Düsseldorf. Durch den Streik der Verdi sind am Freitag 160 Flüge am Düsseldorfer Flughafen annulliert worden. Das rät die Verbraucherzentrale NRW Passagieren.
„Wir werden nicht müde, den Finger in die Wunde zu legen“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim. Noch bis 0 Uhr in der Nacht streiken die Sicherheitskräfte der Fluggast- sowie Personal und Warenkontrolle am Düsseldorfer Flughafen für höhere Löhne.
Insgesamt 160 Flüge sind gestrichen worden, wie der Airport am Freitagnachmittag mitteilt. Betroffen gewesen seien 90 Abflüge und 70 Ankünfte. Trotz längerer Wartezeiten bei den Passagierkontrollen sei die Situation im Terminal bislang ruhig.
Jan Philipp Stupnanek, Reiserechtexperte der Verbraucherzentrale NRW, rät Passagieren: „Ausreichend Zeit einplanen und vielleicht auch vorher bei der Fluggesellschaft nachfragen, ob der Flug Verspätung hat oder annulliert wurde.“
Streik: Düsseldorfer Flughafen bittet Handgepäck „auf ein Minimum“ zu reduzieren
Auch der Flughafen bat Passagiere, sich vor der Anreise bei ihrer Fluggesellschaft oder dem Reiseveranstalter zum Stand ihres Fluges zu informieren. Zudem bitte man darum, das Handgepäck „auf ein Minimum“ zu reduzieren, um die Kontrolle zu beschleunigen.
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Am Flughafen waren für Freitag eigentlich rund 280 Flugbewegungen geplant. Der Airport rechnete mit insgesamt etwa 26.700 Passagieren.
Das fordert die Gewerkschaft Verdi
Die Forderung der Gewerkschaft lautet: Ein Euro mehr pro Stunde für die Beschäftigen und zudem eine Angleichung der Löhne an allen Flughäfen bundesweit. Derzeit würden regional unterschiedliche Löhne gezahlt. Zudem sollen die Gehälter der Mitarbeiter der beiden Security-Firmen, Deutscher Schutz- und Wachdienst (DSW) sowie Security Klüh, angepasst werden.
„Für die gleiche Arbeit bekommen die Klüh-Mitarbeiter weniger als die vom DSW und das nur, weil hier der Auftraggeber ein anderer ist“, ärgert sich der Gewerkschaftssekretär. Während nämlich die DSW vom Bund beauftragt wird, hat der Flughafen selbst Klüh-Security engagiert.
Fluggäste ärgern sich: „Das ist so doof“
Schon am frühen Freitagmorgen entstehen durch den Streik enorme Beeinträchtigungen für den Flugverkehr. Vor der Anzeigentafel des Abflugbereichs am Terminal B stehen Silvia, Martina, Manuel, Werner und Andreas.
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Ihr Flug nach Ägypten sollte eigentlich um acht Uhr starten, ist wegen des Streiks aber um mindestens zwei Stunden verschoben. „Das ist so doof“, ärgert sich Silvia. Die fünf Freunde haben kein Verständnis, versuchen aber aus der Situation das Beste zu machen: „Ich würde sagen wir trinken uns das jetzt erstmal schön und gehen was essen“, sagt Silvia schulterzuckend.
Doch nicht nur ihr Urlaub beginnt später als geplant. Flüge nach Ibiza, Alicante oder Palma haben an diesem Morgen über drei Stunden Verspätung. „Wir haben kein Interesse daran, mit den Aktionen die Fluggäste zu treffen“, so Tarim. Dennoch soll „den Verantwortlichen bewusst sein: Wenn wir streiken, geht hier nichts mehr.“
Bei seiner Ansprache an die Mitarbeiter lobt er die bisherigen Fortschritte. Seit 2013 habe man eine Angleichung der Gehälter zwischen Klüh und DSW Mitarbeitern von knapp drei Euro erreicht. Ein großer Erfolg für die Gewerkschaft und dennoch: „Wir wollen noch weitergehen und die Lücke endgültig schließen.“
„Das Angebot, das wir bisher bekommen haben, ist eine Frechheit“
Torsten Bogula, Betriebsratsvorsitzender bei der DSW, ist wegen der Fortschritte in der Vergangenheit zuversichtlich, dass die Arbeitskampfmaßnahmen Früchte tragen werden. „Das Angebot, das wir bisher bekommen haben, ist eine Frechheit. 38 Cent sollten wir mehr bekommen, das hat nichts mit Wertschätzung zu tun. Das ist eher ein Schlag ins Gesicht.“
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Die Stimmung unter den Kollegen sei gereizt, manche haben auch schon mit dem Gedanken gespielt, den Job zu wechseln. Personalmangel und dadurch resultierend eine steigende Arbeitsbelastung sowie ungleiche Bezahlung, würde vielen die Lust auf das Arbeiten nehmen, sagt Stefanie Kuhnt, Angestellte beim Securitydienst Klüh.
Und dennoch: „Ich bin jetzt neun Jahre hier, das wirft man nicht einfach weg. Außerdem habe ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag, den bekomme ich so schnell woanders nicht.“
Özay Tarim sagt: „Unsere Forderungen sind mehr als berechtigt. Man muss sich auch immer vor Augen führen: Wir machen Anti-Terror-Maßnahmen.“ Er sieht auch mit der Teilnahme einiger Führungskräfte an dem Streik einen Durchbruch. Diese klare Positionierung brauche man. „Wenn wir solidarisch sind, können wir weiterkommen. Wir stehen zusammen, das haben wir heute eindrucksvoll bewiesen.“
Streiks auch in Köln/Bonn und Frankfurt
Bereits am vergangenen Mittwoch kam es am Flughafen Köln/Bonn zum Streik zur Durchsetzung von höheren Entgelten. Rund 100 Sicherheitsmitarbeiter im Frachtbereich legte dort ihre Arbeit nieder. Über den Tag verteilt sollen sich insgesamt 250 Beschäftigte mehrerer Firmen an dem Warnstreik beteiligt haben.
Auch in Frankfurt am Flughafen hat die Gewerkschaft Verdi zum gleichen Streik aufgerufen. Neben einem Bewachungsdienstleister sollen auch die Frachtkontrollen bestreikt werden, wie ein Verdi-Sprecher erklärte. Er rechne mit verzögerten Abflügen. Das Ende der Aktionen war für Samstagmorgen um 06.00 Uhr geplant. (mit dpa)