An Rhein und Ruhr.. Die frühen Sorten sind schon da. Dank neuer Anbaumethoden dauert die Ernte jetzt vier Monate. Meist werden die Erdbeeren im Direktvertrieb in Hofläden verkauft. Der starke Februarfrost hat den Setzlingen weniger heftig zugesetzt als befürchtet. Auch, weil Landwirte auf Technik setzen.

In Nordrhein-Westfalen hat die Erdbeersaison begonnen. Dank neuer Anbau- und Frostschutzmethoden – und auch dank neuer Erdbeersorten – soll es ab sofort bis zu vier Monate lang heimische Erdbeeren geben. Meist im Direktvertrieb in Hofläden oder auch zum Selberpflücken.

Frühe Früchte aus dem Frostschutztunnel

Der tiefe Februarfrost hat den Erdbeer-Kulturen am Niederrhein nicht so stark zugesetzt wie zunächst befürchtet. „Es sieht ganz gut aus“, sagt Manfred Fischer, Obstbauberater von der Landwirtschaftskammer im nördlichen Rheingebiet. „Die Bauern haben ihre Kulturen mit Flies oder Folie abgedeckt. Das hat schlimme Einbußen verhindert.“

Alle heimischen Früh-Erdbeeren, die im Moment auf den Markt gelangen, kommen „aus dem Tunnel“. Mit Folien überspannte Gerüste schützen in NRW bereits acht Prozent der Anbaufläche. Dass es länger etwas kühler war, hätten die Erdbeeren gut vertragen können, erklärt Fischer. Ein bisschen Sonne mehr hätte zwar nicht schaden können, aber zu frühe zu starke Hitze wäre für empfindliche Sorten fatal gewesen. Dass es bis in den September Spät-Erdbeeren geben wird, liegt an neuen Züchtungen. So reift die robuste „Malwina“, eine große, dunkelrote Frucht, erst ab Juli. „Geschmacklich ist das eine Bombe“, findet Fischers Kollege Heinrich-Ludger Rövekamp, ebenfalls Obstbauberater.

Der Niederrhein wird Erdbeerland

Der Hunger der Deutschen auf Erdbeeren hat den Anbau beflügelt. Der Direktvertrieb floriert. Knapp 13.500 Hektar Anbaufläche für Erdbeeren gibt es in Deutschland, davon mehr als 2500 Hektar in NRW. Über 500 Betriebe ernten hier im Jahr mehr als 25.000 Tonnen Erdbeeren. Am Niederrhein liegt einer der Anbauschwerpunkte, wie Obstbauberater Fischer bestätigt.

Die Renaissance der Pflücker-Familien

Selberpflücken ist schon seit Jahren beliebt. Stefan Kraege vom Landesverband Obstbau Westfalen-Lippe führt das auf den Trend „zurück zur Natur“ zurück. Auffällig viele „aktive Großeltern“ seien auf den Feldern zu sehen, findet Heinrich-Ludger Rövekamp. „Die zeigen ihren Enkeln, wie das ist, auch mal eine Stunde in der Sonne auszuhalten, um einen Korb vollzubekommen.“

400 Erdbeerfelder für Selbstpflücker

Insgesamt gibt es in NRW 400 Felder für private Pflücker. Eines von ihnen, einen halben Hektar groß, liegt in Hamminkeln und gehört zum Hof Schäfer. Nachbarn klauben hier die Beeren vom Feld, um Marmelade zu kochen, Familien erleben die Ernte als Freizeitbeschäftigung und Städter pflücken sich Abwechslung von weniger geschmacksintensiver Supermarktware, wie Judith Schäfer berichtet. Natürlich könne man sich die Beeren auch pflücken lassen: Fünf Erntehelfer stellt sie in der Hochsaison an. Dann spare man allerdings die Pflückprämie nicht.

Anfang Juni sinken die Preise

Die Königin der Beeren hat ihren Preis, zumal wenn sie aus Deutschland kommt. Gegen die Discounter-Konkurrenz aus Südeuropa setzen die Obstbauer in NRW „zu allererst auf Geschmack“. „Wir leben mit 20 Tonnen Ertrag pro Hektar, in Spanien geht es an die 40 bis 50 Tonnen“, sagt Stefan Kraege. Die Preise dürften in diesem Jahr stabil bleiben, heißt es vonseiten der Landwirtschaftskammer. Die frühen Erdbeeren werden in der Direktvermarktung 3,20 bis 3,70 Euro pro 500-Gramm-Schälchen kosten. In der Hauptsaison ab Anfang Juni werden sie dann auf ca. 2,40 bis 2,80 Euro pro Schälchen sinken. Selbstpflücker zahlen etwa 1,60 bis 2 Euro pro Kilogramm. Ein erfahrener Pflücker kann 12 bis 15 Kilo in der Stunde schaffen.

Und was bekommt man für sein Geld?

Nicht mehr und nicht weniger als eine Frucht, die schon seit über 2000 Jahren als Delikatesse gilt. Die erste Erwähnung der Erdbeere findet sich 200 vor Christus . Die alten Römer hatten die Walderdbeere damals für eine Bowle entdeckt. Die große Zeit der Züchtungen begann erst im 18. Jahrhundert. Die großfruchtigen Gartenerdbeeren entstanden aus Kreuzungen südamerikanischer und europäischer Pflanzen. Man bekommt auch reichlich Vitamine für sein Geld. Es gilt die Faustformel: Ein Schälchen Erdbeeren deckt den Tagesbedarf an Vitamin C.