Essen.. Erst Sturm Ela an Rhein und Ruhr, später sintflutartiger Regen in Münster und dazwischen reichlich weitere Gewitter und vielfach äußerst kräftige Schauer: Der Sommer 2014 ist in NRW von extremem Wetter geprägt. Am Samstag könnte es nochmal heftig werden.
250 Tonnen Sperrmüll sind bei den Abfallwirtschaftsbetrieben in Münster der normale Monatswert für einen Juli. Doch aus diesem Juli dürften wohl mehr als 20.000 Tonnen zusammenkommen. Alles verursacht durch das Unwetter vom 28. Juli in Münster. Bei den extremen Regenfällen am letzten Juli-Montag waren an einer Messstation in der Stadt innerhalb von sieben Stunden sogar 292 Liter Regen auf einen Quadratmeter gefallen. An anderen Stellen wurden ebenfalls jeweils mehr als 200 Liter pro Quadratmeter gemessen. Rekordwerte, wie sie vielleicht alle Hundert Jahre vorkommen - in Deutschland. Tausende Keller standen in Münster unter Wasser. Zudem kamen zwei Menschen in den Fluten zu Tode.
Was sich in Münster zeigte, war wahrlich eine "extremes Wetterereignis". Diese kennzeichnen den Sommer 2014 bei uns und prägen bis dato in ganz Mitteleuropa das Wetter. Der Karlsruher Meteorologe Bernhard Mühr mag zwar den Begriff "Unwetter" nicht, aber eine derart geballte Folge extremer Wetterereignisse ist auch aus seiner Sicht ungewöhnlich. "Durchschnittlich" jedenfalls könne man das bisherige Sommerwetter bei uns nicht nennen.
Hoch über Nord-Osteuropa blockierte den Windaustausch
Grund dafür war eine ungewöhnlich beständige Großwetterlage: Ein Hochdruckgebiet über Nord- und Nordosteuropa prägt seit Ende Juni das Wetter auch in Deutschland, erklärt Mühr, der sich beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit Extremwetterlagen beschäftigt. Die Wetterlage in Deutschland war in den vergangenen Wochen gewissermaßen immer gleich: "Bei uns lagerte warme und sehr feuchte Luft. Dazu kam Tiefdruckeinfluss, der die Bildung von Gewitterwolken erst möglich machte", erklärt Mühr. Die Wolken entluden sich, angetrieben durch die Sommer-Sonne, dann in örtlich heftigen Gewittern. Dabei kam es zu extrem starkem Regen, weil sich die Gewitter mangels Wind kaum von der Stelle bewegten.
Anders allerdings als bei Extremwetterlagen in den vergangenen Jahren, wie etwa den gewaltigen Hagelschlägen in Hagen 2013 oder in Dortmund 2008, blieb extremer Hagel mit Körnern in Hühnereigröße diesmal in NRW jedoch aus: "Dazu bedarf es einer starken Zunahme des Windes mit der Höhe (5-10 Kilometer) und zusätzlich einer Änderung der Windrichtung", erläutert Mühr. Erst dann könnten sich Gewitterwolken zu "Superzellen" ausweiten, die in ihrem Innern Regentropfen zu Eiskugeln formen und dann auf die Erde jagen.
"Das Potential für heftigen Regen nimmt zu"
So beständige Wetterlagen wie in den vergangenen Wochen sind nicht üblich in Mitteleuropa, sagt Mühr - ob sie mal üblich werden, mag Mühr nicht abschätzen: "Klima ist ein träges System, das werden erst die kommenden Jahrzehnte zeigen". Mühr allerdings glaubt, "dass das Potential für heftige Niederschläge im Sommer zunimmt". Weil die Lufttemperaturen weiter ansteigen und dadurch der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre weiter zunehmen kann.
Unterdessen erwartet Torsten Walter, Meteorologe beim Bochumer Wetterdienst Meteomedia, erneute Unwetterwarnungen für Teile NRWs. "In der Nacht zum Samstag könnte es nochmal heftig werden", glaubt Walter. Insgesamt aber glaubt Walter, dass nach dem kommenden Wochenende das Unwetterrisiko in NRW allgemein doch sinkt.
Zur Prognose für die kommenden Tage: Der Freitag wird voraussichtlich "nochmal sommerlich warm", so Walter. Das Thermometer dürfte auf bis zu 28 Grad Celsius steigen, doch in der Nacht drohen örtlich heftige Gewitter. Der Samstag dürfte "deutlich wechselhafter" werden. Die Höchsttemperaturen dürften auf 21 bis 24 Grad sinken. Das Wetter von Sonntag sei noch schwer einzuschätzen. "Ein tropischer Wirbelsturm, der auf dem Weg über den Atlantik nach Europa ist, wirbelt die Wettermodelle durcheinander", erklärt Walter. Prognosen reichen von Regen bis Sonne. Für die kommende Woche sei kühleres Wetter zu erwarten mit Höchsttemperaturen an der unteren 20-Grad-Marke. Damit sinke dann die Unwettergefahr. (dae/WE)