Polizeigewerkschaft: "Aufruf zu Gegendemos unverantwortlich"
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Wuppertal. Wuppertal im Ausnahmezustand: Ein brisanter Mix von Extremisten ist am Samstag auf die Straße gegangen. Besonders aggressiv waren rechte Hooligans.
Nach den extremistischen Kundgebungen in Wuppertal übt die Deutsche Polizeigewerkschaft massive Kritik an den Gegendemonstranten. Vor allem Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) habe unverantwortlich gehandelt, indem er zur Teilnahme an den Gegendemos aufgerufen habe, sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt am Sonntag.
"Angesichts der Gefahren, die durch diese Gegendemonstrationen entstehen, könnte man von demokratisch gewählten Politikern mehr Einsicht in die Situation der Polizei verlangen", kritisierte Wendt. Wenn "dieser Tag einigermaßen friedlich war, ist es jedenfalls nicht dem Wuppertaler Oberbürgermeister, sondern einzig und allein dem Geschick der Polizei zu verdanken."
Polizei untersagte Demo nach Krawallen
Bei den Kundgebungen von Salafisten, Rechtsextremisten, Hooligans und Pegida hatte es am Samstag Ausschreitungen gegeben. Die Pegida-Demonstration wurde daraufhin von der Polizei gestoppt und vom Veranstaltungsleiter für beendet erklärt. Zuvor hatten Vermummte Flaschen und Böller auf Polizisten geworfen. Zu Rangeleien kam es auch, als Polizisten die Teilnehmer einer parallelen Salafisten-Kundgebung durchsuchten.
Großeinsatz in Wuppertal
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Insgesamt waren nach Einschätzung der Polizei deutlich weniger als die erwarteten 3000 Demonstranten in der Stadt. Zu der Pegida-Kundgebung kamen rund 800 statt der erwarteten 2000 Menschen, darunter auch vermummte Neonazis und Hooligans. Bei den Salafisten waren es rund 200 statt der erwarteten 400 Teilnehmer. Weit mehr als 1000 Polizisten waren im Einsatz, unter anderem mit Wasserwerfern.
So eine brisante Mischung gab es noch nie
Zeitgleiche Demonstrationen einer solch brisanten Mischung - Hooligans, Rechtsradikale, Islamisten und linke Autonome - hat es nach Polizeiangaben in Deutschland noch nicht gegeben.
Schon vor Beginn mussten Reiterstaffeln der Polizei Hooligans und Antifaschisten auseinanderhalten. Pegida-Gründer Lutz Bachmann rief auf der Bühne seiner Gruppe dazu auf, friedlich zu bleiben. "Macht jetzt nicht alles kaputt", bat er - vergeblich.
Die Veranstalter brachen die Pegida-Kundgebung schließlich ab und kritisierten, dass ihnen ein zunächst genehmigter Marsch durch Wuppertal von der Polizei aus Sicherheitsgründen verwehrt wurde. Hooligans versuchten daraufhin, eine Polizeisperre in Richtung der Gegendemonstranten zu durchbrechen, scheiterten aber an den Beamten.
Gegen die Salafisten-Kundgebung, bei der auch der radikale Prediger Sven Lau auftrat, protestierten auch mehrere Hundert Gegendemonstranten abseits von Pegida, darunter viele Kurden. Vereinzelt flogen Eier. Vor der Synagoge kamen Bürger zusammen, um sie symbolisch zu schützen. "Es ist ein Unding, dass die Salafisten sich in Sichtweite einer Synagoge versammeln. Ich möchte nicht, dass solchen Leuten das Feld überlassen wird", sagte ein 63-Jähriger.
Pegida-Anhänger wurden nach der Demo angegriffen
Vier Pegida-Anhänger wurden nach dem Ende der Demonstrationen von etwa 20 Schlägern angegriffen. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, gingen die Angreifer am Abend mit dem Ruf "Scheiß Nazis" auf die Frau und die drei Männer los. Die Opfer im Alter von 22 und 23 Jahren wurden leicht verletzt. Die Täter flüchteten.
Teile der Innenstadt waren für den Autoverkehr gesperrt, Läden hatten geschlossen, Hotels wurden von Security-Personal gesichert.
Ende Oktober 2014 war es bei einer Kundgebung der Gruppe "Hooligans gegen Salafisten" (Hogesa) in Köln zu schweren Krawallen gekommen. Salafisten hatten sich ihrerseits bereits 2012 in Solingen und Bonn Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. (dpa)
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