Mönchengladbach.. Der Salafisten-Verein „Einladung zum Paradies“ in Mönchengladbach will sich auflösen. Doch beruhigend findet das niemand. Bald könnte sich die alte Gefahr im neuen Gewand präsentieren.

Am Ende wurde die Luft offenbar dann doch zu dünn: Der Salafisten-Verein „Einladung zum Paradies“ (EZ P) in Mönchengladbach will sich auflösen. Sicher haben die Verbots-Diskussion und der öffentliche Proteststurm von Bürgern zu diesem Entschluss beigetragen. Doch NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) stellt klar: „Die Sicherheitsbehörden in NRW werden die Salafisten weiter im Visier behalten.“ Das geschehe unabhängig von ihrer Organisationsstruktur. „Wir nehmen die von den Salafisten ausgehende Gefahr sehr ernst“, bekräftigt Jäger.

Auch in Mönchengladbach wird die Ankündigung nur verhalten aufgenommen. „Für uns ändert sich dadurch gar nichts“, sagt Polizei-Sprecher Willy Theveßen. Die Gruppierung stehe in Mönchengladbach schon länger im Fokus der Ermittler – und das werde so bleiben.

„So schnell werden wir die nicht los“

Von Genugtuung ist auch bei der Initiative „Bürger für Mönchengladbach“ nichts zu spüren. Monatelang hatte sie gegen die Salafisten und die Ansiedlung einer Islamschule in der Stadt protestiert. Jeden Freitag versammelten sich bis zu 40 Demonstranten zur Mahnwache vor dem Gebetsraum der radikalen Muslime im Stadtteil Eicken. „Unsere Stadt ist gewappnet, aber so schnell werden wir die nicht los“, sagt Wilfried Schultz, Sprecher der Bürgerinitiative gegenüber DerWesten.

Er vermutet, dass die Salafisten einem möglichen Verbot zuvorkommen wollen. In einem solchen Fall würden sie ihr gesamtes Vereins-Vermögen verlieren. „Zudem unterhalten sie Kontakte zu anderen radikalen Gruppen in Mönchengladbach. Die können munter woanders weiterarbeiten“, befürchtet Schultz.

Vereinsgründung unter neuem Namen möglich

EZP-Vorsitzender Sven Lau bestätigt diesen Verdacht: Seine „Brüder und Schwestern“ würden sich nun auf andere Vereine und Moscheen verteilen, prophezeit er in einer Videobotschaft. Auch eine Vereinsgründung unter neuem Namen hält er demnach für möglich. Alte Gefahr in neuem Gewand also.

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„Sie vergleichen sich mit den Juden zur NS-Zeit“

Auch an einer anderen Front droht den Salafisten in Mönchengladbach Ungemach: Ex-Feuerwehrmann Lau und zwei weitere EZP-Jünger sollen das eigene Vereinsheim in Brand gesteckt haben. Hinterher wollte Lau die Sache „Muslim-Feinden“ anlasten. Auch hier ermittelt die Polizei, diesmal wegen Brandstiftung. Sachbeschädigungen und Beleidigungen hätte es jedoch auch durch die Gegner gegeben, sagt Polizei-Sprecher Theveßen. „Beide Seiten haben immer wieder provoziert. Die haben sich gegenseitig hochgeschaukelt.“

Schultz hingegen spricht von einer perfiden Taktik der Salafisten: „Sie stellen sich gerne als Opfer dar“. Das gehe sogar soweit, dass sie sich mit den Juden zur NS-Zeit vergleichen würden.

„Offensive Missionierung“

Den Schafspelz kauft den Islamisten inzwischen jedoch niemand mehr ab. Dennoch ist der Einfluss der Salafisten auf junge Migranten und Konvertiten nicht zu unterschätzen. Laut NRW-Verfassungsschutz fallen sie „durch eine offensive Missionierung auf und nutzen das Internet, Seminare und Predigten, um ihre Botschaften zu verbreiten“. Einer ihrer bekanntesten Prediger ist Pierre Vogel, Ex-Boxer und Rheinländer. Der EZP ist Teil eines deutschlandweit agierenden Netzwerks. Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass es in Deutschland bis zu 2700 Aktive gibt – mit steigender Tendenz. In NRW zählt der Verfassungsschutz bis zu 500 Salafisten. Schwerpunkte sind Großstädte und das gesamte Ruhrgebiet. Innenminister Jäger warnt: „Die Salafisten sind mit ihrer frühzeitlichen Version des Islam inzwischen die am stärksten wachsende islamistische Gruppierung in NRW.“