Nach der A1-Brücke bei Leverkusen droht nun auch auf der A40 der Straßen-GAU. Und es könnte noch schlimmer kommen: Die Quittung fürs zögernde Handeln.

Die Ingenieure, die 1970 Duisburgs A 40-Rheinbrücke gebaut haben, kalkulierten mit 30 000 Fahrzeugen täglich, die den Fluß überqueren würden. 45 Jahre später sind es 100 000 Autos, die die Haltbarkeit jeden Tag strapazieren, 11 000 Lkw dabei - und alles gehalten von Trägern, die ausgeleiert sind, auf Beton- und Stahlkonstrukten, die längst alt und rostig wurden.

Die Ingenieure haben damals ohne Zweifel Top-Qualität geliefert. Ihnen ist kein Vorwurf zu machen, wenn deutlich früher als erwartet ein Brückenneubau her muss. Den Politikern vielleicht? Sagen wir es so: Nicht wegen der damals verfehlten Verkehrsprognosen. Solche raumgreifenden gesellschaftlichen Mobilitätstrends über Jahrzehnte - noch dazu in einer Zeit der wegfallenden Grenzen in Deutschland und Europa - präzise vorauszusagen  wäre ohnehin wie ein Sechser im Lotto gewesen.

Der Mangel an Mut rächt sich

Aber es gab auch viel Zögern, viel Mangel an Mut, Bürger über den wirklichen Zustand der Verkehrsadern zu informieren. Das hätte ja Ärger bringen können. Wegen der Kosten von einer Viertelmilliarde Euro. Auch wegen der Staus, die den Fahrern auf A 1 und A 40 wohl nicht nur über Monate, sondern über Jahre drohen. Umso dicker kommt es jetzt für die Regierenden: Erst war die Leverkusener Brücke Schrott, jetzt macht die Neuenkamper schlapp. Dabei sind sie nicht die letzten auf der Abrissliste, und der fällige Ersatz von weit mehr Brücken wäre nicht einmal Worst Case.

Am Ende geht's um: Jobverluste

Der wird eintreten, wenn  die alten Konstruktionen nicht mehr so lange halten bis die neuen stehen, wenn es also zu Totalsperrungen kommen muss. Die Ingenieure, die heute die Verantwortung tragen, können das ausdrücklich nicht ausschließen. Schon wird über ausgediente Fährpräme der Nato nachgedacht, die im Pendelverkehr für eine Übergangszeit als Brückenersatz dienen könnten. Dann aber geht es nicht mehr nur um eine ärgerliche halbe Stunde mehr Fahrzeit. Dann geht es um wirtschaftliche Nachteile für den Standort NRW. Im Klartext: Um Arbeitsplätze.