Leipzig/Berlin. Der Deutsche Wetterdienst warnt bis Montagnachmittag vor Starkregen. Einsatzkräfte waren nur in wenigen NRW-Städten stark gefordert.
Auf die Hitze folgte der Regen: Seit Sonntag warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) für weite Teile Westfalens vor ergiebigem Dauerregen. Größere Schäden blieben indes aus. Auf Nachfrage heißt es aus Städten und Gemeinden, die Einsatzkräfte hätten die Situation unter Kontrolle, Polizei und Feuerwehr melden vielerorts nur wenige Einsätze.
"Es war nicht so schlimm, wir hatten seit Sonntag sechs kleinere Einsätze", heißt es etwa aus der Feuerwehrzentrale des Kreises Paderborn, für den der DWD am Montagmorgen noch die höchste Warnstufe "Extremes Unwetter" gemeldet hatte. Am frühen Montagnachmittag sind die Unwetterwarnungen für NRW aufgehoben.
Langsamer und stetiger Regen
Bereits am Samstag hatte es an vielen Orten kräftige Schauer gegeben. Zwischen Samstag- und Sonntagmittag fielen beispielsweise in Remscheid 61 Liter auf den Quadratmeter, in Xanten 51 und in Münster 44. In Olfen (Kreis Coesfeld) waren es 42, davon 28 innerhalb einer einzigen Stunde. Etwas verhaltener sah es im Ruhrgebiet und Sauerland aus: In Meschede und Dortmund fielen je zwischen 20 und 30 Liter pro Quadratmeter.
In Dortmund, Essen, Bochum und Düsseldorf sowie in Siegen und in Meschede verzeichnen Polizei und Feuerwehr seit Wochenbeginn keine witterungsbedingten Vorfälle. "Es regnet stetig und langsam. Da kommt es in der Regel zu keinen großen Vorfällen", erklärt ein Sprecher der Feuerwehr Dortmund.
Unfall in Möhnesee
In der Gemeinde Möhnesee im Kreis Soest wurde eine 20-jährige Autofahrerin bei einem Unfall auf regennasser Fahrbahn schwer verletzt. In einer Kurve sei ihr Wagen am Sonntag gegen eine Leitplanke gerutscht und anschließend auf die Gegenfahrbahn geschleudert, wie die Polizei mitteilte. Dort stieß die Frau mit dem Wagen eines 67-Jährigen zusammen.
Für vereinzelte Zwischenfälle sorgte der Regen auch im Ruhrgebiet: Im Oberhausener Stadtteil Styrum stand durch austretendes Wasser aus der Kanalisation die Kewerstraße bis zu einem halben Meter unter Wasser. Zahlreiche Keller wurden hier und an weiteren Orten im Stadtgebiet geflutet. Personen wurden nicht verletzt. Beendet wurde der Einsatz am Sonntag gegen 15 Uhr. Die Straße ist wieder befahrbar.
In Teilen des Münsterlandes waren am Sonntag bis zu 60 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. "Das ist sehr viel für diese Jahreszeit", sagte DWD-Meteorologe Malte Witt. Auch in Ostwestfalen regnete es teils heftig. Dort fielen rund 40 Liter pro Quadratmeter.
Dach brach unter den Wassermassen ein
Besonders betroffen war die Gemeinde Stemwede im Kreis Minden-Lübbecke. Dort musste die Feuerwehr seit Sonntagnachmittag zu rund 90 Einsätzen ausrücken, wie ein Sprecher sagte. Unter anderem wurden die Einsatzkräfte zu einer Lagerhalle, gerufen. Dort war ein Dach unter den Wassermassen eingebrochen.
In Bielefeld rückte die Feuerwehr insgesamt 20 Mal aus, um überflutete Kellerräume abzupumpen. "Aufgrund der Wetterlage liegt diese Einsatzzahl im Normalbereich", erklärte ein Sprecher der Feuerwehr.
Sonne kann nach Schauer wieder herauskommen
Im niedersächsischen Friedland wurde am frühen Montagmorgen eine überschwemmte Turnhalle evakuiert. Dort lebten etwa 200 Flüchtlinge, die nach Feuerwehr-Angaben in ein angrenzendes Schulgebäude umquartiert wurden. In einer Erstaufnahmeeinrichtung in Friedland mussten in der Nacht außerdem zwei Zelte aufgegeben werden - sie hielten dem Unwetter nicht stand."
Eigentlich wäre es schön, wenn sich diese Niederschläge über vier Wochen verteilen würden", sagte DWD-Meteorologe Witt am Sonntag. Zwar könne die Natur noch einiges an Wasser aufnehmen, aber man müsse auch damit rechnen, dass vieles einfach an der Oberfläche abfließe. Wann der Regen abzieht, ist noch unsicher. Mancherorts könne es auch am Dienstag noch regnen in Meschede und Dortmund prognostiziert die Meteorgroup bis Dienstagmoren etwa noch 15-20 Liter Regen pro Quadratmeter.
In der Wochenmitte sollen die Niederschläge dann aber vielerorts nachlassen - bei knapp 20 Grad. "Dann kann auch die Sonne wieder herauskommen." Erst Richtung Wochenende sei ein erneuter Temperaturanstieg in Sicht.
Überflutungen in Ostdeutschland, Sturm in Stuttgart
In Ostdeutschland führte der Starkregen vielfach zu überfluteten Straßen und vollgelaufenen Kellern. In Sachsen überschlug sich auf der A4 bei Zwickau ein Auto wegen Aquaplanings: ein 47-Jähriger starb, seine Frau (43) und seine Tochter (17) wurden als Mitfahrer schwer verletzt. Der Mann war nach ersten Angaben zu schnell unterwegs.
Im thüringischen Rustenfelde ist nach starken Regenfällen ein toter Mann in einem Bach angespült worden. Seine Leiche sei am Montagvormittag entdeckt worden, teilte die Polizei in Nordhausen mit. Die Identität des Mannes und die Umstände des Todes seien noch unklar. Rustenfelde war laut Polizei in der Region am schwersten von den Unwettern in der Nacht zum Montag betroffen. Dort seien mehrere Häuser vom Einsturz bedroht.
Im Süden Sachsen-Anhalts zerstörten abgeknickte Äste Oberleitungen. Mehrere Blitze schlugen in Dächer und auf Felder ein. Im Landkreis Börde brannten vermutlich wegen eines eingeschlagenen Blitzes rund 1000 Strohballen - die Feuerwehr ließ in der Nacht das riesige Feuer bei Zobbenitz kontrolliert abbrennen.
Im Erzgebirgskreis wurde ein 19 Jahre alter Feuerwehrmann verletzt, als er den Brand eines Dachstuhls in Gelenau löschen wollte. Ein Blitz war zuvor in das Haus eingeschlagen. Herabfallende Dachteile trafen den jungen Mann.
Heftiger Sturm in Stuttgart
In Baden-Württemberg setzten Blitze Dächer in Brand und verursachten teils Schäden in sechsstelliger Höhe. Zwei Menschen wurden verletzt. Im Großraum Stuttgart regnete es nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes (DWD) so stark wie in den vergangenen fünf bis zehn Jahren nicht mehr. Über die Region zog ein heftiger Sturm: Wasser flutete Keller, Bäume knickten um und Äste flogen umher. In einer Stunde fiel mehr Regen als sonst im ganzen Monat, wie Polizei, Feuerwehren und der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilten. (gowe/mit dpa)