Düsseldorf. Kardinal Woelki soll einen Düsseldorfer Pfarrer befördert haben – trotz bestehender Missbrauchsvorwürfe. Das Erzbistum weist die Vorwürfe zurück.

Die katholische Kirche wird durch einen neuen Missbrauchsskandal erschüttert. Es geht um einen führenden Geistlichen aus Düsseldorf. Laut einem Bericht der „Bild“ soll der heute 58-Jährige im Jahr 2001 – vor 20 Jahren – der Polizei sexuelle Handlungen mit einem Minderjährigen gestanden haben. Dennoch wurde er von Kardinal Rainer Maria Woelki im Jahr 2017 befördert. Der Vorschlag zur Beförderung soll vom damals amtierenden Stadtdechanten gekommen sein, der selbst wegen sexuellen Missbrauchs in die Schlagzeilen geraten war. Im September 2019 dann verzichtete Düsseldorfs höchster katholischer Geistlicher auf alle Ämter. Heute arbeitet er als Krankenhausseelsorger in Köln.

Der aktuelle Düsseldorfer Stadtdechant Frank Heidkamp, der 2020 die Nachfolge übernahm, wollte sich gestern auf NRZ-Anfrage nicht zu den Vorwürfen äußern. Und Kardinal Woelki bestreitet, den Pfarrer befördert zu haben, obwohl er von Missbrauchsvorwürfen gewusst habe. „Die Behauptung, der Kardinal habe in Düsseldorf einen Priester befördert, der Kindesmissbrauch gestanden hat, ist falsch“, teilte das Erzbistum am Abend mit. „Nach heutigem Kenntnisstand hat der Kardinal zu keinem Zeitpunkt einen Priester befördert, der nach damals geltenden Recht mit Kindesmissbrauch zu tun hatte.“

Vorwürfe gegen Düsseldorfer Pfarrer: Taten sind verjährt

Das Erzbistum Köln teilte dazu mit: „Der Pfarrer wurde 2017 auf ausdrückliche Empfehlung des damaligen Stadtdechanten zu einem der beiden Stellvertreter ernannt. Zu diesem Zeitpunkt war lediglich ein nicht strafbarer Vorfall aus dem Jahr 2001 eindeutig belegt. Zudem wurde ein psychologisches Gutachten eingeholt, das ihm uneingeschränkte Einsatzfähigkeit in der Seelsorge attestierte.“

Ende vergangenen Jahres habe das Erzbistum Köln dann neue Erkenntnisse zu einem Vorwurf gegen den Düsseldorfer Pfarrer aus dem Jahr 1995 erlangt. Im Januar dieses Jahres sei der Fall der Staatsanwaltschaft Düsseldorf übergeben worden. Bis zur Klärung der Vorwürfe sei der Pfarrer beurlaubt. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte dazu am Dienstag, der von 1995 datierende Tatvorwurf gegen den Pfarrer sei verjährt, und die Ermittlungen deshalb eingestellt worden.

Missbrauchsgutachten belastete hochrangige Kirchenvertreter

Nach monatelanger Debatte war vor gut einem Monat im Erzbistum Köln ein Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen vorgestellt worden. Dieses Gutachten belastete hochrangige Vertreter der katholischen Kirche. Woelki indes wurde entlastet. Es sollen aber laut Gutachter wichtige Akten gefehlt haben. „Es werden wohl im Rahmen der Aufklärung Schritt für Schritt weitere Fälle zu Tage kommen“, glaubt Christian Weisner vom Bundesteam der Reformbewegung „Wir sind Kirche“. (mit dpa)