Essen..
Leise spricht er, verstrickt sich in Widersprüche. Ein Zufall hatte den Bochumer Marcus S. (39) im vergangenen Herbst überführt, die 36 Jahre alte Hattingerin Jennifer Schlicht in ihrer eigenen Wohnung umgebracht zu haben. Sieben Jahre später muss er sich seit Mittwoch vor dem Essener Schwurgericht verantworten.
Ihm gegenüber sitzen die Eltern des Opfers, 74 und 70 Jahre alt. Mit verschränkten Armen fixiert der Vater den Angeklagten, heftig schüttelt die Mutter den Kopf, wenn Markus S. die Tat und ihre Vorgeschichte schildert. Die beiden Bochumer waren es auch, die ihre Tochter nach den Pfingstfeiertagen tot in der Wohnung im Hattinger Stadtteil Blankenstein gefunden hatten. In der Badewanne lag die Leiche, vollständig bekleidet, der Rücken mit 30 tiefen Einstichen übersät.
Mordvorwurf
Mord wirft Staatsanwalt Marcus Schütz dem Bochumer vor. Dass er diese Anklage vorlesen darf, hat er kriminalistischer Feinarbeit und einem Zufall zu verdanken. Vier Jahre lang war die Mordkommission keinen Schritt weitergekommen. Zuvor hatte sie Blankenstein auf den Kopf gestellt. Der große Bekanntenkreis der alleinstehend lebenden Jennifer S. wurde überprüft. 60 Männer aus Blankenstein, zwischen 16 und 70 Jahre alt, mussten eine Speichelprobe abgeben. Das Ergebnis war niederschmetternd, der Täter ließ sich nicht ermitteln, blieb für die Beamten weiterhin ein Phantom. Dann entdeckte die Polizei 2008 und 2009 an Tatorten dreier Firmeneinbrüche in Bochum und Hattingen DNA-Material, das sie beim Landeskriminalamt in Düsseldorf überprüfte.
DNA-Probe
Treffer: Dazu gab es zwar keinen Namen. Aber es stammte von einem unbekannten Mann, dessen Gewebe vier Jahre zuvor unter den Fingernägeln des Opfers sichergestellt worden war. Jetzt musste die Polizei nur noch den Einbrecher finden, dann bekam sie auch den Mörder zu fassen. Mit Nachdruck arbeitete sie an dem Fall, kam schließlich Marcus S. auf die Spur. Mit den Vorwürfen konfrontiert legte er im Herbst ein Geständnis ab.
Vor Gericht bestätigt er es grob. Sagt, Jennifer S. hätte ihn zuerst beschimpft und mit einem Messer bedroht, er habe es ihr entwunden. Im Gerangel sei sie verletzt worden. Laut Anklage legte er sie in die Wanne, stach immer wieder heftig mit dem Messer in ihren Rücken.