Herten.

Geboren in Herten? Damit ist es Ende des Jahres wohl vorbei. Denn das St. Elisabeth-Hospital plant, seine Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe zum 31. Dezember zu schließen.

Diese Entscheidung fällte der Aufsichtsrat des Klinik-verbundes Vest Recklinghausen – dem das St. Elisabeth-Hospital zusammen mit dem Recklinghäuser Prosper-Hospital angehört -- am Dienstagabend. Gestern morgen informierte Nobert Köster, der Geschäftsführer des St. Elisabeth-Krankenhauses, die 34 Mitarbeiter. Die Betroffenheit sei „groß“ – auch bei ihm selbst. Die Empfehlung zur Schließung der seit 1963 bestehenden gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung sei „die schwerste Entscheidung meines Berufslebens“ gewesen, erklärte Köster, seit 24 Jahren im St. Elisabeth-Hospital beschäftigt, davon seit fünf Jahren als Geschäftsführer.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht allerdings, so Köster, sei nichts anderes als die Aufgabe der 30-Betten-Abteilung möglich gewesen. „Seit vielen Jahren bereits sinken die Fallzahlen, nun haben sie den kritischen Bereich, der aus qualitativer und wirtschaftlicher Sicht noch vertretbar ist, klar unterschritten.“

Konkret: Die Zahl der Geburten, die 1996 noch bei 720 lag, hat sich bis zu diesem Jahr mit voraussichtlich noch 360 Säuglingen halbiert. Noch dramatischer sieht es bei einigen Behandlungen aus. Wurden etwa vor zehn Jahren noch 151 Bauchspiegelungen im Hause durchgeführt, werden es Ende 2011 nur gut 20 sein. Und Brusteingriffe, vor zehn Jahren noch 108 Mal durchgeführt, kann das St. Elisabeth-Hospital infolge der Gründung regionaler Brustzentren (dem das Hertener Haus nicht angehört) mittlerweile gar nicht mehr durchführen.

Die Folgen: Das jährliche finanzielle Minus der Abteilung, so Köster, beläuft sich auf eine „sehr hohe sechsstellige Summe“. Zudem könne das Haus angesichts der sinkenden Fallzahlen seinen eigenen medizinischen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden. Köster: „Auch aus Verantwortung gegenüber den Patientinnen müssen wir daher Konsequenzen ziehen.“

Und was wird aus den Mitarbeitern der Abteilung, seit August 2010 von Dr. Maria Siegert-Terzaki, ebenfalls gynäkologische Chefärztin im Recklinghäuser Prosper-Hospital, geleitet? Die im Bereich der Pflege (13) und im Sekretariat (4) Beschäftigten werden in anderen Bereichen des Hauses eingesetzt; den Hebammen (9), für die eine Selbstständigkeit angesichts drastisch gestiegener Beiträge zur Berufshaftpflichtversicherung wenig reizvoll ist, hat das Haus Stellen im Pflegedienst offeriert. Und auch den Ärzten, für die es auf dem Arbeitsmarkt indes bestens aussieht, biete man auf Wunsch „Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung an“, so Köster.

Neu ausrichten will sich auch das St. Elisabeth-Hospital: Deren Abteilungen für Innere Medizin und Orthopädie sollen künftig die frei werdenden Räume der Gynäkologie mitnutzen. Geplant: eine Ausweitung des medizinischen und pflegerischen Angebotes.