Mülheim/Bochum/Duisburg. Waren auch während des Lockdowns bestellen und persönlich abholen ist erlaubt. Das sagen Händler im Revier zu „Click & Collect“.

Die Lockdown war noch nicht in Kraft, da meldete sich der Handelsverband Deutschland (HDE) zu Wort. Man müsse, forderte er, den Einzelhändlern weiterhin die Übergabe von im Internet georderter Ware in den eigentlich geschlossenen Läden erlauben. „Click and Collect“ heißt das im Fachjargon und lässt sich frei übersetzen mit „Bestellen und selbst abholen.“ Das könne, sagt HDE-Sprecher, „ein wichtiger Beitrag für viele Händler sein, besser durch diese Krise zu kommen.“

Auch an Baumärkten darf vorbestelle Ware abgeholt werden.
Auch an Baumärkten darf vorbestelle Ware abgeholt werden. © dpa | Jonas Güttler

Das scheint die Landesregierung in Düsseldorf ähnlich zu sehen. Anders als etwa Bayern erlaubt NRW „Click And Collect“ auch während des Lockdowns, wenn es „unter Beachtung von Schutzmaßnahmen vor Infektionen kontaktfrei erfolgen kann“. Für die meisten Baumarktketten, Kaufhäuser Elektromärkte und viele Möbelhändler nach eigener Einschätzung kein Problem. Fast alle werben im Netz für die neue Einkaufsmöglichkeit. Bei den Einzelhändlern im Revier stößt das Angebot auf unterschiedliche Resonanz.

Kontaktlose Abholstation an der Tür

Petra Büse-Leringer steht am Mittwoch schon früh am Morgen in ihrem Buchladen „bücherträume“ in Mülheim. Niemand darf ins Geschäft, Beratung über das Telefon aber ist für die 57-Jährige und ihre Mitarbeiterinnen kein Problem. Über soziale Medien wie Instagram verschickt die Buchhandlung zu dem – und auch schon vor dem Lockdown – Empfehlungen und Besprechungen. „Das kommt sehr gut an bei den Kunden.“

An der Tür haben sie eine „kontaktlose Abholstation“ aufgebaut. Dort wird – geschützt durch Plexiglas – übergeben, was die Kundschaft per Telefon, E-Mail oder Whats App bestellt hat. Bücher, Deko, Spiele, Kalender – „alles was wir im Laden haben“. Falls jemand gar nicht vors Geschäft kommen kann, werden ihm die Bücher geliefert. Das hat Büse-Leringer schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr gemacht, als „Click And Collect“ in NRW verboten war, „und das hat uns viele neue Kunden gebracht“. Auf die setzt sie auch in den nächsten Wochen. „Die Leute wissen, dass wir ihren Geschmack kennen und verlassen sich auf unsere Empfehlungen. Und immer mehr wollen tatsächlich lokal kaufen“

„Für kleinere Geschäfte funktionieren Online-Shops nicht“

Ob sich der Aufwand lohnt, kann die Buchhändlerin noch nicht sagen. „Natürlich werden wir so nicht an normale Umsätze herankommen, schätzt sie. „Aber es hilft. Und wir zeigen Präsenz.“

Die will Jörg Versen auch zeigen, der seit vielen Jahren in Weitmar die Boutique „Freistil Bochum“ betreibt. An „Click And Collect“ aber denkt er nicht. „Wir können so eine Abholstation hier nicht aufbauen.“ Und auch beim Thema Online-Shop winkt der 56-Jährige ab. „Für kleinere Geschäfte funktioniert so ein Shop nicht.“ Zu wenig Lagerfläche, und zu viel Aufwand mit den Retouren.

Man macht sich nicht fürs Sofa chic

Click & Collect soll Händlern helfen, Präsenz zu zeigen.
Click & Collect soll Händlern helfen, Präsenz zu zeigen. © dpa | Felix Kästle

Untätig aber ist Versen nicht. „Man muss kämpfen“, sagt er und weiß auch schon wie. Natürlich nimmt er Bestellungen entgegen. Und er berät auch am Telefon oder live über Whats App-Video. „Da kann ich die Sachen zeigen.“ Was die Kundschaft kauft, schickt er nach Überweisung per Post oder stellt es persönlich vor die Haustür

Noch ist es auch bei Versen zu früh, um zu sagen, wie gut das Angebot angenommen wird. „Aber es wird nicht annähernd an den normalen Umsatz herankommen“, ist er überzeugt. Zumal ein Lockdown die Kauflust in seiner Branche erheblich dämpft. „Es findet ja nichts statt. Und man macht sich eher selten chic, wenn man sich abends aufs Sofa setzt.“ Deshalb hofft Versen, „dass die Politik den Einzelhandel nicht fallen lässt“. „Die Reserven, die ich hatte, sind schon im ersten Lockdown geschmolzen. Und dass wir am 11. Januar wieder aufmachen glaube ich nicht. “

„Ein teures Fahrrad kauft man nicht mal eben an der Tür“

Ruhig ist es am Mittwoch in der Duisburger „Cycle Culture Company“. Geschäftsführer Andreas Schaafs glaubt auch nicht, dass sich das vor Weihnachten ändern wird. „Trotzdem sind wir hier“, stellt er klar. Schon weil die zum Laden gehörende Werkstatt offen bleibt. Theoretisch könnte er auch „Click & Collect“ anbieten. „Aber ein teures Fahrrad“, weiß er aus Erfahrung, „kauft man nicht mal eben nach telefonischer Beratung an der Tür.“ Und falls doch? „Dann bringen wir es auch gerne vorbei.“