Rhein und Ruhr. Einen Termin beim Amt zu kriegen ist derzeit in vielen Kommunen mit langen Wartezeiten verbunden. Das liegt nicht nur am langen Corona-Lockdown.
Noch wenige Tage bis zum Urlaub. Endlich kann wieder auch außerhalb Deutschlands verreist werden, Flugreisen sind möglich. Kurz vor der Reise noch schnell vergewissern, dass alles beisammen ist und dann der Blick in die Dokumente: Personalausweis abgelaufen.
Ein schneller Gang zum Amt und die Sache ist erledigt? In vielen Kommunen sind die Termine im Bürgerbüro mit Wartezeiten von bis zu zwei Monaten verbunden. In manchen Onlineportalen gibt es sogar gar keine aktuellen Termine und man muss Glück haben, dass vielleicht gerade ein Termin kurzfristig abgesagt wird. Die NRZ hat sich in vier zufällig ausgewählten Kommunen umgehört.
Viele sagen Termine nicht ab
In Mülheim an der Ruhr wurde zum Beispiel Anfang der Woche noch der 12. Oktober als nächstmöglicher Termin vorgeschlagen, mittlerweile ist selbst dieser vergeben und aktuell ist über das Online-Terminvergabesystem kein Termin mehr verfügbar.
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„Wissen Sie wie viele Personen ihren Termin nicht wahrnehmen ohne abzusagen? 20 Prozent“, erklärt Reinhard Kleibring, Leiter des Bürgeramtes in Mülheim. Ein ärgerliches Problem, dass in der Terminvergabe so kurzfristig nicht berücksichtigt werden kann. Abgesagte Termine würden wieder im Onlineportal auftauchen.
Reisende bemerken abgelaufene Ausweise erst kurz vorher
Kleibring sagt auch, dass nun zur Hauptreisezeit ein besonderer Ansturm für Ausweisdokumente besteht. Für viele bestehe in diesem Sommer wieder zum ersten Mal die Möglichkeit zu Reisen, nur seien oftmals Personal- oder Reisepass abgelaufen und müssen neu beantragt werden. Um gegenzusteuern habe man schon täglich freie Sprechstunden seit ein paar Wochen eingerichtet, in die man ohne Termin kommen und gegebenenfalls seine Anliegen erledigen kann.
Viel habe sich zusätzlich durch die Coronapandemie aufgestaut. Das führt nicht nur in Mülheim zu längeren Wartezeiten, sondern auch in Düsseldorf. Auf Grund des Lockdowns und den damit einhergehenden strengeren Auflagen stand viele Monate ein deutlich reduziertes Angebot zur Verfügung.
Nun wirke sich der Rückstau durch die vielen kurzfristigen Anträge auf Reisepässe und Personalausweise auf die Wartezeit aus. „Viele wurden in den vergangenen Monaten nicht beantragt, weil Bürger*innen keine Veranlassung zur Erneuerung der Dokumente hatten“, heißt es seitens Mario Brembach aus dem Amt für Einwohnerwesen.
Früh aufstehen für Termine in Düsseldorf
In Düsseldorf muss man früh aufstehen und Glück haben, um einen Termin zu ergattern. Ab 6.30 Uhr werden neue Terminkontingente online gestellt. Die Stadt Düsseldorf plant bereits das aktuelle Terminvergabesystem auszutauschen und so zu verbessern, dass die Personen ihr Anliegen, Zeit- und Ortswunsch mitteilen können und dann einen Termin vorgeschlagen bekommen.
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Bei aktuellen Terminlagen wie in Düsseldorf und Mülheim, könnte es jedoch schonmal zu Problemen kommen. Muss man sich beispielsweise in einer Stadt an- oder ummelden, da man umgezogen ist, gilt eigentlich eine Frist von zwei Wochen nach dem Umzug. Nur kann man diese Fristen natürlich nicht einhalten, wenn keine Termine verfügbar sind.
Räumliche Probleme und Ausfälle von Mitarbeitern
Aus Moers, wo man am 5. Oktober den nächsten Termin bekommen könnte, wird als Hauptgrund für die Wartezeit die räumliche Situation genannt. Durch die Abstandsregelungen sei es nur möglich fünf von eigentlich neun Arbeitsplätzen zu besetzen.
Außerdem seien durch Urlaub und Krankheitsfälle nicht immer das gesamte Personal verfügbar und auch durch die Vorbereitungen für die Bundestagswahl könne man dem erhöhten Aufkommen vor der Ferien nicht so flexibel wie gewohnt nachkommen, heißt es auf eine Anfrage bei der Stadt.
Viele Termine für Studierende und Auslandsdeutsche
In Kleve, wo der nächste Termin ebenfalls erst in knapp zwei Monaten am 4. Oktober verfügbar ist, kommen neben dem Aufschub durch Corona und den vermehrten Anträgen von Reisedokumenten noch speziellere Gründe für die lange Wartezeit hinzu. Zum einen kommen die ausländischen Studierenden nach der akuten Phase der Pandemie vermehrt wieder zurück in die Stadt und melden sich wieder an.
Hinzu kommt, dass Kleve durch die Grenznähe ein zentraler Anlaufpunkt für Auslandsdeutsche aus den Niederlanden ist und dies zusätzliche Kapazitäten einnimmt. Das Konsulat in Amsterdam habe auf Grund eines Umbaus nämlich kaum Termine und ein Behördengang in Deutschland gehe deshalb deutlich schneller - die Terminlage in Amsterdam muss also deutlich schlimmer sein.
In allen genannten Kommunen gilt jedoch der Hinweis, dass in Notfällen auch schneller an einen Termin zu gelangen ist. Dazu sollte man sich direkt an die jeweilige Rathausinformation wenden oder eine Email senden, heißt es beispielsweise aus Kleve.