Essen./Gelsenkirchen. Sex wollte er, aber dann raubten die beiden Gelsenkirchenerinnen ihn laut Anklage aus. Jetzt stehen Mutter und Tochter vor Gericht.
Auf eine schöne Nacht mit seiner Freundin freute sich der Gelsenkirchener. Doch laut Anklage fesselte die 56 Jahre alte Monika I. ihn ans Bett und raubte ihn geeinsam mit ihrer 19-jährigen Tochter aus. Seit Freitag stehen die beiden Frauen vor dem Landgericht Essen.
Von einer "On and Off-Beziehung" spricht die Anklage. Das in Buer in getrennten Wohnungen lebende Paar war also nicht immer zusammen, sondern sporadisch. Am 22. Dezember 2021 besuchte Monika ihn gegen 21 Uhr. Laut Anklage ging der 58-Jährige davon aus, dass es zum Sex kam und sie den Domina-Part spielen sollte. Deshalb ließ er sich von ihr fesseln. Beide Arme und Beine fixierte sie ans Bett.
Strafe folgt der falschen Antwort
Doch was er lustvoll erwartete, entwickelte sich zu einem mehr als schlechten Film, ist der Anklage zu entnehmen. Zunächst hatte die 56-Jährige ihm noch ein Frage-Antwort-Spiel angekündigt. Bei jeder falschen Antwort wolle sie ihn bestrafen. Aber dazu kam es nicht.
Plötzlich habe ihr Telefon geklingelt, ihre Tochter meldete sich. Kurz teilte die Mutter ihrem Freund mit, diese wolle jetzt Drogen bringen. Offenbar war auch das kein Problem.
Lidschatten auf die Augen gemalt
Als die Mutter der 19-Jährigen geöffnet hatte, sollen sie sich zunächst über den Liebhaber lustig gemacht haben, indem sie ihm Lidschatten auf die Augen malten. Dann fesselte die Ältere ihn zusätzlich mit Metallketten und fragte ihn, wo er sein Geld versteckt habe. Er schwieg.
Zur Bewegungslosigkeit verdammt, nahm er es auch hin, dass die Tochter von ihm, der da in langer Unterhose und Socken gefesselt auf dem Bett lag, Fotos schoss, heißt es weiter. Sie soll damit gedroht haben, die Bilder im Internet zu veröffentlichen.
Mit starken Jungs gedroht
Trotzdem schwieg er weiter. Auch als Monika I. ihm mit der Faust auf die Brust geschlagen und ihm gedroht haben soll, sie werde starke Jungs holen: "Die werden dich verhauen."
Anschließend durchsuchten die Frauen die Wohnung, heißt es weiter. Während eine von ihnen Schränke und Schubladen durchwühlte, passte die andere auf den Gefesselten auf. Die Tochter soll als Bewacherin eine leere Bierflasche neben sich gestellt und zur Mutter gesagt haben: "Wenn der frech wird, haue ich ihm die Flasche über den Kopf." Und zu dem Mann: "Ein so kleiner Schnitt, dann bist du in einer Minute verblutet und hast es hinter dir."
2500 Euro gefunden
Im Schreibtisch soll die Ältere sachließlich 2500 Euro Bargeld gefunden haben. Außerdem noch Schreckschusswaffen, ein Kampfmesser und einen Akkubohrschrauber, die sie laut Anklage auch mitgehen ließen.
Die beiden sollen von dem 58-Jährigen auch noch den PIN zu seiner EC-Karte erpresst habe, nachdem die Ältere ihm heißes Kerzenwachs auf die Brust getropft habe. Das soll noch einmal 2500 Euro gebracht haben.
Mann befreite sich selbst
Schließlich habe die Tochter die Wohnung verlassen. Die Mutter habe in einem anderen Raum Drogen konsumiert. Diese Zeit soll der Mann genutzt haben, um sich zu befreien und die Polizei zu rufen. Bei einer späteren Wohnungsdurchsuchung fand die Polizei schließlich Beutestücke bei der älteren Angeklagten. Belastend für Mutter und Tochter sind auch WhatsApp-Nachrichten. Dort sollen sie geschrieben haben, sie wollten bei dem Mann "viel Geld" holen.
Aber diesen Fragen zur Täterschaft geht die V. Essener Jugendstrafkammer zunächst nicht nach. Beide Frauen schweigen zu den Vorwürfen. Bei den Angaben zur Person erzählte die 19-Jährige aber im Dialog mit Richter Volker Uhlenbrock, dass sie an einer bipolaren Störung leide, also an extremen Stimmungsschwankungen. Jetzt sollen beide Frauen psychiatrisch untersucht werden. Es geht auch um die Frage, welchen Einfluss Drogen auf ihre Schuldfähigeit hatten.