Venlo.. Holland gedenkt der Opfer des abgeschossenen Fluges MH 17. Als die Transportmaschinen mit den ersten Leichen am Flughafen Eindhoven ankommen, läuten die Glocken im ganzen Land. Und das öffentliche Leben verstummt und erstarrt für eine Minute.
Am Mittwochmittag ist in Venlo von Staatstrauer nicht viel zu sehen. Nur einige Fahnen sind auf halbmast geflaggt, sie erinnern an den tragischen Absturz von Flug MH17 am Donnerstag vergangener Woche über der Ostukraine. 193 der 298 Todesopfer stammen aus den Niederlanden. Doch das Leben im Nachbarland, so scheint es, geht wieder seinen gewohnten Gang. Auf dem Marktplatz werden Blumen und Käse verkauft, in der Fußgängerzone brummt bei Sonnenschein das Geschäft. Tagesgäste aus Deutschland und viele Einheimische drängen sich durch die kleinen Gassen. Es sind Sommerferien.
Auch Sonny Evers hat gestern viel zu tun. Als sich sein Lokal am „Oude Markt“ nach der Mittagszeit so langsam leert, sagt er: „Man merkt schon, dass die Menschen das belastet.“
Was um 16 Uhr passiert, wenn in Eindhoven die Maschine mit den ersten Opfern landet? Evers zuckt mit den Schultern. Und ebenso geht es den meisten anderen Geschäftsleuten. „Vielleicht hört das Radio auf zu spielen“, glaubt die junge Frau hinter einer Imbisstheke. „Wir werden für eine Minute aufhören, zu arbeiten, wenn die Glocken läuten. Danach geht es weiter“, sagt der junge Mann an der Information im Servicecenter im Rathaus.
Um 15:50 Uhr erklingt eine ferne Glocke
Auf dem Stadhuis Plein, dem malerischen Platz vor dem historischen Rathaus, sitzen die Menschen unter Sonnenschirmen. Kellner schwirren umher, servieren Kaffee, Kuchen, Erfrischungen. Dann, um 15.50 Uhr erklingt in der Ferne eine Glocke. In Eindhoven sind die Maschinen mit den Toten heimgekehrt. Auf dem Stadhuis Plein aber scheint das noch niemand zu hören.
Kurz darauf stimmt eine zweite Glocke ins Geläut ein. Die Menschen blicken auf zur Uhr am Rathaus. Gemurmel. Dann wird es leiser. Die Heerscharen Kellner sind verschwunden, stehen in den Eingangstüren zu ihren Cafés. In einer Ecke des Platzes bleiben einige wenige Menschen stehen.
Keine Musik mehrauf dem Stadhuis Plein
Als die große Glocke des alten Stadthauses schlägt, nur ein einziges Mal, ist es plötzlich still. Ganz still. Keine Musik mehr aus den Lautsprechern. Die Menschen bleiben stehen. Alte, Junge, Frauen, Männer. Manche blicken auf zur Fahne am halben Mast, andere schauen zu Boden. Einige greifen instinktiv nach der Hand ihres Nebenmannes. Eine ganze Stadt steht still. Eine Stadt schweigt und trauert.
Und auch bei den Jungen, die eben noch so unbeschwert durch die Geschäfte flanieren, ist die Trauer um die Landsleute jetzt auf einmal wieder ganz nah. „Wir haben viel miteinander darüber gesprochen und jetzt dieser besondere Moment“, sagen Inge (19 Jahre), Levy (18) und Kim (18). Inge schaut auf ihren Arm, schaut auf eine der Fahnen. Jene Fahnen auf halbmast. Gänsehaut.