Balve. Alle deutschen Top-Springreiter sind beim 70. Balve Optimum am Start. Sensationssiegerin Simone Blum wird den Titel aber nicht verteidigen können.
Rosalie Freifrau von Landsberg-Velen lavierte gar nicht groß herum. „Wir haben ja oft ein bisschen gehadert“, sagte die Chefin des Balve Optimums, „und immer auf die ‘jungen Wilden’ in unserem Starterfeld verwiesen.“ Weil die nationale Elite des Springreitens bei den Deutschen Meisterschaften nicht selten fehlte. Aber am übernächsten Wochenende, so unterstrich die Turnier-Organisatorin, „sind alle großen Namen da“.
Für das Reitsport-Event im Sauerland haben sämtliche Springer des Olympia-Kaders gemeldet. Von der Newcomerin Laura Klaphake, die 2017 in Balve bei den Springreiterinnen gewann, über EM-Teilnehmer Maurice Tebbel bis hin zu Marcus Ehning, dreifacher Weltcup-Sieger und aktuell Achter der Weltrangliste. „Europa- und Weltmeister, sogar Olympiasieger – dieses Mal haben wir alles dabei“, freut sich die Gräfin.
Balve als WM-Standortbestimmung
Die Liste mit den Favoriten ist damit noch lange nicht vollständig: Michael Jung – Spitzname: „Der Terminator“ – hat sich vom Vielseiter zum Top-Springer entwickelt. Meredith Michaels-Beerbaum, die als erste Frau Deutsche Meisterin in der offenen Klasse wurde, wird zum Familienduell mit Ehemann Markus Beerbaum antreten. Der 47-Jährige hat nach seinem Comeback schnell wieder Anschluss an die absolute Spitze gefunden und 2018 bereits den Großen Preis von Redefin gewonnen.
Der Blick für Beerbaum und Co. geht aber natürlich auf die Weltreiterspiele. Sie finden vom 11. bis 23. September im US-amerikanischen Tryon statt – und die Leistungsdichte bei den deutschen Springern ist hoch, viele Reiter und Pferde befinden auf einem ähnlichen Niveau. Deshalb wird das Optimum unter den Augen von Bundestrainer Otto Becker für sämtliche Sportler mit WM-Ambitionen auch eine Standortbestimmung sein. Das weiß auch Simone Blum. „Balve, Aachen, Tryon – das sind die Meilensteine der Saison“, sagt die Amazone.
Wunderstute Alice ist noch nicht fit
Die 29-Jährige, die 2017 am Schloss Wocklum die männliche Konkurrenz düpierte, wird ihren Titel jedoch nicht verteidigen können. „In der Männerkonkurrenz hätte ich nur mit meinem Top-Pferd Alice eine Chance gehabt.“ Der als „Wunderstute“ gepriesene 11-jährige Fuchs ist nach einer Verletzung jedoch noch nicht wieder fit, die WM scheint aber nicht in Gefahr. „Sie hat sich ganz blöd in der Box gestoßen und braucht noch ein bisschen Zeit“, berichtet Blum. Deshalb geht sie nur bei den Springreiterinnen an den Start und sieht dort für Stute Con Touch eine gute Gelegenheit, um Erfahrungen zu sammeln. Die Bayerin will in Balve außerdem ihren achtjähirgen Wallach Cool Hill aufbauen.
Schließlich ist Blum großer Optimum-Fan. „Mit diesem Turnier verbinde ich ganz besondere Emotionen“, erzählt sie. Dass sich jedes Jahr die absolute Spitze des deutschen Springreitens zu den Deutschen Meisterschaften in Balve versammelt und stattdessen auf die lukrativeren Auftritte auf der Global Champions Tour verzichtet – Blum hätte nichts dagegen.