Düsseldorf. Drei Fälle von Babys mit fehlgebildeten Händen in Gelsenkirchen sorgten für Aufsehen. Nun sagt das Gesundheitsministerium: Es gibt keine Häufung.
Das Gesundheitsministerium in Nordrhein-Westfalen (MAGS) sieht nach einer ersten Abfrage bei Kliniken und Ärztekammern im Land „keine offensichtlichen Trends und regionalen Häufungen“, was Fehlbildungen der Hände bei Neugeborenen angeht. Das teilte Sprecher Heiko Haffmans am Montag auf Anfrage mit. Nachdem am Gelsenkirchener Sankt-Marien-Hospital zwischen Juni und Anfang September eine ungewöhnliche Häufung von Hand-Fehlbildungen bei Neugeborenen beobachtet worden war, hatte sich das Ministerium einen genaueren Überblick verschaffen wollen. Die Berichte aus Gelsenkirchen nehme er „sehr ernst“, erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) vor zwei Wochen.
Alle Kliniken mit geburtshilflichen Abteilungen wurden angeschrieben, um herauszufinden, ob auch anderswo ähnliche Fehlbildungen wie in Gelsenkirchen-Buer aufgetreten sind. Zudem wurden Daten der Ärztekammern zur Qualitätssicherung abgefragt. Unmittelbar nachdem die Gelsenkirchener Fälle publik geworden waren, hatten sich weitere Betroffene aus Witten, Datteln und Dorsten gemeldet.
Insgesamt wurden 61 Fehlbildungen für das Jahr 2019 gemeldet
Bezogen auf die Zahl der jährlichen Geburten lägen die Rückmeldungen zu Fehlbildungen der Hände in einer Größenordnung deutlich unter 0,1 Prozent“, heißt es im Schreiben des Gesundheitsministeriums von Montag. Für die Jahre 2017, 2018, 2019 wurden mit Stand vom 27. September 2019 der Abfrage zufolge insgesamt 72, 64 bzw. 61 Fehlbildungen der oberen Extremitäten in Nordrhein-Westfalen gemeldet. Neben Handfehlbildungen seien auch Fehlbildungen der oberen Extremität gemeldet worden, etwa „Vielfingerigkeit“ (Polydaktylien). Ohne weitere Bewertung seien anhand der vorliegenden Daten keine offensichtlichen Trends und regionalen Häufungen erkennbar.
Das MAGS will die Rückmeldungen der Kliniken und Kammern nun vom Landeszentrum für Gesundheit in Bochum gründlich analysieren lassen. Diese Analysen würden einige Zeit benötigen, so Haffmans. Die Fachleute würden auch prüfen müssen, ob bei den vergleichsweise geringen Zahlen weiterführende, belastbare statistische Analysen machbar sind. Man stehe zudem im Austausch mit anderen Ländern und dem Bund, um über das weitere Vorgehen zu beraten.
Keine sozialen, kulturellen oder ethnischen Gemeinsamkeiten erkennbar
Im Sankt-Marien-Hospital in Gelsenkirchen-Buer waren zwischen Juni und Anfang September drei Babys ohne voll ausgebildete Hände zur Welt gekommen. Die Arme seien normal entwickelt, die Handflächen und Finger jeweils einer Hand aber „nur rudimentär angelegt“, hieß es. Man könne keine sozialen, kulturellen oder ethnischen Gemeinsamkeiten der Herkunftsfamilien sehen. Die Ursache der Fehlbildungen ist völlig unklar. Die Gelsenkirchener Klinik hatte sofort eine Humangenetikerin der Berliner Charité eingeschaltet. (WAZ)