Castrop-Rauxel.. Seit 80 Jahren gibt es die Dauerkleingartenanlage Castrop-Rauxel Süd nun schon. Die Parzellen bieten Idylle pur, wie ein Bummel durch die Anlage beweist.
Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und die Wildbienen summen fröhlich von Blüte zu Blüte. In der Dauerkleingartenanlage Castrop-Rauxel Süd herrscht Idylle pur. Seit nunmehr 80 Jahren werden die Parzellen zwischen dem AWO Seniorenzentrum und dem Amtsgericht von ihren Pächtern gehegt und gepflegt. „Die Motivation, einen Kleingarten zu bewirtschaften, war jedoch früher eine andere als heute“, erklärt Dieter Ricken, Vorsitzender des KGV während eines Spaziergangs durch die Anlage.
Damals, in Zeiten des Krieges, so weiß er, seien Kleingärten aus der Not heraus entstanden, um durch die Bewirtschaftung zusätzliche Lebensmittel zu gewinnen. Heutzutage würden sie eher eine soziale Aufgabe erfüllen. „Unsere Gärtner kommen her, um sich vom Alltag zu erholen und Freunde zu treffen“, so Ricken.
Ibro Dzananovic ist einer von ihnen. Als eines der neuesten Mitglieder beackert er seit einigen Monaten die Parzelle rechts des schmiedeeisernen Haupttores. „Ich bin gern in der Natur und finde hier meine Inspiration“, erzählt der Hobbyschriftsteller. Die besten Gedichte und Erzählungen habe er in seiner grünen Oase verfasst. „Ich finde unseren Garten sehr schön - die viele Arbeit lohnt sich“, fügt seine Gattin Nevrisa hinzu. Außerdem seien die Leute in der Anlage alle sehr nett, sind sich die beiden einig. Bereits am ersten Tag hätten sie Anschluss zu ihren Nachbarn gefunden.
Dass es gar nicht schwer ist, die Pächter der insgesamt 40 Parzellen der Kleingartenanlage kennenzulernen, beweist Ricken, während er von Zaun zu Zaun spaziert und dabei immer wieder grüßt. Kaum ein Gartenfreund hat nicht ein freundliches Wort für jene auf den Lippen, die sein Gärtchen passieren. „Die Senioren aus dem Zentrum nebenan nutzen die Anlage regelmäßig, um hier mit ihren Rollstühlen spazieren zu fahren“, erzählt Klaus Pfefferkorn, seit 1975 Mitglied des KGV. Um ihnen entgegenzukommen, seien die Hecken der Gärten nur sechzig Zentimeter hoch, ergänzt Ricken. „So können sich auch die Rollstuhlfahrer und Kinder an der Blumenpracht in den Gärten erfreuen“, betont er. Voller Stolz präsentiert er einen dunkelroten Unterstand mit Sitzgelegenheiten für die Begleitpersonen der Rollstuhlfahrer und ausreichend Platz für Rollis. „Den haben wir vor kurzem extra für unsere Besucher von nebenan gebaut“, lobt er das Engagement seiner Mitglieder.
Ein Stück weiter haben sie außerdem vor einiger Zeit das „Ökodreieck“ eingerichtet. Auf einer beträchtlichen Strecke am Wegesrand wird hier für alt und jung anschaulich dargestellt, was der Mensch für die Tiere im Kleingarten tun kann. Eine Pyramide aus losen Steinen bildet ein Igelhaus, löchrige Baumscheiben und Ziegelsteine laden die schwarz-gelben Brummer ein, im „Wildbienenhotel“ zu verweilen. „Wir Gärtner sind auf die Tiere, vor allem auf die Bienen angewiesen“, so Ricken. Ohne die fleißigen Helfer würde nichts blühen, da nur sie in der Lage seien, die Pflanzen zu befruchten. Pfefferkorn: „Deshalb sind auch alle Gartenfreunde dazu angehalten, wenigstens ein kleines Bienenhotel in ihrem Garten zu errichten.“
Der Spaziergang zeigt: viele folgen der Empfehlung. Er beweist auch, dass sich die Pächter der Parzellen immer noch an die so genannte Drittel-Regelung halten. Ricken erklärt: „Jedes Grundstück soll zu je einem Drittel aus Nutzgarten, Freizeitgarten und Blumen oder Bäumen bestehen.“ So soll die Tradition der Kleingärtner erhalten werden. Auch nach 80 Jahren bleibt der Verein seinen Statuten treu.