Mönchengladbach/Essen. Aziz Can Tokaker (24) starb bei einem Unfall in Spanien. Corona verhindert die Überführung des Leichnams. Die Familie will das nicht hinnehmen.

Mit dem Tod von Aziz Can Tokaker hat der Kampf für seine Familie begonnen. Der 24-Jährige aus Mönchengladbach starb als Beifahrer im Wagen eines Bekannten, der bei Lloret de Mar an einer Klippe 30 Meter in die Tiefe gestürzt und teilweise ausgebrannt war.

Für die beiden Urlauber kam jede Hilfe zu spät. Am Dienstag ist Tokaker unter Ausschluss der Familie in Spanien beigesetzt worden. Am gleichen Tag startet sein Bruder Ugur in Deutschland eine Petition auf change.org. Der Leichnam des 24-Jährigen soll zurück in die Heimat.

Gegen den Willen seiner Familie wurde Tokaker an der Costa Brava beigesetzt

„Wir hatten nicht die Möglichkeit, uns zu verabschieden“, sagt stellvertretend für die Familie Reyhan Sirlibas, die Cousine des Toten. Den Angehörigen sei dies gleich zweimal genommen worden: Unmittelbar nach der Nachricht von dem Unfalltod reiste die Familie nach Spanien. Doch die Behörden dort wollten den Angehörigen den Anblick des Toten nach dem Klippensturz nicht zumuten. „Wir sollten ihn nicht sehen“, sagt die 21-Jährige.

Tokaker kam bereits am 1. März ums Leben. In den Tagen danach verzögerte sich die eindeutige Identifizierung des Opfers durch die Behörden - mehrfach hätten Angehörige dafür DNA-Proben abgeben müssen, sagt die Familie. Als es endgültig feststand, war die Corona-Krise auch in Spanien vollends ausgebrochen - Überführungen gibt es nicht mehr, die Grenzen sind dicht. In aller Stille wurde Tokaker am 31. März in einem Sarg auf einem muslimischen Friedhof an der Costa Brava beerdigt - „gegen unseren Willen“, sagt Sirlibas.

Die Familie will Druck aufbauen und Öffentlichkeit schaffen

„Das war noch schlimmer als an dem Tag, als wir erfahren haben, dass er gestorben ist“, sagt Sirlibas, „jetzt wollen wir, dass er so schnell wie möglich nach Hause gebracht wird.“ Die Überführung müsse allerdings von einem spanischen Gericht abgesegnet werden, was bis zu zwei Jahre dauern könne. Die Familie wolle nicht so lange warten, sie habe sich in Spanien von Rechtsanwälten vertreten lassen, nachdem von den Auslandsvertretungen Deutschlands und der Türkei keine Hilfe gekommen sei.

Sie hat nach eigenen Angaben die Genehmigung eines Bestatters, den Leichnam nach Deutschland zu holen. Und sie hat jetzt die Petition. Die Familie wolle Druck aufbauen, sagt Sirlibas, und Öffentlichkeit schaffen. Auch in den Sozialen Medien zieht der Fall bereits weite Kreise.

Tokaker war vier Tage vor dem Unfall nach Spanien geflogen. Er hatte eine dort lebende Freundin besuchen wollen, die er noch aus der Schulzeit kannte. An dem verhängnisvollen Abend hatten sie sich noch mit Freunden in einer Bar getroffen. Warum Tokaker starb, bleibt offen: Die Ursache des Unfalls hätten die spanischen Behörden nicht klären können, berichtet Sirlibas, die wie die gesamte Familie trauert: „Ich bin mit ihm aufgewachsen. Er war wie ein Bruder für mich.“ Tokaker hinterlässt noch zwei ältere Brüder und seine Eltern.

Petition richtet sich an Bundesaußenmister Heiko Maas

Die von einem seiner Brüder verfasste Petition richtet sich an das spanische Gericht und an Bundesaußenminister Heiko Maas. Die Frage ist, ob der in dem Fall überhaupt aktiv werden könnte, denn Tokaker ist türkischer Staatsbürger.

„Aber er ist hier geboren, er ist hier aufgewachsen, er hat hier studiert“, sagt Sirlibas. Tokaker soll in Mönchengladbach seine ewige Ruhe finden. „Ich will doch nur meinen Sohn hier haben“, zitiert die Cousine die Mutter des Toten, „so kann ich damit nicht abschließen.“