Detmold. Im Prozess gegen den Vater der ermordeten Kurdin Arzu Ö. hat die Staatsanwaltschaft Detmold eine Haftstrafe von acht Jahren und neun Monaten gefordert. Staatsanwalt Christopher Imig warf Fendi Ö. am Montag Beihilfe zum Mord durch Unterlassen und gefährliche Körperverletzung vor.

Acht Jahre und neun Monate Haft hat Staatsanwalt Christopher Imig für Fendi Ö. gefordert: Der 53-Jährige steht wegen Beihilfe zum Mord, gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung vor dem Landgericht Detmold. Fünf seiner Kinder waren im vergangenen Mai zu langen Haftstrafen verurteilt worden, weil sie ihre Schwester Arzu Ö. im November 2011 entführt und ermordet hatten. Der Staatsanwalt sagte in seinem Plädoyer am Montag, dass er vermute, der Vater habe den Auftrag zu dem Mord erteilt; das allerdings sei nicht zu beweisen gewesen.

Fendi Ö. sei der uneingeschränkte Patriarch der kurdischen Familie, sagte Imig: ein Herrscher, dessen Entscheidungen nicht widersprochen wurde. Auch wenn nicht zu beweisen sei, dass er seien Kindern befohlen habe, Arzu zu töten, weil sei eine Beziehung zu einem Deutschen hatte, habe er die Tat ermöglicht und unterstützt. Nur ein Wort des Vaters hätte gereicht, so Imig, den Druck von seinen Kindern zu nehmen, ihre Schwester zu ermorden.

Wichtigstes Indiz: Handykontakt zu den Tätern in der Mordnacht

Die wichtigsten Indizien sind nach Ansicht der Staatsanwaltschaft der permanente Handy-Kontakt, den die vier Brüder und eine weitere Schwester in der Mordnacht in die Wohnung der Eltern hatten. Teilweise im Minutentakt hatten sie ein Handy angerufen, das Fendi Ö. zugeordnet wird.

Der Verteidiger des 53-Jährigen vertrat in seinem Plädoyer die Ansicht, das eine Beteiligung an der Tat oder eine Anstiftung zum Mord nicht nachzuweisen sei. Allein gegen den Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung hatte Rechtsanwalt Gieseke keinen Einwand: Fendi Ö. hat gestanden, seine Tochter Arzu mit einem Stock verprügelt zu haben. Gieseke stellte keinen Strafantrag, sagte allerdings, dass er sich eine Bewährungsstrafe vorstelle.

Staatsanwalt Imig stellte am Montag vor dem Landgericht erneut Antrag auf Haftbefehl: Wegen der drohenden langen Haftstrafe bestehe die Gefahr, dass Fendi Ö. flüchte.