An Rhein und Ruhr. Schulen in NRW müssen auf Wunsch der Kinder Test-Nachweise ausstellen. Laut GEW sorge die neue Anordnung für einen erheblichen Mehraufwand.

Erneut sorgt eine kurzfristige Anordnung des NRW-Schulministeriums (MSB) für Unverständnis. Diesmal geht es um die Schnell- und Lolli-Tests, die die Schülerinnen und Schüler unter Aufsicht des Lehrers im Unterricht selbst durchführen. Seit Montag müssen die Schulen den Kindern und Jugendlichen auf Wunsch einen Test-Nachweis ausstellen. Der zusätzliche Gang ins Corona-Testzentrum fällt somit weg. Was bei Schülern und Eltern für Entlastung sorgt, bedeutet für das Lehrpersonal vor allem eins: zusätzlichen Stress.

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Wer in NRW shoppen, ein Restaurant besuchen oder ins Freibad gehen möchte, benötigt, je nach örtlicher beziehungsweise landesweiter Inzidenz, einen negativen Corona-Test. Bislang mussten Familien dafür an einer der mehr als 6.000 Testzentren einen kostenlosen Schnelltest durchführen lassen. Zumindest für Schülerinnen und Schüler fällt diese Pflicht seit Montag weg. Einzige Voraussetzung: Die Kinder und Jugendlichen müssen eine Test-Bescheinigung aus der Schule vorweisen können, die nicht älter als 48 Stunden ist. Verweigern können die Schulen eine Bescheinigung nicht.

GEW NRW: Bescheinigungspflicht ist erhebliche Zusatzbelastung

Die Ausstellung ist nach Angaben des Philologenverbandes NRW verpflichtend. Konkret heißt es unter Paragraph 4a der Corona-Test-und-Quarantäneverordnung: „Den unter Aufsicht getesteten Personen wird auf Wunsch von der Schule eine schriftliche Bescheinigung über das Ergebnis der Testung ausgestellt.“ Diese stehe einem Nachweis aus einem der Testzentren gleich. Bei den Lolli-Tests in den Grundschulen, deren Ergebnis in der Regel erst spät abends vorliegt, kann die Bescheinigung am Folgetag angefordert werden.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW lehnt die Attestierung der Selbsttests durch Lehrerinnen und Lehrer strikt ab. „Es gibt reichlich Testzentren, die die Möglichkeit zu kostenfreien Tests bieten“, so Maike Finnern, Vorsitzender der GEW NRW auf NRZ-Anfrage. „Diese Aufgabe kann aus Schulen wirklich rausgehalten werden.“ Das Testkonzept in den Schulen diene nicht zur Ermöglichung von Freizeit- und sonstigen Beschäftigungen, kritisiert Finnern. „Darauf ist es auch gar nicht ausgerichtet.“

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Das Ausfüllen der Formulare sei eine erhebliche Zusatzbelastung. „Ein Schulleiter einer kleineren Schule hat uns eine Rechnung aufgemacht: Pro Formular drei Minuten, bei 600 Bescheinigungen die Woche sind das schon 30 Zeitstunden, ohne zusätzliches Personal“, so die Vorsitzende. Auch der Philologenverband NRW kritisiert den zusätzlichen Mehraufwand. Zumal sich der Aufwand der vorzubereitenden Testungen bei vollem Präsenzunterricht ohnehin stark erhöhe. „Man denke dabei nur an die Vorbereitung der Teströhrchen“, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung.

Philologenverband fordert Tests durch geschulte externe Personen

Durch das Ausfüllen, Einsammeln und erneute Verteilen der Bescheinigungen gehe „wertvolle Unterrichtszeit“ verloren. „Gerade in der jetzigen Zeit wäre für die Schülerinnen und Schüler doch eine Konzentration auf den Unterricht sehr wichtig“, so der Philologenverband. Doch das sei nicht der einzige Kritikpunkt: „Zudem ist die Frage zu stellen, wie die Unterscheidung zwischen Selbst- und Schnelltests zu bewerten ist.“

Schon seit längerer Zeit fordere der Verband, dass die Testungen in den Klassenräumen durch geschulte externe Personen durchgeführt werden. Insbesondere deshalb, da es sich in der Schule – im Gegensatz zu den Testzentren – nicht um eine „1:1-Aufsicht“ handle. In einigen Klassen seien die Lehrer für bis zu 30 Schüler gleichzeitig zuständig. „Das große Problem ist, dass man den Test in so einer großen Gruppe unmöglich so beobachten kann, dass guten Gewissens das Formular ausgestellt werden kann“, kritisiert auch Finnern.

David Fischer vom Hans-Böckler-Berufskolleg in Oberhausen fehlt für die neue Anordnung jegliches Verständnis: „Es ist ein Skandal, die Schulen als Testzentren zu missbrauchen“, so der Schulleiter. „Wir mussten plötzlich zusätzlich zu den Unterrichtsplanungen noch ein Konzept für diese Bescheinigungen aus dem Boden stampfen.“ Auch am Andreas-Vesalius-Gymnasium in Wesel führe das Ausdrucken und Aushändigen der Nachweise zu einem größeren Arbeitsaufwand. „Das kostet noch mehr Zeit“, sagt Sebastian Hense, stellvertretender Schulleiter.