Düsseldorf/Bielefeld. Dreck, Schimmel, zu elft im Zweier-Apartment: Ein Urlaub in der Türkei wurde zum Albtraum für eine Familie. Sie verklagte den Reiseveranstalter.
„Reisen bedeutet Grenzen überschreiten“, wirbt ein Düsseldorfer Urlaubsanbieter. Das hat bei Ismael Ö. und seiner Familie funktioniert, wenn auch nicht im Sinne des Werbespruchs: Der Vater aus Bielefeld hat im Juli 2018 einen Albtraum-Urlaub in der Türkei erlebt und die Reiseagentur auf Zahlung von 6000 Euro verklagt. 3000 davon für entgangene Urlaubsfreuden. Eigentlich sollte am Freitag eine Zivilkammer des Düsseldorfer Landgerichts über den Fall entscheiden – dazu kam es aber nicht. Die Parteien haben sich am Abend außergerichtlich geeinigt. Wie der aufgebrachte Familienvater besänftigt wurde, darüber vereinbarten die beteiligten Anwälte Stillschweigen.
Hotelzimmer mit Schimmel
3374 Euro hatte der Mann für Frau und Kinder berappt, eine Woche Erholung im Fünf-Sterne-Hotel „Orient Hill Resort & Spa“ in Alanya an der türkischen Riviera war das Ziel. Doch daraus wurde nichts. Statt des gebuchten Familienzimmers bot man ihm an der Rezeption drei Doppelzimmer an. Die seien verschimmelt gewesen, behauptet der Kläger. Mit einer ihm bekannten Familie landeten Ö. und die Seinen schließlich in einem Apartment mit zwei Betten. Neun weitere Betten schafften die Angestellten herbei: Urlaub im Elfbettzimmer.
Doch nicht nur die Schlafsituation habe sich als Katastrophe entpuppt. Das Apartment sei verdreckt und von Schimmel befallen gewesen, am Pool hätten Stromkabel offen herumgelegen, die Liegen seien defekt gewesen, die Teller verschmutzt, das Essen vertrocknet.
Eltern berichten von Durchfall und Läusen
Ein Blick ins Internet freilich hätte Ismael Ö. und seiner Familie viel Ärger ersparen können. Das Hotel ist beim Bewertungsportal „Holidaycheck“ 687-mal beurteilt worden. Ungefähr 687-mal mit der Tiefstnote. Empfehlungsquote auf dem Portel: Null Prozent. „Sofort stornieren, wenn Sie noch können!“ warnt ein Urlaubsopfer, wenn man die Seite im Netz aufruft, als ginge es um Leben und Tod. Kein einsamer Ruf, wenn man weiterliest.
„Schimmelbunker“, „Dreckloch“ und „Horror-Hotel“ lauten Überschriften, die wenig Spielraum für Interpretationen lassen. „Strafgefangenenlager“ macht auch Eindruck. „Neben Durchfall und Läusen hat sich unsere Tochter auch noch Staphylokokken eingefangen“, schreibt ein Mann um die 40. „Ekelhaftes Essen“, „dreckige Matratzen“ und „grausame Atmosphäre“ klingt auch nicht so verlockend, dass man gleich zur Buchung schreitet. „Würde ich nicht meinem schlimmsten Feind wünschen“, urteilt ein verzweifelter Familienvater schließlich in seiner Bewertung. Fotos von verkommenen Zimmerecken, schimmeligen Badezimmerfugen und kaputten Möbeln vervollständigen das Bild.
Während der Düsseldorfer Anbieter das Hotel „wegen der Beschwerden der Kunden“ aus dem Programm gestrichen hat, wie ein Büro-Angestellter auf Nachfrage bestätigt, liest man beim Preisvergleichsportal und Reisevermittler „check 24“, immer noch: „Dieses bezaubernde Hotel ist eine gute Option für Familien“.