt | Nina Meise

Besonders beliebt unter Gästen in Brüggen seien auch die Kasematten-Führungen. „Die Gänge und Räume dienten dazu, bei Angriffen in das Vorfeld der Wälle zu gelangen und von dort geschützt den Feind zu beobachten“, zitiert Dörnhaus aus dem Stadtführer. Bis heute sind noch zwei Zugänge sichtbar: Der östliche weist eine T-Form auf, der westliche eine Y-Form. „Im letzten Weltkrieg wurden sie als Luftschutzkeller benutzt“, weiß Dörnhaus. Seit der Restauration im Jahr 2019 können die Gänge während der Führungen besichtigt werden.

>>> Führungen und Museen in Brüggen

Die Stadtführungen „Brüggen gestern und heute“, „Born gestern und heute“ und die Führung durch die Brachter Mühle können über die Touristeninformation gebucht werden: www.brueggen.de/tourismus-kultur

Die Brachter Mühle ist eine Turmwindmühle aus dem Jahre 1855, in der seit dem Jahr 2003 das Heimatmuseum beherbergt ist.

Im Sommer ist die Mühle zur Besichtigung an den ersten Sonntagen in den Monaten Mai bis September geöffnet. Dann finden auch zu entsprechenden Uhrzeiten die Führungen statt.

Ein weiteres Museum existiert in der Burg Brüggen. Die Dauerausstellung „Mensch und Jagd“ wird seit 1979 gezeigt. Hier lohnt auch der Fernblick vom historischen Burgturm.