Essen/Gladbeck.. Viele Bürger betreten die gesperrten Wälder trotz weiterer Gefahr durch Sturmschäden. Sogar eine Lehrerin mit einer Schulklasse wurde gesichtet. Die Helfer schütteln nur den Kopf über so viel Ignoranz. Und die Baumpfleger befürchten Fällungen ohne Not.
Viele Bürger im Ruhrgebiet ignorieren die Absperrungen von Waldstücken oder Straßen, in denen noch Gefahr durch Sturmschäden besteht. Angst und bange ist es etwa Forstwirt Wolfgang Siebelt aus Gladbeck geworden, als er einen nicht mehr standsicheren Baum fällen und kurz eine Kreuzung sperren musste: „Wir wurden von Autofahrern beschimpft. Einer ist fast handgreiflich geworden, sodass ich kurz davor war, die Polizei zu rufen.“
Ein anderer Mitarbeiter der Stadt Gladbeck berichtet, dass er gerade noch eine Lehrerin mit ihrer Schulklasse zurückrufen konnte, die bereits in den Stadtwald hineingeradelt waren. Auf Nachfrage habe die Pädagogin nur achselzuckend gesagt, sie habe nicht gewusst, „dass der Wald noch immer gesperrt ist“.
Laufend treffen die Aufräumer auf Jogger oder Spaziergänger – und sprechen diese an. Bernhard Schregel von der Gladbecker Grünflächenunterhaltung: „Statt Einsicht bekommen wir nicht selten noch patzige Antworten, wir würden hier ja auch langfahren.“
Viele Städte sind überfordert
Dass die Kommunen aus der Not heraus Bäume fällen, die zu retten wären, fürchtet Jan von Hofmann, der Präsident der deutschen Sektion des Baumpflegeverbands ISA. „Viele Städte sind mit der Beseitigung der Sturmschäden massiv überfordert“, sagt von Hofmann. An zahlreichen Bäumen sei durch den Sturm erhöhter Pflegebedarf entstanden – und mehr Pflege koste mehr Geld.
Das könne dazu verleiten, im Zweifelsfall den Baum zu beseitigen, auch wenn dies gar nicht notwendig sei. „Wir als Verband bieten an, gemeinsam mit den Kommunen alternative Konzepte zu entwickeln. Natürlich wäre das ein Experiment, aber vielleicht traut sich die ein oder andere Kommune, sich darauf einzulassen.“ Der Verband will die Kommunen in den nächsten Wochen anschreiben.
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