Mülheim-Styrum. Ein Jahr nach dem Lkw-Brand auf der A40 in Mülheim kann der Zugverkehr ab Montag ohne Umleitung laufen. Die Hilfsbrücken sind dann komplett.
Die letzten Arbeiten laufen an diesem Wochenende, ab Montag dann können Bahnpendler aufatmen: Kein Schienenersatzverkehr mehr! Keine Umleitungen mehr! Nach dem Lkw-Brand eines Tanklasters im September 2020 auf der A40 in Mülheim-Styrum, der vier der dortigen Bahnbrücken über der Autobahn erheblich beschädigt hatte, sind die ersatzweise gebauten Hilfsbrücken in Kürze komplett.
„Ab Montag, 6. September, ist die Eisenbahnstrecke auch zwischen Oberhausen und Essen wieder befahrbar“, teilte am Freitag der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) mit. In den vergangenen Monaten kam es durch den Abriss der alten Brücken und den Bau der Behelfsbrücken zu erheblichen Einschränkungen im Zugverkehr mit Zugausfällen, Umleitungen und Schienenersatzverkehr. Ab Montagfrüh hat der Lkw-Brand vorerst keine Auswirkungen mehr auf den Bahnverkehr und zwar auf allen der dort zusammenlaufenden Strecken.
Lkw-Brand: Ab Montag kein Schienenersatzverkehr mehr auf zwei Linien
Die Linien RE 49 und S 3 verkehren in diesem Abschnitt ab Montag früh wieder planmäßig, der Schienenersatzverkehr mit Bussen wird beendet, teilte der VRR mit. „So können die Fahrgäste von Oberhausen und dem rechten Niederrhein wieder auf umsteigefrei ins zentrale Ruhrgebiet nach Mülheim/Ruhr und Essen reisen.“ Die Linie RE 49 verkehrt unter der Woche stündlich zwischen Wesel, Oberhausen und Essen, die Linie S 3 verkehrt täglich im 30-Minuten-Takt zwischen Oberhausen, Essen und Hattingen.
Für hiesige Verhältnisse lief der Bau im Raketen-Tempo: „Was hier für eine planerische und bauliche Leistung vollbracht wurde, ist schon phänomenal“, lobte Norbert Strathmann, Leiter Anlagen- und Instandsetzungsmanagement bei der DB Netz AG Mitte August, als der letzten Bauabschnitt startete, bei dem auch die A40 selbst erneut gesperrt werden musste. Die Baustelle betraf die Hauptachse im Bahnverkehr im Ruhrgebiet.
Am 17. September 2020 hatte ein damals 41-jähriger Lastwagenfahrer einen schweren Crash auf der A40 ausgelöst. Sein Tanklaster kam unterhalb der Brücken zum Stehen, fing Feuer, löste Explosionen aus und brannte vollständig nieder. Die Rauchsäule war kilometerweit zu sehen. Die Hitze des Infernos brachte sogar die Fahrdrähte der Bahnstrecke zum Reißen und ließ Betonteile aus den Brücken krachen. Der Fahrer war zum Unfallzeitpunkt alkoholisiert, seit Februar dieses Jahres wurde er mit Haftbefehl gesucht. Ende August fasste ihn die Bundespolizei am Flughafen Düsseldorf beim Versuch, in die Türkei zu fliegen. Ein Haftrichter beließ ihn anschließend aber unter Auflagen auf freiem Fuß.
Die Hilfsbrücken sollen sieben Jahre halten
Nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde lediglich die hinterste Brücke, in der Zählung der Deutschen Bahn in Fahrtrichtung Duisburg die Brücke fünf. Die mittlere Brücke war bei dem Brand komplett zerstört worden und wurde bereits im vergangenen Dezember durch eine Hilfsbrücke ersetzt. Im August war die Brücke zwei für das Güterzuggleis wieder hergestellt worden. Die letzten Arbeiten betreffen die Brücke für den Zugverkehr Essen-Oberhausen.
Einige Einschränkungen im Zugverkehr wird es aber weiterhin geben, wenn die Hilfsbrücken ab Montagfrüh für den regulären Bahnbetrieb freigeben sind, teilt die Deutsche Bahn mit: Züge dürfen höchstens mit 120 Stundenkilometern drüber brettern, auf einer der vier Brücken gilt Tempo 100 für Personenzüge. Und auf der Güterzugbrücke ist höchstens Tempo 60 erlaubt.
Die nächsten Autobahn- und Bahnstrecken-Sperrungen in Mülheim kündigen sich bereits an - aber erst in sieben Jahren. Solange sollen die stählernen Hilfsbrücken bis auf weiteres halten. Dann steht der Bau neuer Brücken an - aus Beton. Die Planung dazu laufe bereits an, heißt es bei der Bahn.
Unterdessen richtet der VRR auch den Bahn-Nutzern seinen Dank aus - „für ihre Geduld.“ (dae)