Duisburg. Neue Erkenntnisse zeigen, wie gravierend die Planungspannen auch bei der Polizei im Vorfeld der Loveparade waren. Die Kommunikation via Handy brach deshalb zusammen, weil versäumt worden war, eine Vorrangschaltung bei Vodafone zu beantragen. Der Planer hatte sich falsch informiert.
Die Planungsfehler der Polizei im Vorfeld der Loveparade waren massiver als bekannt. In den vergangenen Monaten wurde offengelegt, dass die Polizei vor Ort keine Vorrangschaltung für die Nutzung von Mobiltelefonen des Anbieters Vodafone hatte, um mit ihrer Einsatzzentrale zu kommunizieren. Nun geht aus den Unterlagen hervor, die dieser Zeitung vorliegen, warum das so war: Der zuständige Polizeiplaner Jörg S. hatte sich falsch informieren lassen.
Konkret hatte ein Mitarbeiter des Einsatzstabes im Auftrag des Planers Jörg S. den Telefonanbieter Vodafone angerufen und um eine „Priorisierung“ der Polizeihandys gebeten. Ein Vodafone-Vertragsberater habe dann am Telefon gesagt, im Diensthandyvertrag der Polizei sei bereits eine „Priorisierung“ vorgesehen. Weiter wollte Vodafone zwei zusätzliche Sendemasten auf dem Loveparade-Gelände aufbauen. Damit sei die „ständige Erreichbarkeit“ der Polizei sichergestellt, sagte der Mitarbeiter des Einsatzstabes.
Einsatzwagen fehlten im entscheidenden Moment
Dass die angesprochene „Priorisierung“ nichts mit einer Vorrangschaltung zu tun hat, wussten die Planer nicht. Auch dass Vodafone keine schriftliche Bestätigung für die „Priorisierung“ geben wollte, machte sie nicht stutzig. Dabei hätte dann herauskommen können, dass nur eine förmlich beantragte Vorrangschaltung für die gewünschte Priorisierung gesorgt hätte. Der Kontakt per Handy war als zentraler Baustein der Polizei-Kommunikation auf der Loveparade gedacht.
Doch nicht nur das Kommunikationsdesaster wäre bei ordentlicher Planung vermeidbar gewesen. In seiner schriftlichen Remonstration gegen das angeordnete Wechselkonzept des Innenministeriums wies der Einsatzleiter der Polizei am heiklen Eingangsbereich der Loveparade darauf hin, dass bei einem Wechsel der Polizei gegen 16 Uhr wichtige Informationen wegfallen könnten. Da dieser Zeitpunkt in eine kritische Phase des Einsatzes fiele, sei das Wechselkonzept des Innenministeriums nicht klug. Das Innenministerium setzte aber den Wechsel durch.
Und es fielen Informationen weg. Laut Wechselplanung sollten die Fahrzeuge der ersten Polizeischicht vor Ort bleiben, damit die zweite Schicht notfalls mit Hilfe der Fahrzeuge eine Blockade der Rampe zum Loveparade-Gelände durchsetzen konnte. Leider nahm die erste Schicht aber die Fahrzeuge mit, als sie mittags in den Feierabend rollte. Die zweite Schicht hatte dann nicht genügend Autos, um zu sperren. Ihre Kette wurde überrannt. Ein Polizeiführer sagte zu den fehlenden Autos: „Ja, das war anders besprochen.“