Ruhrgebiet.. 20 Züge fielen ganz aus in NRW, 50 fielen aus auf Teilstrecken und 220 haben sich irgendwelche Verspätungen eingefangen. Der Streik der „Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG“ am Morgen ärgerte viele tausend Pendler und Reisende.

Die ganz große Kunst ist es natürlich, Verspätungen anzukündigen, die dann empörenderweise gar nicht eintreten. So geht’s am Montag den Fahrgästen von ICE 815: Um fünf nach sieben soll er abfahren nach Frankfurt, wird dann angekündigt für 20 Minuten später – und kommt dann doch schon um zehn nach. „Gut, dass ich nicht noch mal weggegangen bin“, sagt eine Frau und steigt beschwingt ein: Ansonsten wäre sie glatt von einer Verspätung überholt worden. Nur eine Stunde später steht die wirre Ansage plötzlich wieder als brauchbare Prophetie da: In Deutz kommt ICE 815 – 20 Minuten verspätet an.

Man sieht es schon: Durcheinander bei der Bahn. Am Montagmorgen nach 6 Uhr springen auf den Anzeigetafeln in den Hauptbahnhöfen des Reviers all die weißen Schriftzüge an, die Mütter der schlechten Nachricht: „Verspätung circa 20 Minuten“ . . . „Fährt heute von Gleis 14“ . . . „Heute ohne Wagen 11 und 12“ . . . „Hält nicht in Kamen“ . . . „Verspätung circa 90 Minuten.“

„Hauptsache, sie fahren überhaupt“

Es füllt sich sehr auf den Bahnsteigen. Raucherbereiche sind dicht besiedelt, Telefonnetze haben gut zu tun. „Ich finde das eine Unverschämtheit“, sagen die einen, die warten müssen. „Hauptsache, sie fahren überhaupt“, sagen andere. Manche stehen Stunden. Irgendwie betroffen sind Zehntausende.

Denn im Warnstreik für zwei Morgenstunden sind Fahrdienstleiter und Weichenwärter, Facharbeiter in den Werkstätten, Putzpersonal und Servicekräfte. NRW ist besonders erwischt, weil auch Zentralen in Duisburg bestreikt werden, die den gesamten Güterverkehr steuern und viele Stellwerke fernstellen. Dortmund? Bestreikt. Hamm? Bestreikt. Der Grund: Tarifverhandlungen. Die „Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG“ fordert 6,5 Prozent, die Bahn bietet 2,4 Prozent.

20 Züge fielen in NRW aus

Am Mittag wird sie eine erste Bilanz ziehen. 20 Züge fielen ganz aus in NRW; 50 fielen aus auf Teilstrecken, so zwischen Dortmund und Unna, vor allem aber zwischen Köln, Bonn und Aachen; und 220 haben sich irgendwelche Verspätungen eingefangen. „Ärgerlich, aber was will man machen?“, sagt Bahnsprecher Manfred Ziegerath. Er weiß: Die Verspätungen wird die Bahn noch weit in den Tag hinein mitschleppen, bis sie wieder eingeholt sind.

In Bochum waren am Morgen unter den Wartenden, den Zornigen und den Geduldigen zufällig auch ein paar wandelnde Kekse in Menschengröße unterwegs. Sie machten Reklame für einen Frühstückskeks mit dem Slogan: „Energie für den ganzen Vormittag.“ Das sollte gereicht haben.