Essen. Die Chefs einer Spielhallenkette sollen geholfen haben, die Spielautomaten zu manipulieren. Jetzt müssen sie sich vor Gericht verantworten.
Glück hat nur der Tüchtige, müssen sich die Chefs einer auch in Deutschland aktiven holländischen Kette von Spielhallen gedacht haben. Weil sie ihrem finanziellen Glück entsprechend fleißig nachgeholfen haben sollen, müssen sich Paul C. (45) und Sander K. (37) seit Donnerstag wegen Computerbetrugs und Untreue vor dem Landgericht Essen verantworten.
Der I. Strafkammer ist das Thema vertraut. 2015 verhandelte sie gegen sieben Gelsenkirchener, die bundesweit Geld aus manipulierten Automaten gezogen hatten. Es ging um einen Schaden von rund 1,85 Millionen Euro, die innerhalb von einem Jahr bis zum Januar 2015 illegal kassiert wurden. Ali T. galt als Kopf der Bande. Der 54 Jahre alte Sicherheitsberater der holländischen Firma bekam fünfeinhalb Jahre Haft.
Auf Kosten der Kundschaft bereichert
Ali T. ist so etwas wie der Branchenintimus. Seit drei Jahrzehnten beschäftigt er sich mit Glücksspielautomaten und spürt ihre Schwachstellen auf. Daran verdient er, auch weil er sein Wissen den Herstellern zur Verfügung stellt. Wie das Essener Verfahren zeigte, wirtschaftete er dabei aber auch gerne in die eigene Tasche. Dafür unterhielt er ein Netz von Mitarbeitern, das bundesweit die Automaten der Spielhallenkette leer spielte und so das Unternehmen schädigte.
In diesem Fall sollen aber auch die Chefs der Kette „Casino Royal“ mitgemacht haben. Am ersten Prozesstag äußerten sie sich nicht zu den Anklagevorwürfen. Der eine ist Geschäftsführer und zu drei Prozent am Unternehmen beteiligt, der andere der technische Leiter. Sie sollen es dem Gelsenkirchener Ali T. ermöglicht haben, die Automaten zu manipulieren. Ihr Vorteil: Die Gewinnmöglichkeit der Kunden sank, der Gewinn der Firma stieg. Durch das spätere Leerspielen der Automaten musste aber auch die holländische Firma auf Geld verzichten.
Beim Urteil gegen die sieben Gelsenkirchener hatte die Strafkammer im November 2015 im Urteil betont, dass es allen Beteiligten nur ums Geld gegangen sei. Tatsächlich soll die jeweils untere Ebene die obere ausgetrickst und auf eigene Rechnung kassiert haben. Oder wie es ein Polizist sagte: „Jeder betuppt jeden.“