Lärm hat konkrete Auswirkungen auf das Gehör. Die Konzentrationsfähigkeit wird nur bedingt beeinflusst. Ein Interview mit HNO-Facharzt Dr. Jürgen Seiger von der Bezirksregierung Münster.
Inwiefern kann Lärm krank machen?
Dr. Jürgen Seiger: Lärm hat konrete Auswirkungen auf das Gehör. Die Innenohrschwerhörigkeit ist das Nächstliegendste, das dadurch verursacht werden kann. Solche Fälle sind aus dem Bergbau bekannt. Außerdem wird diskutiert, ob Lärm auch Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System hat. Eindeutig erwiesen ist dieser Zusammenhang allerdings nicht. Zudem werden Bezüge zum Bluthochdruck hergestellt.
Wie sieht es mit einer Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit aus?
Darauf hat Lärm nur bedingt Einfluss. Das hängt von der affektiven und subjektiven Wahrnehmung jedes Einzelnen ab. Manche Menschen kommen sehr gut mit Lärm zurecht, können zum Beispiel bei lauter Musik arbeiten, andere haben damit Probleme. Bei denen wirkt sich das dann auch auf die Konzentration aus.
Wirkt sich unterschiedlicher Lärm unterschiedlich aus?
Alle Geräusche, die über acht Stunden lang 85 Dezibel überschreiten sind schädlich. Unabhängig davon, ob es sich um Baustellenlärm oder ein Rockkonzert handelt. Ab 85 Dezibel wird's immer kritisch.
Sind Kinder und Erwachsene gleichermaßen anfällig?
Schwer zu sagen. Das Hörvermögen nimmt mit steigendem Alter kontinuierlich ab. Während Kinder noch ein perfektes Gehör haben, wird dies bei Erwachsenen ab 30 Jahren immer schlechter. Man kann das aber noch kompensieren. Altersschwerhörigkeit schützt nicht vor Lärmschäden.
Wie kann man sich denn schützen?
Im gewerblichen Bereich gilt: Lärmschutzkapseln tragen. Im privaten Bereich sollte man sich nicht zu hohen Schallwellen, zum Beispiel durch Kopfhörer, auszusetzen.
Interview: Deborah Schmidt