An Rhein und Ruhr. Essen, Oberhausen, Kreis Viersen, Krefeld kritisieren die Bereitstellung von Corona-Impfstoff. Kritik auch an Aufhebung der Impfpriorisierung,

In Impfzentren der nordrhein-westfälischen Städten und Kreise könnte bedeutend mehr geimpft werden - wenn denn mehr Corona-Impfstoff zur Verfügung stünde. Darauf haben Vertreter verschiedener Kommunen unabhängig voneinander sehr klar hingewiesen. Städte und Kreise sind auf Zuteilungen durch das Land NRW angewiesen - und das Land auf den Bund.

Viersens Landrat Andreas Coenen (CDU) kritisiert die von der Bundesregierung zum 7. Juni vorgesehene Aufhebung der Impfpriorisierung: „Das ist ein falsches Signal“, klagte Coenen an diesem Donnerstag (27. Mai 2021). Es werde „die Erwartung geweckt, jede und jeder könne nun endlich geimpft werden“. Angesichts des knappen Impfstoffs könne davon aber keine Rede sein.

Kritik aus Krefeld: Bundesebene erweckt „hohe Erwartungen“

Krefelds Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen (Grüne) hatte sich kürzlich ähnlich geäußert. „Es gibt eine hohe Erwartungshaltung, weil auf Bundesebene der Impfstoff für immer neue Gruppen freigegeben wird, hier aber nicht genug ankommt“, hatte Lauxen gesagt. Zusammen mit Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) hatte sie sich unzufrieden gezeigt über die der Stadt zur Verfügung gestellten Impfstoffmengen.

Deutlich geworden war auch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU): „Unsere Kapazitäten für die Impf-Infrastruktur stehen im Moment in keinem guten Verhältnis zur Verfügbarkeit des Impfstoffs.“ Und sein Amtskollege in Oberhausen, Daniel Schranz (CDU) hatte gegenüber der Redaktion erklärt: „Wir hätten Kapazitäten für mehr Impfungen, die wir gern nutzen würden - und nutzen werden, sobald mehr Impfstoff verfügbar ist.“

3500 priorisierte Menschen auf „Impfbrücke“ im Kreis Viersen

Landauf, landab gibt es in Kommunen in NRW die Sorge, dass in den ersten drei Juni-Wochen wegen des knappen Impfstoffes in den Zentren nur wenig bis gar keine Erstimpfungen möglich sind - eine Folge der im April massiv ausgeweiteten Impfkampagne. Nun sind die Zweitimpfungen fällig, aber es gibt noch nicht entsprechend mehr Impfstoff. Schon jetzt ist die Zahl der Erstimpfungen in den Zentren deshalb deutlich runtergefahren worden.

„Es wird die Erwartung geweckt, jede und jeder könne nun endlich geimpft werden“, kritisiert Viersens Landrat, Andreas Coenen.
„Es wird die Erwartung geweckt, jede und jeder könne nun endlich geimpft werden“, kritisiert Viersens Landrat, Andreas Coenen. © Kreis Viersen | Gebhard Bücker Photographie

Viersens Landrat Coenen sieht ausgerechnet diejenigen als Leidtragende des Impfstoffmangels, die eigentlich bevorzugt einen Pieks bekommen sollen - etwa Bürger mit chronischen Erkrankungen oder Kontaktpersonen von Schwangeren oder Pflegebedürftigen. Über die „Impfbrücke“ warteten im Kreis immer noch etwa 3500 eigentlich priorisierte Menschen auf ein kurzfristiges Impfangebot. „.Besser wäre es, die Priorisierung erst aufzuheben, wenn der Großteil dieser Menschen ein Angebot bekommen hat“, meinte Coenen.

Impfstoff-Zuteilung für niedergelassene Ärzte wächst

Ein Sprecher von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) wies auf Nachfrage der Redaktion daraufhin, dass das Bundesgesundheitsministerium den Impfstoff für das Land NRW zwar dauerhaft gedeckelt habe. NRW erhalte pro Woche etwa 530.000 Dosen, die dann nach einem festgelegten Schlüssel an die Impfzentren in den Kommunen gehen.

Niedergelassene Ärzte jedoch erhalten ihren Impfstoff über Apotheken und Pharmagroßhandel; hier wachse die Impfstoffzuteilung. Zudem beginne im Juni auch die Impfung in den Betrieben. In einigen Wochen werde das Gros der Impfungen bei Hausärzten und in den Betrieben stattfinden, sagte der Sprecher.

Geplant: Ab vierter Juni-Woche wieder 140.000 Erstimpfungen in Zentren

Er gab zu bedenken, dass längst nicht alle Zweitimpfungstermine in den Impfzentren wahrgenommen - weil jemand einen früheren Termin bei seiner Hausärztin oder seinem Hausarzt vereinbart hat.. „Daher ist davon auszugehen, dass es womöglich auch in den ersten drei Juniwochen in den Impfzentren zu Erstimpfungen kommen wird.“

Für die Kalenderwoche 25 (ab 21. Juni) geht das NRW-Gesundheitsministerium aber wieder von rund 140.000 Erstimpfungen in den Zentren aus. In der Woche drauf soll die Zahl dann bei 230.000 Erstimpfungen liegen. (mit woki)