Essen.. Die EU bescheinigt den Badeseen in Nordrhein-Westfalen „ausgezeichnete Qualität“. Das ist allerdings derzeit noch keine allzugroße Sache. Denn die Badegewässer sind dummerweise genau dann am saubersten, wenn keiner schwimmen will.
Derzeit, wo sich Luft- und Wassertemperaturen im Teenagerbereich bewegen, erwärmt sich kaum jemand für das Thema. Dennoch: So zuverlässig wie der Grillalarm im Stadtpark beginnt bald wieder der Sturm auf die Strände der nordrhein-westfälischen Badeseen.
Dummerweise ist die Gewässergüte aber gerade jetzt am besten, wenn es noch schön kühl ist. Und die jetzt stolz verkündete Gewässergüte zum Saisonbeginn heißt noch lange nicht, dass der ein oder andere Badesee im Verlaufe der Saison nicht doch noch gesperrt werden muss.
„Die Bewertung der Badegewässer nach der EU-Norm bedeutet vor allem, dass ein Gewässer über einen langen Zeitraum eine hinreichend gute Wasserqualität bieten kann“,, so Peter Schütz, Sprecher des Lanuv (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz). Deswegen kommen auch nur Gewässer auf die Liste, die eine echte Chance haben.
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Ein Punkt der gerade entlang der Ruhr diskutiert wird, wo die Stauseen zwischen Mülheim-Styrum und Hagen-Eckesey im Sommer so verführerisch glitzern. Forscher haben jüngst ermittelt: Man kann in der Ruhr unbedenklich schwimmen, nur dummerweise eben nicht immer und überall. „Da die EU-Badenorm zu erfüllen, sehe ich daher zurzeit noch als schwierig an“, so Schütz. Auf seiner, der Lanuv-Liste stehen eben nur die offiziellen Badegewässer.
Dass de facto Menschen an heißen Tagen allen Verboten, Erlassen und Empfehlungen zum Trotz in verlassenen Baggerseen und entlang der Kanäle herumkraulen, ist auch ihm geläufig, ändert aber nichts daran, dass das Land eben auch offizielle Badeplätze ausweist mit gesicherter Wasserqualität.
Immerhin: Diese Liste der offiziell beprobten und regelmäßig kontrollierten Gewässer wird länger. In diesem Jahr kommt ein Bad am Biggesee hinzu, auch in Heinsberg, Remscheid und Paderborn sind in den letzten Jahren neue Badeseen hinzugekommen.
„Die Initiative geht dabei immer vom Kreis oder von der Stadt aus“, so Cornelia Dümling vom Lanuv. Denn die muss für die Kosten der Wasserproben aufkommen. 16 Proben mindestens müssen ausgewertet und für gut befunden sein, dann erst gibt’s das EU-Badefähnchen.
Mindestens einmal im Monat während der Badesaison muss eine weitere Probe gezogen werden. „Die Daten werden vor der Saison festgelegt und dürfen maximal um vier Tage überschritten werden“, erklärt Dümling.
BadegewässerBestnoten zu Saisonbeginn sind kein Schutz vor einer Sperrung
Denn sonst ist die Versuchung groß, ein wenig zu schummeln: Gerade an heißen Tagen mit sehr vielen Badegästen, mit Algenbildung und womöglich reichlich produktiven Wasservögeln kann es geschehen, dass die Gewässergüte in den Keller geht – und trotz Bestnoten zu Saisonbeginn ein Badegewässer gesperrt werden muss.
Derzeit glänzen die Badeseen im Lande fast ausnahmslos mit Bestnoten. Nordrhein-Westfalen hat im Jahr 2013 an 97 Messstellen die Wasserqualität mit „ausgezeichnet“ bewertet, an sechs Messstellen mit „gut“. Es gibt natürlich Auf- und Absteiger, einige wenige.
So hat es der Auesee in Wesel in diesem Jahr erstmals geschafft, für seine beiden Messstellen jeweils die Bestnote zu bekommen. Ebenfalls nicht in Bestform ist der Große Silbersee bei Leverkusen, der auch „nur“ ein gut bekam.
Ein „ausreichend“ erhielt nur der Elfrather See in Krefeld – im vergangenen Jahr war er noch mit „gut“ bewertet worden. Der Grund für die geringere Wasserqualität hier: Verunreinigungen mit Fäkalien durch eine große Population von Wasservögeln oder Wildgänsen. Das Baden ist jedoch auch hier möglich – nach Angaben des Lanuv ist das übrigens der häufigste Grund für die Sperrung eines Badegewässers: tierische Fäkalien und Algenbildung – nicht Sonnenöl und Kinderpipi.
„Die Grenzwerte der EU sind so streng, dass auch immunschwache Personen in den Gewässern baden können, ohne zu erkranken, selbst wenn sie geringe Mengen Wasser aufnehmen“, erklärt Dümling. Dennoch gelte: Eltern sollten immer gucken, wo die Kleinkinder im Wasser spielen – und gucken, ob nicht genau da die WC-Ente tätig war. „Ein Naturgewässer ist eben immer etwas anderes als ein gekacheltes Freibad“, sagt sie.