Düsseldorf. Düsseldorfer Rheinkirmes gesperrt, abgesagte Festivals und Bäume auf den Gleisen: Ein kräftiger Sturm hat Nordrhein-Westfalen durcheinandergewirbelt.
Sturmtief Zeljko hat Nordrhein-Westfalen am Samstag ordentlich aufgemischt - aber nach einer ersten Bilanz ist es noch glimpflich abgegangen. Im ganzen Land wurden Großveranstaltungen abgesagt oder verschoben, und die Bahn hatte viele Probleme mit Bäumen auf den Schienen. Am Abend gab eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes Entwarnung: "Das Maximum ist durch", sagte sie.
Sturm hielt NRW-Einsatzkräfte in Atem Sturmbilanz
Polizei und Feuerwehr hat der Sturm allerdings auf Trab gehalten. Die Landesleitstelle der Polizei in Duisburg verzeichnete mehr als 1000 witterungsbedingte Polizeieinsätze, wie ein Sprecher am Sonntag auf Anfrage sagte. Insgesamt sei es aber glimpflich abgelaufen. Allein im Kreis Gütersloh gab es 94 Sturmeinsätze der Polizei, die Feuerwehren rückten rund 250 Mal aus. In Harsewinkel traf ein Ast eine junge Frau am Kopf. Sie wurde schwer verletzt und kam in ein Krankenhaus, wie die Kreispolizei mitteilte.
Die Störungen bei der Bahn waren am Sonntagmorgen bereits weitgehend wieder behoben. Lediglich bei Rheine waren laut Bahn noch zwei Strecken wegen Oberleitungsschäden gesperrt.
Wind verursacht schweren Unfall in MülheimSturm
Überall im Land hatten die Organisatoren großer Veranstaltungen die Konsequenz aus den Vorhersagen der Meteorologen gezogen und viele Events abgesagt. Für die Bahn gab es keine Wahl als abzuwarten, wo die Bäume umknicken oder Äste und umhergewehte Planen sich in Oberleitungen verfangen. So gab es im Laufe des Nachmittags immer mehr Probleme und Verzögerungen, auf mehreren Strecken ging zeitweise gar nichts mehr.
In Mülheim wurde schon am Vormittag ein Arbeiter verletzt, als offensichtlich durch den schon stärker werdenden Wind eine an einem Kran hängende Last ins Schwingen kam. Sie krachte gegen die Fahrerkabine eines Radladers. Der darin sitzende Fahrer wurde schwer verletzt in eine Klinik geflogen. Darüber hinaus meldete die Landesleitstelle der Polizei zunächst keine größeren Schäden.
Rheinkirmes zum ersten Mal wegen Unwetterwarnung geschlossen
In Düsseldorf musste zum ersten Mal überhaupt die größte Kirmes am Rhein wegen eines drohenden Unwetters geschlossen bleiben. Die Veranstalter hatten das Gelände in den Rheinwiesen am Morgen des vorletzten Kirmestages in Abstimmung mit den Behörden gesperrt.
In Dortmund wurde das "Juicy Beats" Festival im Westfalenpark abgesagt. Wegen der Sturmwarnung musste das Programm mit Bands und DJs der Musikstile Hip Hop, Rap, Raggae und Electro ausfallen. Die Organisatoren hatten mit 32.000 Besuchern gerechnet.
In Emmerich am Rhein blieben vier Festzelte geschlossen, in denen ein Hansemarkt stattfinden sollte. Später wurden auch das für den Abend geplante Feuerwerk und das Musikprogramm gestrichen. Am Sonntag solle der Markt aber wie geplant öffnen, sagte eine Sprecherin.
In Köln fiel der "Women's Run" flach. Für das traditionsreiche Libori-Fest in Paderborn wurde der Beginn nach hinten verschoben in der Hoffnung, dass der Sturm sich bald verzieht - doch vergebens. Am frühen Abend wurde die Eröffnung ganz abgesagt.
Tote in den Niederlanden und der Slowakei
Größere Schäden durch das Sturmtief gab es auch im Norden nicht, wie die Polizeireviere am Sonntagmorgen mitteilten. "Der Wind hat zwar heftig gepfiffen, etwas Dramatisches ist jedoch nicht passiert", hieß es aus Bremen. In Niedersachsen brauchen Bahnreisende noch etwas Geduld. Einige Strecken bleiben wegen Sturmschäden auch am Sonntag gesperrt. Heftiger traf das Unwetter die Niederlande und die Slowakei. Dort starben bei Blitz und Sturm zwei Menschen.
Orkanartige Böen behinderten am Samstag den Verkehr in weiten Teilen Deutschlands. Neben Nordrhein-Westfalen kam es auch in Niedersachsen zu Störungen im Bahnverkehr. Wie die Deutsche Bahn am Morgen mitteilte, bleiben einige Strecken wegen Sturmschäden auch am Sonntag gesperrt. Arbeiter reparierten in der Nacht beschädigte Oberleitungen und schafften umgestürzte Bäume von den Gleisen. Betroffen war auch die direkte Verbindung von Hannover nach Berlin.
Umstürzender Baum tötete Autofahrer
In den Niederlanden wurde bei Arnheim nahe der deutschen Grenze ein Autofahrer von einem umstürzenden Baum getötet, wie die Feuerwehr mitteilte. Am Amsterdamer Flughafen Schiphol fielen Dutzende Flüge aus. In der Slowakei wurde eine Gläubige nach dem Gottesdienst von einem Blitz erschlagen. Sieben Menschen wurden verletzt, einer davon lebensgefährlich, sagte ein Sprecher der Rettungskräfte am Samstag nach Angaben der Agentur TASR.
Am Sonntag herrscht in Deutschland die Ruhe nach dem Sturm. Es wird ein Mix aus Sonne und Wolken erwartet, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilte. (dpa)