An Rhein und Ruhr..


Der Mann – 30 bis 35 Jahre alt, schmächtig, Südosteuropäer – tauchte morgens um vier Uhr an einer Tankstelle im Duisburger Stadtteil Neumühl auf. „Er hat Zigaretten kaufen wollen“, berichtet eine Polizeisprecherin. Womit der Mann nicht gerechnet hatte: Vorm Abhalten schickte das Tankstellenpersonal den gegebenen 20-Euro-Schein durch ein Kontrollgerät, das „Blütenalarm“ gab – Falschgeld! Auf die herbeigerufene Polizei hatte der Unbekannte lieber nicht warten wollen: Er türmte in einem grauen Kombi.

In mehreren Städten sind zuletzt vermehrt Blüten aufgetaucht; offenbar versuchen Kriminelle zunehmend, die falschen Scheine unters Volk zu bringen. „Es hat während der Sommermonate einen starken Anstieg gegeben“, berichtete eine Sprecherin des Landeskriminalamtes auf NRZ-Nachfrage. Vor allem im Kreis Viersen war die Häufung augenfällig. Alleine in den vergangenen 14 Tagen waren dort neun falsche 20-er aufgetaucht. Auch in Düsseldorf und Essen sei ein vermehrtes Aufkommen zu beobachten, so die Sprecherin weiter. Die Hintergründe sind bislang unklar.

Bei dem falschen 20-er vor wenigen Tagen an der Tankstelle in Neumühl hat die Polizei mit der vagen Personenbeschreibung zumindest einen Ermittlungsansatz. Meist aber werden die Blüten erst entdeckt, wenn Einzelhändler ihre Tageseinnahmen zu Banken und Sparkassen bringen. Dann tappen die Ermittler im Dunkeln. Im Kreis Viersen sind im laufenden Jahr bereits 28 falsche 20-Euro-Scheine aufgetaucht – mehr als im kompletten Jahr 2013, da waren es 24. Erklären kann sich die Polizei diese Zunahme bislang nicht.

Alle falschen 20-er in Viersen haben bislang ein und dieselbe Seriennummer. Die Viersener Ermittler haben sie als eine Fälschung erkannt, die europaweit im Umlauf ist. „Mit etwas Aufmerksamkeit sind die falschen Scheine recht gut zu erkennen“, sagte eine Polizeisprecherin. Ihre Kollegen vermuten, dass die Kriminellen verstärkt dazu übergangen sind, kleinere Blüten herzustellen, weil da das Entdeckungsrisiko geringer sei. Höher dotierte Banknoten hingegen würden vom Handel regelmäßig auf Echtheit überprüft. Die Polizei appelliert an die Händler, nun auch vermehrt kleinere Scheine in ihre Kontrolle einzubeziehen.

Hinter den Blüten stecken gut organisierte, internationale Banden. „Solche Scheine kann man nicht mal eben in der Küche herstellen“, sagt Volker Huß vom Landesvorstand der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die „Blüten“ würden auf professionellen Geräten vor allem in Südeuropa gedruckt. Für die Täter mache das kriminelle Geschäft nur in großen Dimensionen Sinn: „Sonst rentiert sich die Anschaffung der Anlagen nicht“, sagte Huß der NRZ. In Nordrhein-Westfalen werden jährlich zwischen 10 000 und 11 000 falsche Euro-Noten entdeckt.

Wachsamkeit auchbeim neuen Zehner

NRW ist damit im Bundesvergleich einer der Schwerpunkte für die „Blütenkriminalität“. In anderen europäischen Ländern, vor allem in Frankreich, werden aber viel mehr falsche Banknoten entdeckt. 80 Prozent der Fälschungen sind 50-er und 20-er, zumindest bislang. GdP-Mann Huß hält es für möglich, dass Kriminelle die für den 23. September angekündigte Einführung des neuen 10-Euro-Scheins für ihre Zwecke missbrauchen könnten. Er rät zur Wachsamkeit: „Gerade in der ersten Zeit, wenn der neue Schein noch nicht so verbreitet und bekannt ist, könnte es sein, dass da Fälschungen unterwegs sind.“