Los Angeles. Geschätzte 400 Millionen Dollar Schulden hat Michael Jackson hinterlassen. Doch mit seinem Tod beginnt das Geschäft mit der Erinnerung: Seine Alben sind Verkaufshits bei Amazon. Aus Neverland könnte ein zweites Graceland werden. Und die Imitatoren tanzen sich schon warm.
Michael Jackson hat die letzten Jahre seines Lebens hoch verschuldet verbracht. Aber der Tod des «King of Pop» eröffnet Branchenkennern zufolge mit großer Wahrscheinlichkeit einen Glückstreffer, der lukrativer als die Comeback-Tournee sein wird, auf die sich der 50-Jährige Musiker vorbereitet hatte. Denn mit der Nachricht von Jacksons Tod vervielfachten sich die Umsätze mit Jacksons Musik und Memorabilia, und seine gerade noch der Zwangsversteigerung entgangene Neverland-Ranch könnte zum zweiten Graceland werden.
Der Vergleich zwischen dem King of Pop und dem King of Rock'n'Roll liegt nahe: Wie Jackson hatte Elvis Presley vor seinem Tod 1977 seit Jahren kein Hit-Album mehr herausgebracht. Er lebte zunehmend von den Tantiemen für frühere Platten sowie Auftritten in Las Vegas. Aber nach seinem Tod wurde er zu einer Art Geldmaschine.
Rund 400 Millionen Schulden
«Offen gesagt, er ist tot vielleicht mehr wert als lebendig», sagt der Jurist des Aufnahmestudios Hit Factory in New York, Jerry Reisman, über Jackson. In der Hit Factory hatte Jackson sein Bestseller-Album «Thriller» aufgenommen.
Kurz nach Jacksons Tod waren dessen Vermögensverhältnisse noch unklar. Seine Schulden wurden auf 400 Millionen Dollar geschätzt, dem standen das musikalische Vermächtnis des King of Pop und diverse Beteiligungen gegenüber:
- Jackson gehörte zur Hälfte die Sony/ATV-Bibliothek mit den Rechten an den Liedern der Beatles und 750.000 weiteren Songs von Künstlern wie Bob Dylan, Neil Diamond, Lady Gaga und den Jonas Brothers. Das wird allein auf zwei Milliarden Dollar geschätzt.
- Graceland wurde nach dem Tod Presleys auf 4,9 Millionen Dollar geschätzt. Der Medienunternehmer Robert Sillerman zahlte 2005 für einen auf 90 Jahre befristeten Mietvertrag für 85 Prozent des Anwesens 100 Millionen Dollar. Jacksons Neverland wird jetzt auf eine Milliarde Dollar geschätzt.
Run auf Jackson-Alben bei Amazon
Der Run auf Jacksons Musik generiert riesige Umsätze: Amazon meldete einen 700 mal hören Verkauf von Jackson-Alben und MP3-Dateien am Donnerstag, am Freitag war er noch höher, wie der Vorstandsvorsitzende des Internet-Händlers, Bill Carr, mitteilte. Broadcast Music, das Lizenzgebühren für Jackson-Hits wie «Beat It» und «Billy Jean» einsammelt, rechnet mit einer Verdreifachung der Einnahmen - wegen Jacksons Tod. «Man kann sich alle von Patsy Cline bis Big Bopper und Buddy Holly anschauen - die Wirkung (des Todes eines Künstlers) auf den Katalog ist gewaltig», sagt Broadcast-Music-Chef Del Bryant.
Jacksons Musik ist aber nicht die einzige Einnahmequelle. Sillerman hat mit seiner Firma CKX die Rechte an Presleys Erscheinung, und mit Elvis-Darstellungen versehene Gürtel, T-Shirts, Uhren und Figuren spülten 2007 nicht weniger als 52 Millionen Dollar in die Kassen. Elvis distanzierte damit lebende Superstars wie Madonna und Justin Timberlake, berichtete das Magazin «Forbes». Es setzte Presley an die Spitze der bestverdienenden toten Berühmtheiten.
Konjunktur auch für Jackson-Imitatoren
Jacksons Erben werden mit Aussehen und Werken - bereits veröffentlichte und wohl auch noch nicht veröffentlichte Musik - ähnlich verdienen wollen. Und Jacksons Neverland werde wohl auch zu einer Fan-Pilgerstätte wie Graceland werden, sagte Steve Gordon, ein auf die Unterhaltungsindustrie spezialisierter Anwalt.
Auch die Scharen von Michael-Jackson-Imitatoren werden Konjunktur haben, sagt die Chefin der New Yorker Imitatoren-Agentur Bubbygram.com, Adrienne Gusoff. «Ich denke, sein Tod wird ihn zu einem noch größeren Star machen.» Sie vertritt rund ein Dutzend Jackson-Nachmacher, die bald ähnlich gefragt sein dürften wie die Darsteller von toten Berühmtheiten wie Frank Sinatra und Marilyn Monroe. Erst müssten sie aber selbst über den Verlust ihres Idols hinwegkommen. «Einer meiner Jungs in New Jersey ist ganz schön fertig», sagt Gusoff. «Es ist, als ob ein Familienmitglied gestorben ist.» (AP)