Marl..
Roter Teppich, laufende Kameras, Blitzlichtgewitter. Der Grimme-Preis 2010 macht Marl an diesem Abend zur TV-Welthauptstadt und versprüht einen Hauch von Oscar-Flair mitten im Vest.
Ein Hauch von Oscar-Flair mitten im Vest: roter Teppich, laufende Kameras, Blitzlichtgewitter. Gerade noch dreht sich Martina Hill von der ZDF „heute show“ vor dem Fotografenpulk, da richten sich plötzlich alle Kameras schlagartig auf eine schwarze Limousine. Als die Tür aufgeht, weiß auch die Comedy-Nachrichtenfrau, warum es auf einmal einsam um sie herum ist. Senta Berger ist vorgefahren.
Zusammen mit ihrem Mann, dem Regisseur Michael Verhoeven, betrat sie am Nachmittag den roten Teppich vor dem Grimme-Institut. Am Abend erhielt die prominente Schauspielerin den Adolf-Grimme-Preis im Marler Theater für ihre Rolle im ARD-Film „Frau Böhm sagt nein“. Senta Berger (68) sagte nicht nein. Nicht zu den Autogrammsammlern vor dem roten Teppich, denen sie mit einem Lächeln und einem freundlichen Wort jeden Zettel signierte. Nicht zu den Fotografen, die sie in ihrem enganliegenden, schwarzen Kleid von allen Seiten ablichteten.
„Grimme-Preis steht für Qualität“
Michael Verhoeven (71) beobachtete den Rummel um seine Frau, die bereits ihren zweiten Grimme erhielt, gelassen: „Ja, ich freue mich für sie. Schließlich hat gerade der Grimme-Preis seinen hohen Status behalten, steht für große Qualität.“ Und lacht: „Darum habe ich ihn auch noch nie erhalten.“ Immerhin: Nominiert war er bereits.
Einer nahm gestern seinen bereits achten Grimme mit nach Hause: Regisseur Dominik Graf. „Für mich ist der achte aber etwas genauso Besonderes wie der erste.“ Ein Platzproblem habe er auch nicht: „Im Regal kann man die prima ineinander schieben.“
Regisseur Graf wurde für den ZDF-Krimi „Kommissar Süden und der Luftgitarrist“ ausgezeichnet. Als Darsteller erhielt „Kommissar“ Ulrich Noethen einen Preis: „Etwas pikant“, fand er, denn eigentlich sollte Süden in Serie gehen, es blieb dann aber bei der einen Folge. Dass die Preisverleihung in Marl gezielt ohne großen Glamour auskommt, gefiel ihm: „Ich freue mich, dass es hier leger zugeht.“ Pläne für konkrete Projekte hat Noethen zurzeit nicht, Theater wäre eine Option: „Ja, es gab auch Anfragen von den Ruhrfestspielen. Wenn das passt, gerne.“
„Welthauptstadt des gelungenen Fernsehens“
Noethen-Kollege Martin Feifel, der im Süden-Krimi den Polizisten gab, freute sich gestern ganz besonders: „Das ist mein erster Preis, und dann gleich der Grimme!“ Feifel arbeitet gerade an einem ARD-Film zusammen mit Mariele Millowitsch. Arbeitstitel: „Die Trödelqueen“. Der 45-Jährige Bayer, der sechs Jahre am Schauspielhaus Bochum gearbeitet hat, genoss es „wieder im Ruhrgebiet zu sein“.
Neben den vielen Fernsehteams und Reportern war auch ein Nachwuchsjournalist vor Ort: Schülerreporter Lasse Weinert (8) von der Marler Overbergschule interviewte seinen Star: Willi alias Helmar Weitzel von der ARD-Kindersendung „Willi will’s wissen“. Auch für Willi gab’s gestern einen Grimme-Preis.
Regie-Altmeister Alexander Kluge plauderte beim Empfang engagiert über seinen Kampf für mehr Bildungsfernsehen. Danach schließlich die 46. Grimme-Preisverleihung im Theater, moderiert von Desiree Nosbusch, die die Menschen aus „der Welthauptstadt des gelungenen Fernsehens“ begrüßte.