Xanten. Archäologen haben die Fundamente eines monumentalen Großbaus am Rande der alten Römerstadt freigelegt. Nur: Wozu war das Gebäude gut? Die Bestimmung des wohl aus dem 2. oder 3. Jahrhundert stammenden Baus ist derzeit völlig unklar.
Archäologen rätseln über einen monumentalen Bau, dessen Fundamente sie am Rande der früheren Römerstadt Colonia Ulpia Traiana bei Xanten gefunden haben. „Es ist keine klassische Basilika, einen vergleichbaren Grundriss haben wir bisher nirgendwo gefunden“, sagt Ingo Martell vom Archäologischen Park (APX). Die Bestimmung des wohl aus dem 2. oder 3. Jahrhundert stammenden Baus ist derzeit völlig unklar – „das ist eine der spannendsten Fragen in Xanten derzeit“, sagt Martell. Fest steht: Es muss ein öffentliches Gebäude gewesen sein, allein schon der Größe wegen. Eine 880 Quadratmeter große Halle bildete sein Zentrum.
Xanten – ein „Leuchtturm“ am Ende der römischen Welt?
Der Xantener Monumentalbau ist eines der herausragenden Themen der Tagung „Archäologie im Rheinland“ – einer Art wissenschaftlichem Jahresrückblick, zu dem der Landschaftsverband gestern und heute rund 400 Fachleute in Bonn versammelt hat. Rund 400 archäologische Maßnahmen gab es 2012 im Rheinland. Und der Fund des mächtigen Baus in Xanten bestärkt Fachleute in der Annahme, dass die mehr als 10 000 Einwohner zählende Colonia Nutznießerin eines ganz außergewöhnlichen römischen Städtebauprogrammes gewesen sein muss. Vom Angebot an öffentlichen Gebäuden her, konnte sie es durchaus mit dem ungleich größeren und wichtigeren Köln aufnehmen, damals Hauptstadt der Provinz Niedergermanien. Offenkundig wollten die Römer mit der Xantener Colonia, die damals am Ende der zivilisierten Welt lag, eine Art Leuchtturm errichten, dessen Prunk und Reichtum weit über die Grenzen des römischen Reiches hinausstrahlte. Davon zeugt auch der aufwändig aus dem Mittelmeerraum importierte, in der Xantener Colonia vielfach verbaute Marmor. Eine Wissenschaftlerin der Uni Würzburg untersucht ihn derzeit.
Spektakuläre Funde gibt es derweil auch aus dem Bergbau. In Kamp-Lintfort, aber auch auf den alten Halden in Essen stießen Forscher auf 320 Millionen Jahre alte Pflanzenfossilien. Zudem entdeckten sie Überreste von Skorpionen und Spinnen. Mit Säuren gelang es ihnen, die Überreste komplett aus den Steinen zu lösen. „Die Skorpione selbst waren nicht versteinert, sie hatten noch ihre organische Substanz“, berichtete ein Experte vom Geologischen Dienst.
Bergbau als unschätzbare Fundgrube für Archäologen
Überhaupt erwies sich der Bergbau einmal mehr als unschätzbare Fundgrube. Im Tagebau Inden entdeckten Archäologen 28 alt-steinzeitliche Siedlungsstellen, in einem eisenzeitlichen Graben stießen sie auf 26 keltische Schleuderkugeln aus gebranntem Ton. Alle gleich groß und gleich schwer, damit die Kelten mit ihren Schleuderwaffen im Kampf möglichst präzise treffen konnten. Im Wassergraben eines Rittergutes, das dem Tagebau Garzweiler weichen musste, stießen Forscher auf kostbare Trinkgläser, Waffen, aber auch Reitutensilien aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Die Zeugnisse des rheinischen Niederadels wurden aufwändig restauriert und sind noch bis zum 28. Februar im Rahmen einer Sonderschau im rheinischen Landesmuseum Bonn zu sehen.