Esen. Missbrauch und Misshandlung der Kinder seiner Freundin wirft die Anklage dem Ex-Essener vor. Mehr als zehn Jahre liegt das zurück.
24 Delikte umfasst die Anklage gegen den 54 Jahre alten Mann, der sich seit Dienstag vor der XXV. Essener Strafkammer verantworten muss. Über Jahre soll er in Essen die drei Töchter seiner Lebensgefährtin misshandelt und sexuell missbraucht haben. Er weist die über zehn Jahre zurückliegenden Vorwürfe zurück.
Es ist die Masse der Delikte, die der Anklageschrift mögliches Gewicht verleiht. Denn jede einzelne Tat liegt eher am unteren Rand denkbarer Straftaten aus den Bereichen Missbrauch und Misshandlung. Zwischen 2005 und 2010 soll es zu den Taten gekommen sein, mal in der Krayer Wohnung und nach dem Umzug 2008 in Altendorf.
Drei Töchter der Lebensgefährtin
Von den Kindern, die die Frau in die Beziehung mitgebracht hat, weiß man, dass sie zu Beginn des Tatzeitraums zwei, vier und sechs Jahre alt waren. Es gibt noch einen Sohn der Frau, aber er spielt in der Anklage keine Rolle.
In neun Fällen geht es um sexuellen Missbrauch. Vor allem soll er sich dabei an der ältesten Tochter vergangen haben. Meist geht es dabei um das Berühren im Intimbereich beim Abduschen des Kindes.
Mit der Faust auf den Kopf geschlagen
Den Großteil der Anklage machen die Misshandlungen aus. Regelmäßig soll er den beiden jüngeren Kindern die Faust auf den Kopf geschlagen haben, so dass sie Beulen erlitten. Oder er habe sie an der Nase derart heftig gezogen, dass diese einriss. Ein Kind habe er auch gegen die Wand geworfen.
Gründe für sein Verhalten nennt die Anklage in vielen Fällen nicht. Einmal heißt es, er habe zugeschlagen, weil im Kinderzimmer noch eine Socke auf dem Boden lag. Ein anderes Mal soll er eine Kiste mit Süßigkeiten auf den Boden des Kinderzimmers ausgeleert haben. Als die Kinder aus seiner Sicht nicht schnell genug aufräumten, soll er wieder zugeschlagen haben.
Den Kindern das Essen versalzen
Schließlich das Essen. Dreimal soll er laut Anklage "absichtlich und gezielt" das Essen der Kinder versalzen und sie gezwungen haben, das aufzuessen. Er selbst soll daneben gesessen und die Speise nicht angerührt haben. Staatsanwältin Aylin Dohle: "Sie würgten es in sich rein und gingen auf die Toilette, um das Essen auszuspucken."
In einem anderen Fall soll die mittlere Tochter das versalzene Essen in den Müll geworfen haben. Er soll es herausgeholt und sie gezwungen haben, es zu essen.
Mutter arbeitete tagsüber
Zu den Taten soll es immer dann gekommen sein, wenn die Lebensgefährtin des Angeklagten nicht in der Wohnung war. Laut Anklage hatte sie "von morgens bis abends auf dem Flughafen Düsseldorf gearbeitet". Warum ihr die Verletzungen der Kinder nicht aufgefallen sind, geht aus der Anklage nicht hervor.
Das Verfahren kommt am Dienstag nur mit Verzögerung voran, weil der Dolmetscher für den aus der Demokratischen Republik Kongo stammenden Angeklagten offenbar Probleme mit der Übersetzung hat und ausgetauscht wird. Nachdem der neue Dolmetscher die Anklage erneut vorgelesen hat, nimmt endlich der Angeklagte Stellung: "Ich schwöre in Gottes Namen, dass ich diese ganzen Sachen nicht kenne."
Bei der Trennung im Jahre 2011 habe seine Lebensgefährtin ihm aber angedroht, ihn irgendwann fertigzumachen. Dies habe sie wahr gemacht, als er eine neue Freundin gefunden hatte. Drei Verhandlungstage hat die Strafkammer angesetzt.