Düsseldorf.. Obwohl es in 2011 weniger Unfälle gab, starben mehr Menschen auf den Straßen. Besonders gefährdet: Fußgänger und Radfahrer.
Eine traurige Trendwende zeigt der Blick auf die Verkehrsunfallbilanz 2011: Obwohl die Zahl der Unfälle in NRW mit 580 000 im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozent zurückgegangen ist, hat es deutlich mehr Verkehrstote gegeben – 634 Menschen starben. Das sind 84 Tote und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahr.
„Jahrelang zeigte die Kurve nach unten. Jetzt haben wir jedoch einen deutlichen Anstieg der Opfer“, erklärte Innenminister Ralf Jäger am heutigen Montag in Düsseldorf. Die Zahl der Schwerverletzten ist um 13 Prozent auf 13 874 gestiegen. Insgesamt verunglückten im letzten Jahr 78 653 Menschen auf den Straßen in NRW, sieben Prozent mehr als 2010.
Killer Nummer 1
Besonders die schwächsten Verkehrsteilnehmer, Fußgänger und Radfahrer, sind gefährdet. Die Zahl der getöteten Fußgänger stieg um 39 (+41 Prozent) auf 133. Insgesamt verunglückten 8285. Das sind acht Prozent mehr als im letzten Jahr. Die Zahl der verunglückten Radfahrer ist auf 16 133 (+14 Prozent) deutlich gestiegen. 69 von ihnen starben. Das sind fünf weniger als im Vorjahr.
Zu den Unfallursachen gehört die Geschwindigkeit als Killer Nummer 1. Alleine deswegen starben 235 Menschen. Das sind 37 Prozent und damit mehr als jeder Dritte, der auf Straßen in NRW tödlich verunglückte. Eine weitere entscheidende Ursache ist die Fahrt unter Einfluss von Alkohol oder Drogen. Dieser fielen 66 Menschen (zehn Prozent) zum Opfer. Weil sie sich nicht angegurtet hatten, starben 51 Fahrzeuginsassen (acht Prozent). Allein durch diese drei Ursachen wurden 350 Menschen im Straßenverkehr getötet. „Das wollen wir nicht hinnehmen, denn jeder Verkehrstote ist einer zuviel“, betonte Jäger.
Kampagne: „Brems dich“
Deshalb geht die NRW-Polizei seit November 2011 mit der Verkehrsstrategie „Brems Dich – rette Leben!“ verstärkt gegen Raser vor. Der „24-Stunden-Blitz-Marathon“ war eine Aktion im Rahmen der Kampagne. „Wir haben die Kontrollstellen im Voraus veröffentlicht“, sagte Jäger. „Es wurde verantwortungsbewusster gefahren. Das zeigt: Die Kombination von präventivem und repressivem Vorgehen ist der richtige Weg.“
2011 starben 13 (Vorjahr: 22) Kinder im Straßenverkehr. 7064 verunglückten. Das ist ein Anstieg um sechs Prozent. Ähnlich negativ verlief die Entwicklung bei den 18-jährigen Fahranfängern. Die Zahl der Verunglückten erhöhte sich um zehn Prozent auf 1047. Bei den Verkehrstoten ist im Vergleich zu 2010 ein Anstieg um vier auf 18 zu verzeichnen.
„Crash Kurs“ für Fahranfänger
Junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren sind überproportional häufig an schweren Unfällen beteiligt. Bei einem Bevölkerungsanteil von acht Prozent verursachen sie 18 Prozent der schweren Unfälle und sogar 21 Prozent aller Pkw-Unfälle. 18 Prozent der im Straßenverkehr getöteten sind junge Erwachsene. Ein bundesweit einmaliges Projekt zur Verkehrssicherheit richtet sich deshalb an Jugendliche und Fahranfänger. „Crash Kurs NRW – Realität erfahren – Echt hart!“ setzt auf Emotionen. Feuerwehrleute, Notfallseelsorger, Notärzte, Polizeibeamte, Verkehrsunfallopfer oder deren Angehörige berichten dabei von ihren persönlichen Erlebnissen.
Auch bei den Motorradfahrern bereitet die Entwicklung im letzten Jahr Sorge: Die Zahl der Getöteten ist erstmals seit fünf Jahren wieder gestiegen. 96 Todesopfer bedeuten eine Zunahme von 28, also um 41 Prozent. Auch die Zahl der Verletzten hat sich 2011 um zwölf Prozent auf 4306 erhöht.
„Damit die Zahlen von 2011 ein Ausreißer bleiben, wollen wir mit unserer Strategie das Geschwindigkeitsniveau insgesamt und nachhaltig senken“, sagte Jäger abschließend. „Dafür gibt es viele gute Gründe – um genau zu sein: 634.“ ots