Essen. Unsere Nutzer diskutieren heftig über die Frage: Es sollte der schönste Tag im Leben eines Halterner Brautpaares werden, doch Pfarrer Heio Weishaupt brach die kirchliche Trauung ab - weil sich das Paar und die Gäste angeblich nicht gut genug in der katholischen Liturgie auskannten. Durfte er das?

Darf ein Pfarrer das? Kann er eine Trauung einfach so abbrechen? In diesen Fragen sind sich die Kommentatoren nicht einig. Einerseits sprechen einige Nutzer dem Mann Gottes ihre Hochachtung aus, da er aufgrund fehlender Glaubensfeste des Brautpaares die Trauung abgebrochen hat. Andererseits aber hatte der Pfarrer auch der Pflicht seines Amtes zu walten und die Trauung auszuführen, da er im Vorgespräch seine Bedenken nicht geäußert hat.

 „Hut ab, Herr Pfarrer“

„Heutzutage wird die kirchliche Trauung oft nur noch als Party betrachtet und hat mit dem Glauben nichts mehr zu tun“, erklärt Reviersheriff. Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. Zahlreiche Kommentatoren empfinden das Abbrechen der Trauzeremonie durch den Pfarrer als berechtigt. „Wer im täglichen Leben auch ohne Kirche auskommt, der sollte dann auch den Protztag ohne kirchlichen Segen bestreiten können“, so Poirot. Nach Ansicht unserer Nutzer sollte die Hochzeit in der Kirche als Versprechen zu Gott gesehen werden, nicht aber als erworbene Dienstleistung die zusätzlich noch für schöne Hochzeitsbilder sorgt. ThomasTebeck unterstützt dies, da die Ehe ein Sakrament sei und keine Lebensabschnittsverschönerungsveranstaltung. „Hut ab, Herr Pfarrer!“, schreibt traurigeWahrheit, nach dessen Meinung eine kirchliche Hochzeit, die nur aus Gründen der Romantik zelebriert werden soll, nicht akzeptabel ist.

Auch Dkmmaal findet die Reaktion von Pfarrer Weishaupt in Ordnung. Auch wenn man nicht eng mit der Kirche verbunden ist oder einem anderen Glauben angehört solle man der Kirche Respekt zollen. „Es gibt Regeln und die sollte man beachten. In der Moschee pfeife ich auch nicht La Paloma und in der Synagoge bedecke ich meinen Kopf. Es geht einfach um Respekt, Sitte und Anstand – in jeder Lebenslage!“, so Dkmmaal.

Nächstenliebe, Vergebung und Ehrlichkeit

Anders sieht das olli_bo. Er betont, dass nur 8-10% der Katholiken regelmäßig eine Kirche besuchten. Aufgrund dessen könne der Pfarrer heutzutage nicht erwarten, dass die Hochzeitsgäste alle Lieder und Gebete mitsprechen können. Dem schließt sich auch Brotdoc an. „Die Riten und Dogmen der Kirche haben mit dem reellen Leben der Menschen nichts mehr zu tun“, betont er. Laut den Kommentatoren ist der Pfarrer seiner Verpflichtung nicht nachgekommen - er habe dem Brautpaar Nächstenliebe, Vergebung und Ehrlichkeit verweigert. Laut Auntie hat der Pfarrer durch das Abbrechen der Hochzeit eine Chance vertan, dem Brautpaar Gott wieder näher zu bringen.

Zusätzlich heben die Nutzer hervor, dass der Pfarrer auch die Pflicht der Ehrlichkeit vernachlässigt hat. Im Vorgespräch hätte er das Brautpaar auf sein Unbehagen aufmerksam machen müssen, betonen die Leser. Außerdem sei der Pfarrer seinem seelsorgerischen Amt nicht nachgekommen, schreiben zahlreiche Kommentatoren. „Das Brautpaar in so eine Zeremonie zu locken, um dann mit einem Eklat den sprichwörtlich schönsten Tag im Leben zu ruinieren, ist einfach widerwärtig!“, betont 1980yann. Ein Recht auf die Hochzeit hatten die Brautleute, so knutknusten. Denn mit der Zahlung der Kirchensteuer darf man eine Trauung, Taufe oder Beerdigung auch in Anspruch nehmen.