Essen..
„Pick up“ kommt aus den Puschen: Alle anfänglichen Hindernisse – politische wie finanzielle – für das bundesweit einmalige „Bier-und-Besen“-Projekt in der Innenstadt sind inzwischen aus dem Weg geräumt. „Am ersten Oktober werden wir anfangen“, sagte Oliver Balgar von der federführenden Essener Suchthilfe jetzt auf Anfrage.
Wie berichtet sollen Teilnehmer aus der Trinkerszene unter Aufsicht eines Betreuers ihre Treffpunkte in der City aufräumen und sauber halten. Als Gegenleistung bekommen sie Bier, eine Mahlzeit, ein Taschengeld und Unterstützung von der Suchthilfe. „Pick up“ sollte bereits im Frühjahr starten, wurde jedoch von der Politik zunächst ausgebremst. Man tat sich schwer damit, mehrfach abhängige Menschen mit Bier zu versorgen, damit sie auf „Betriebstemperatur“ kommen, um überhaupt arbeiten zu können.
Vorbild Amsterdam
So kontrovers wie in der Politik werde das Modellprojekt nach Amsterdamer Vorbild übrigens auch in der Szene diskutiert, sagt Balgar: „Die Reaktionen reichen von ,Ich mach mich für 1,25 Euro doch nicht zum Affen’ bis hin zu ,das ist eine Supersache’.“ Potenzielle Mitmacher wurden bereits angesprochen. Auch wenn „Pick up“ auf zehn Teilnehmer im Jahresdurchschnitt ausgelegt sei, die in zwei Gruppen unterschiedliche Reinigungs-Routen abgehen sollen, werde man im Herbst zunächst mit fünf starten. „Wir müssen erst einmal Erfahrungen sammeln“, sagt Balgar: „Ich bin total gespannt, wie die erste Woche vonstatten geht.“ Vorsorglich warnt der Sozialpädagoge aber vor allzu hohen Erwartungen: „In Amsterdam hat mehrere Monate lang nichts geklappt.“
Für die Geschäftsleute in der Essener Innenstadt ist der Start von „Pick up“ längst überfällig. Es hagelte einmal mehr Beschwerden bei der Stadt, weil die Trinkerszene in den Sommermonaten wieder merklich massiver aufgetreten sein soll. Ordnungsdezernent Christian Kromberg kennt den Grund: Nach dem Pfingststurm „Ela“ habe man Ordnungskräfte für andere Aufgaben abziehen müssen. Es ist eine Erfahrung, die die Stadt mehrfach machen musste: Sobald der Kontrolldruck nachlässt, herrschen wieder die alten Zustände in der Essener Innenstadt.