Essen. Ohne Angst vor der Klischee-Falle trat Türkin Elif mit einem Tarkan-Hit bei DSDS an und überzeugte. Die zweite Live-Show der RTL-Sendung zeigte jedoch wenig Sinn für die Kandidaten. Das Theater drumherum drängte die Sängerinnen und Sänger ins Abseits.

Schon lange sind es eigentlich nicht mehr die Sängerinnen und Sänger, die die Castings-Shows am Ende ausspucken, die wirklich interessant sind. Das ist so, weil sie allein weder eckig, spannend noch sonderlich einzigartig sind. Oder vielleicht, weil RTL sie genau so inszeniert.

Natürlich gibt es immer die bekannten Drama-Einspieler. Einen von dieser Sorte bekommt jeder einmal. Mindestens. Klaviermusik und eine bedrückende Erinnerung, ein unglückliches Erlebnis, Tränen und das Fazit: Durch diesen Schmerz kann ich jetzt so gut singen.

Das tatsächliche Singen wird zur Nebensache. Und so war es leider auch in der zweiten Live-Show von DSDS. Dass es eigentlich unter dem Titel „Band Night“ darum gehen sollte, dass die Kandidaten zu wenig Instrumental-Begleitung ihre Stimme besonders präsentieren sollten, war kaum Thema. Die Kandidaten verschwammen zu einer Masse. Vor allem, weil die Persönlichkeiten drum herum derart aufdringlich, anstrengend und skurril waren.

Kay One gibt den peinlichen Macho, Mietze Katz nervt mit Mädchen-Getue

In der Jury ist längst nicht mehr Dieter Bohlen der Aufsässige. Kay One ist zuständig für peinliche Macho-Sprüche und kindische Spielchen. Als er versuchte Kandidat Richard und Marianne Rosenberg zu verkuppeln, blockten alle anderen Beteiligten die Situation schnell ab. Seine Zwischenmeldungen scheinen nicht nur bei den Zuschauern unangenehm aufzufallen. Zum Glück.

Jurorin Mietze Katz schafft es, durch ihre grelle Art auch noch die letzte Wahrhaftigkeit aus der Sendung zu nehmen. In ihren Urteilen über die Auftritte der Kandidaten wurde sie immer wieder zum kleinen fünfjährigen Mädchen aus einer einst bekannten Fruchtjoghurt-Werbung. Aufgerissene  Augen und quietschige Stimme – da war man als Zuschauer und vor allem Zuhörer froh, wenn Mietze fertig war.

Völlig sinnfrei war aber ein anderer Posten besetzt. Nachdem die Kandidaten ihre Beurteilungen abgeholt und ihre Fans vor den Bildschirmen zum Anrufen aufgefordert hatten, liefen sie in den Wartebereich – und dort direkt in die Arme und vor das Mikro des wohl schlechtesten Fragenstellers der Sendung.

DSDS verkommt immer mehr zur Vermarktungssendung

Wie der erste Interviewer, der neben dem Ring auf den Boxer wartet, lauerte der Reporter und fragte genau diese nichtssagenden Fragen, die den Kandidaten meistens auch passender Weise ein Fragezeichen ins Gesicht zauberten. „Wäre es fair, wenn du heute weiterkommst?“ „Du warst schlecht, war es das jetzt?“

DSDS wird immer mehr – und ja, scheinbar ist da noch Platz nach oben – zur Vermarktungssendung. Die Gewinnerin der letzten Staffel, Schlagersängerin Beatrice Egli, trat auf und präsentierte ein Medley ihrer „Wir klatschen jetzt alle im Takt“-Nummern. Das Publikum enttäuschte hier natürlich nicht. Kaum medienwirksam bekamen Egli und Bohlen dann auch noch Platinplatten überreicht.

Bei dem ganzen Theater fielen die Leistungen und genauso die fehlenden Leistungen der verbliebenen zehn Sängerinnen und Sänger völlig in den Hintergrund. Dabei waren tatsächlich gute Stimmen zu hören, wie zum Beispiel bei Aneta Sablik. Sie bekam ihren Emotionseinspieler vor dem Auftritt, weil ihr Bruder sich nach einem Jahr Funkstille wieder mit ihre versöhnte und ihren Wunsch zu Singen nun unterstützt. Schöne Sache. Aber überzeugen konnte sie dann mit ihrem Gesang und ihrer kraftvollen Darbietung von Christina Aguileras „Ain't No Other Man“.

Di Lella und Rojas verpassen den Einzug in die nächste Live-Show

Der Klischee-Falle entging Elif Batman auf grandiose Art. Bohlen schlug ihr vor, den Hit „Şımarık” von Tarkan zu singen. Doch die Leichtigkeit und Freude, mit der Elif das Lied präsentierte, riss Zuschauer und Jury mit.

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Am Ende reichte es für Alessandro Di Lella und Vanessa Valera Rojas nicht für den Einzug in die nächste Live-Show. Immer kann ein Emotions-Video dann wohl doch nicht helfen.

Trotz schiefer und misstöniger Auftritte – und vor allem beinahe unerträglicher Macho-Charmeur-Sprüche – wählten die Zuschauer dafür aber Enrico von Krawczynski in die nächste Runde. Mal sehen, wie lange die schleimige Tour noch angesagt bleibt.

Das Thema der dritten Show ist “große Duette”.