Dortmund. Am Donnerstag hat in Dortmund die erste Pop-Up-Freizeitpark eröffnet. Einmal zahlen, so oft fahren, wie man will. Lohnt sich das?

Mittag an der Westfalenhalle. Man kann sagen: Es ist recht leer. Man kann auch sagen: Kein Problem, die Abstandsregeln einzuhalten. Patrick Arens vom Dortmunder Schaustellerverband und einer der Organisatoren des Pop-Up-Freizeitparks „funDOmio“ sagt weder das eine noch das andere. Er sagt nur: „Probetag“. Der Tag also, an dem sie gucken können ob grundsätzlich alles so funktioniert, wie sie sich das vorgestellt haben. „Soft Opening“ nennen die Amerikaner so etwas.

Vater Andy und Tochter Lea auf einer Rutsche im temporären Freizeitpark
Vater Andy und Tochter Lea auf einer Rutsche im temporären Freizeitpark © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen


Am frühen Nachmittag hat es sich ein wenig gefüllt, ohne dass es voll wäre. Arens bittet zum Rundgang, bittet ins „Fischerdorf“, eine Reihe kleiner Häuschen mit den für eine Kirmes typischen Leckereien. Pommes, Champignons, Mandeln, Schoko-Früchte. Die Häuschen stehen sonst auf der Kieler Woche, sollen nun aber bis zum 11. August an der Westfalenhalle „für ein bisschen Urlaubsfeeling“ sorgen. Genau wie die über 1000 Palmen und Olivenbäume sowie die vielen bunten Blumen, die 17 große 40 Tonner herangekarrt haben. „Sieht toll aus“, ruft ein Besucher.

Man muss das Angebot richtig nutzen

Arens nickt, so etwas hört er gerne. „Wir wollten ja nicht einfach nur eine eingezäunte Kirmes bauen“, sagt er. Dafür wäre „funDOmio“ auch zu teuer. Kinder unter fünf Jahren kommen umsonst hinein, bis elf und über 65 kostet der Eintritt 29 Euro, dazwischen sind es 34 Euro. Und dann hat man noch nichts gegessen oder getrunken. Arens nickt, wenn man sagt „das ist viel Geld“. „Aber“, sagt er auch, „es wird ja auch viel geboten.“ Man muss das Angebot allerdings richtig nutzen, soll der Besuch sich rechnen.


Finja (15), Phil (14), Thomas (16) und Annabelle (15) machen das trotz Maskenpflicht in den Fahrgeschäften schon seit Stunden und haben mal alles durchgerechnet. „Zehn Mal sind wir Autoscooter gefahren. Da hat man die Karte schon wieder raus.“

Keine Schlangen vor den Fahrgeschäften

Auch interessant


Und man kann ja nicht nur Autoscooter fahren. Insgesamt haben die Veranstalter auf 60.000 Quadratmetern knapp 30 Fahrgeschäfte aufgebaut. „Roue Parisienne“, ein nostalgisches Riesenrad, ist da und die Wildwasserbahn „Poseidon“ auch. Und die „Wilde Maus“-Achterbahn wartet ebenso auf Besucher wie der Giant Booster Apollo 13, der zu einer „einzigartigen Expedition durch Raum und Zeit – mit 120 km/h quer durch den Orbit in 55 Metern Höhe“ bittet.

Sandra (28) und Jessica (28) aus Dortmund haben dann trotz Anwesenheit seit 10 Uhr morgens auch noch immer nicht alles ausprobiert. Kein Problem. „funDOmio“ ist ja bis 21 Uhr geöffnet „und wenn es so leer ist, musst du ja nirgendwo lange warten, kannst sogar mehrmals fahren“, ziehen die beiden jungen Frauen eine Zwischenbilanz.

60000 Quadratmeter für maximal 50000 Besucher

Richtig voll wird es auch nie werden. Mehr als 90.000 Menschen dürften laut Arens in normalen Zeiten auf ein Gelände dieser Größe. Corona bedingt sind nun aber gerade einmal 5000 Besucher zur gleichen Zeit erlaubt. Sandra und Jessica finden das gut. „Wer, wie wir gerne auf die Kirmes geht, ist hier echt gut aufgehoben“, haben sie festgestellt und kündigen an: „Wir kommen wieder.“

Auf der Achterbahn unterwegs sind diese Besucher,
Auf der Achterbahn unterwegs sind diese Besucher, © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen


Trotzdem. Rechnet sich das Ganze für den Veranstalter, der nach eigenen Angaben bisher zwei Millionen Euro in das Projekt gesteckt hat? Noch dazu, wenn er abends, wo das Geschäft sonst erst richtig los geht, schon um 21 Uhr schließen muss. „Wir haben nächtelang diskutiert“, gibt Arens zu. „Und dann gesagt, wir probieren es.“ Natürlich wissen sie, dass es „kein Zuckerschlecken“ wird. Zu heiß kann es werden oder zu nass. Und wie es mit Corona in Ruhrgebiet weitergeht, kann auch niemand sagen. „Wir nehmen es, wie es kommt.“

Nur untätig will die Branche nicht mehr sein, allen finanziellen Risiken zum Trotz. „Besser man stirbt auf dem Schlachtfeld“, sagt der Schausteller, „als im Bett.“