Ruhrgebiet..

Die Bahn verkauft ihre alten Bahnhöfe. Auf der Resterampe gibt es noch ein paar Schmuckstücke, die auf neue Besitzer warten.

Wenn Sie Individualist sind oder Investor, sollten Sie zumindest eine wichtige Voraussetzung haben: Bahnhof verstehen. Dann kommt vielleicht eines dieser mehr oder weniger historischen Bauwerke infrage, die die Bahnentwicklungsgesellschaft NRW (BEG) im Angebot hat. Noch, muss man sa­gen, denn bei den meisten ehemaligen Bahnhöfen und Stellwerken ist der Zug bereits ab­gefahren. Nur neun von ehemals 80 Objekten warten noch auf die Befreiung aus dem Dornröschenschlaf.

In alten Bahnhöfen lässt es sich gut wohnen, wenn sie nicht allzu riesig sind oder eine neue Existenz aufbauen, wenn sie riesig genug sind. Doch es gibt ein Problem, und zwar immer: Bewegen sich die An­schaffungskosten zwar auf al­lerniedrigstem Niveau, muss reichlich Geld oder eigene Arbeitskraft oder beides aufgebracht werden, um aus dem Schätzchen ein Schmuckstück zu machen.

Nehmen wir das Bahnhofsgebäude in Lübbecke: Von ei­nem Türmchen gekrönt und zwei wuchtigen Seitenschiffen flankiert, sieht das 95 Jahre alte Gebäude einem Schloss ähnlicher als einem Abfertigungsgebäude für Zugreisende. Der Preis klingt verlockend, 85 000 Euro für 650 Quadratmeter Gebäude- und 1214 Quadratmeter Grundstücksfläche. Doch die Umrüstung in ein Hotel, einen Gastronomiebetrieb oder ein Mehrparteienwohnhaus kann in die Millionen gehen, wenn man das Beispiel Bahnhof Moers zu Rate zieht. Das 1898 errichtete Gebäude erhielt ei­ne Verjüngungskur der umgekehrten Art und erstrahlt wieder in altem Jugendstilglanz. Investitionskosten für das 570 Quadratmeter große Objekt: über 1,2 Millionen Euro. Un­tergebracht sind dort jetzt Gaststätte, Dienstleistungsbetriebe und Büros.

Prachtvolle Gemäuer

Ebenfalls sehen lassen kann sich der neue/alte Bahnhof Unna, in ähnlicher Größe, mit ähnlich hohem Aufwand renoviert. Oder der Bahnhof Wetter, den die Stadt im Jahr 2004 kaufte und in eine Stadtbücherei samt Restaurant, Büros und Wohnungen verwandelte.

Der Nachteil der letzten Empfangsgebäude, die die BEG im Angebot hat, ist die – aus der Sicht eines Revierbürgers – reichlich exponierte Lage. Außer, er hatte schon im­mer den Traum, in Lübbecke im Nordosten NRWs zu wohnen und zu arbeiten.

Trotzdem kann man es ich nur wünschen, dass so prachtvolle Bauten wie der Bahnhof in Warburg (55 000 Euro, 841 Quadratmeter Gebäudenutzfläche) oder in Remscheid-Lennep (380 000 Euro, 1200 Quadratmeter Gebäudefläche) als Augenweiden erhalten bleiben. Und mit etwas Fantasie kann man sich auch vorstellen, dass aus den schnuckeligen Empfangsgebäuden in Moers-Rheinkamp, Windeck und Erndtebrück nochmal etwas wird. Und dann wäre da noch ein sehr schlichtes Bahnhofsgebäude in Xanten – na ja.