Reiner Austermann ist nicht nur Bürgermeister von Lemgo, ebenfalls gesegnet mit einer historischen Altstadt, sondern derzeit auch stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Historischer Stadt- und Ortskerne. Die hat in Bad Münstereifel getagt. Um sich anzuschauen, was dort aus dem denkmalgeschützten Ensemble wird.

Bad Münstereifel wird nun zum Outlet-Center. Wie beurteilt die AG Historischer Stadtkerne diesen Schritt?

Outlet-Center werden von uns grundsätzlich kritisch gesehen, da sie den gewachsenen Handel in Innenstädten massiv schädigen. Bad Münstereifel ist natürlich ein Sonderfall, da die Innenstadt selbst das Outlet-Center bildet. Aber wenn es funktioniert, werden natürlich andere Innenstädte darunter leiden. Außerdem wird sich das Wohnen und Leben in Bad Münstereifel grundsätzlich ändern. Ob das gut ist, wird die Zukunft zeigen.

Ist das ein Weg auch für andere historische Orte?

Nein. Jeder historische Stadtkern hat einzigartige Strukturen und ist keine Kopie eines anderen.

Welche anderen Entwicklungsmöglichkeiten gibt es? Reicht Tourismus allein zum Überleben?

Unsere historischen Stadtkerne haben eine gute Zukunft, wenn sie einen Mix aus Handel, Dienstleistung, Gastronomie, Kultur und vor allem qualitativ hochwertigem Wohnen anbieten können. Wir wollen in und mit unseren Denkmälern leben und keine Museumsdörfer schaffen. Deshalb ist es falsch, allein auf den Tourismus zu setzen, auch wenn alle unsere historischen Stadtkerne eine Reise wert sind.

Die Aufwendungen für den Denkmalschutz sind deutlich zurückgefahren worden. Geht es den historischen Stadtkernen an die Substanz?

Denkmalschutz lebt vom Engagement des Bundes, des Landes, der Kommunen und der privaten Eigentümer. Wenn eine Säule wegbricht, haben wir dauerhaft ein Problem.

Wie sichert man die Zukunft historische Stadtkerne?

Wenn das Land weiterhin zu seinen historischen Stadtkernen steht und in den Räten die richtigen Entscheidungen getroffen werden, ist mir um die Zukunft unseres historischen Erbes nicht bange!