Düsseldorf. Reisebusunternehmer aus NRW haben vor dem Landtag gefordert, Busreisen wieder freizugeben. Vielen von ihnen stehe das „Wasser bis zum Hals“.

Es ist viel Platz auf den Rheinwiesen in Düsseldorf. Trotzdem dürfen die Hundert Busse, die am Mittwoch aus dem ganzen Land gekommen sind und nach und nach einbiegen auf die Stellfläche direkt am Fluss, nicht parken wie und wo sie wollen. Einweiser dirigieren sie nach einem zuvor ausgearbeiteten Plan, der sich vor Ort nur erschließt, wenn man hoch genug steht. Dann sieht man, dass sie einen Schriftzug bilden. „Bus NRW SOS.“

Reisebus-Unternehmer Meinhold Hafermann beteilig sich mit seinen Schwestern Christel (l) und Monika sowie zwei seiner Bussen an einer Kundgebung in den Rheinwiesen in Düsseldorf.
Reisebus-Unternehmer Meinhold Hafermann beteilig sich mit seinen Schwestern Christel (l) und Monika sowie zwei seiner Bussen an einer Kundgebung in den Rheinwiesen in Düsseldorf. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen


Meinhold Hafermann bittet in seinen Bus auf der Rheinweise. „Nein“, sagt er dann und schüttelt den Kopf, „so etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Und der 68-Jährige hat viel erlebt in den fünf Jahrzehnten, in denen er das Unternehmen mit seinen Geschwistern leitet. „Aber dieser Stillstand ist mit nichts zu vergleichen.“ Einer der größten Anbieter im Revier ist seine 1911 gegründete Firma - mit zehn eigenen Bussen und rund 1000 weiteren, die sie jedes Jahr dazu chartern, um die Kunden in den Urlaub zu bringen.

Unternehmer: Jeden Tag fehlen 14500 Euro Umsatz

Seit Mitte März stehen die Räder still. Kurzarbeit hat Hafermann angemeldet, fünf Fahrer, die noch in der Probezeit waren wurden „schweren Herzens“ gekündigt, Saisonkräfte gar nicht erst eingestellt. „Knapp neun Millionen Euro Umsatz sind uns mittlerweile entgangen“, sagt Hafermann. An jedem weiteren Tag Stillstand kommen 14.500 Euro hinzu. Und der Fuhrpark kostet auch, wenn er steht. Weil die gut 400.000 Euro teuren Busse in der Regel geleast sind und zudem täglich an Wert verlieren. „Aber niemand sagt uns, wann es weitergehen soll.“

„Wir hängen komplett in der Luft“

„Wir hängen komplett in der Luft“, bestätigt Michael Thüring, Geschäftsführer von Graf’s Reisen aus Herne. 45 seiner leuchtend gelben Busse hat er derzeit auf dem Hof stehen. Zehn davon hat er am Mittwoch in Gruppen aufgeteilt durch das Ruhrgebiet fahren lassen. An der Rheinkniebrücke in Düsseldorf haben sie sich dann getroffen und sind hupend über den Fluss und vorbei am Landtag gefahren. „Um auf unsere Lage aufmerksam zu machen.“

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Kaum Schulbusverkehr, keine Klassenfahrten, keine Kegelausflüge, kein Urlaub, nirgendwo. „Die Lage ist brisant“, sagt Thüring. Etwas Ähnliches sagen sie alle, die an diesem Tag mit ihren leeren Bussen in die Landeshauptstadt gekommen und zu Fuß zum Landtag gezogen sind. „Vielen steht das Wasser bis zum Hals“, warnt einer. „Unterkante Oberlippe.“ Und ein anderer hat das Gefühl, „die Regierung hat uns einfach vergessen“.

Verband hat Hygienekonzept entwickelt

Ein Hygienekonzept hat der Verband Nordrhein-Westfälischer Omnibusunternehmer (NWO) längst entwickelt. In jeder Fahrpause soll desinfiziert werden, beim Ein- und Aussteigen würde Maskenpflicht herrschen, und die Daten der Fahrgäste sind bei Bustouristen ohnehin bekannt. Grundsätzlich soll natürlich auch hier die übliche Abstandsregel von 1,50 Meter gelten. Letzteres sehen die meisten Unternehmer allerdings eher als Empfehlung an. Sonst können sie einen Bus maximal halbvoll machen“ Hafermann nickt. „Das rechnet sich nicht.“

Reisebus-Unternehmer demonstrieren vor dem Landtag in Düsseldorf.
Reisebus-Unternehmer demonstrieren vor dem Landtag in Düsseldorf. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen


Wird der Bus voller, soll auch während der Fahrt Maskenpflicht gelten. „Wie im ÖPNV- und Schulbusverkehr“, sagt Hafermann. „Und wie in der Bahn und im Flugzeug. Warum sollten für uns andere Regeln gelten?“

Wollen die Menschen überhaupt wieder Bus fahren?

Mit der Aufhebung des Fahrverbotes allein ist es aber nach Einschätzung des NWO nicht getan. „Wir brauchen auch einen größeren Rettungsschirm“, sagt Verbandssprecher Manfred Krause. Selbst bei weiterer finanzieller Unterstützung aber, sagt Thüring, könne es für manche Unternehmen eng werden. „Frühestens Ende des Jahres, werden wir wieder etwas Luft haben. Wenn es gut läuft.“

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Dazu gehört natürlich auch, dass die – überwiegend ältere – Kundschaft zurückkehrt Thüring ist da zuversichtlich. „Seit den letzten Lockerungen haben wir schon wieder unglaublich viele Anfragen bekommen.“ Und bei Hafermanns können sie das Interesse der Kunden sogar mit Zahlen belegen. Denn sie haben eine Online-Umfrage gestartet. Mit erfreulichem Ergebnis. „70 Prozent haben gesagt, sie würden gerne wieder eine Busreise machen.“ Für Thüring ist die Sache damit klar: „Wir müssen schnellstens wieder Fahrt aufnehmen